Die Autolawine, die sich morgens zäh nach Quito windet, lassen wir hinter uns. Seit zwei Stunden sind wir nun auf der Avenida de los Volcanos – hier auch die Panamericana – unterwegs. Aufgeregt zeigen wir nach links hinüber zum Pasochoa, dann wieder nach rechts zum Corazon und Illinizas, Gipfel, die wir vor vier Monaten erklommen haben. Nur einer will sich heute im Dunst der Wolken gehüllt nicht zeigen – „unser“ Cotopaxi. Es geht zurück in die Region, die in uns noch immer emotionale Gefühlsausbrüche hervorruft. Es geht zurück in die Region Cotopaxi. Doch dieses Mal haben wir nicht unsere Wanderschuhe angezogen, sondern tragen nur leichtes Gepäck.
Immer donnerstags machen sich in den frühen Morgenstunden weniger Touristen, sondern Einheimische verschiedener Stämme auf den Weg zum 20.000 Einwohner zählenden Ort Saquisili, in dem sie auf mehreren Märkten ihre Waren verkaufen. Aber eigentlich ist die ganze sonst verschlafene Stadt an diesem Tag ein einziger Markt. Dieser zählt zu den größten in Ecuador und ist verglichen zu dem großen Bruder in Otavalo doch auch viel authentischer. Zwischen den hohen Gipfeln wird gehandelt und verkauft, was immer man sich vorstellen kann. 1 km vom Ortszentrum entfernt findet man den Tiermarkt, auf dem „größere“ Nutztiere wie Kühe, Schweine, Lamas, Alpakas angeboten werden. Daneben sind Grasballen aufgetürmt, so dass man gleich das Futter mit erwerben kann.
Ein bisschen weiter zurück in der Stadt werden auf einem Platz von Segunda Mano (Second Hand) über Möbel vor allem Kleintiere angeboten. Ob in Körben oder Käfigen – Kaninchen und die beliebten Cuys (Meerschweinchen) liegen eng aneinander und warten auf ihr Schicksal, als Delikatesse verarbeitet zu werden.
Auf einem anderen Platz geht es weniger geschäftig zu. Hier werden Alpaka-Waren und Kunsthandwerk an die wenigen vorhandenen Touristen verkauft. In der Calle Simon Bolivar soll sich der beste Tortilla-Laden befinden und den wollen wir besuchen. Wir müssen nicht lange suchen, denn nur vor einem Tortilla-Laden hat sich eine lange Schlange gebildet – das muss er also sein. Und tatsächlich, diese Tortillas triefen im Fett und sind aber gerade deshalb und wegen ihrer Käsemischung sehr lecker.
Auf dem vierten Markt, den wir nach unserem Lunch besuchen, leuchtet die Kleidung der indigenen Frauen besonders schön, die auf dem Boden sitzend Bohnen von ihren Hülsen trennen. In einer Ecke werden, wie soll es in Ecuador anders sein, Rosen mit 2. Qualität verkauft. Für unser Auge sind sie wunderschön, lang mit geradem Stil und einer vollen Blüte, doch für den Export wohl nicht brauchbar. Also landen sie hier. Essenstände zieren jeden einzelnen Markt, denn wer viel kauft und verkauft hat auch mächtig Hunger. Saftige Mangos, leckere Grenadinen – alles strotzt vor Farbe und Geschmack.
Schweren Herzens fahren wir mittags wieder ab, lassen das vibrierende Marktleben hinter uns. Wer ein breites Angebot an Kunsthandwerk und Wollwaren sucht, sollte eher nach Otavalo fahren. Wer das wahre Landleben und die lokale Kultur sucht, der ist in Saquisilí richtig.
Einen weiteren interessanten und authentischen Wochenmarkt besuchten wir übrigens in Cotacachi.
Man erreicht den Ort Saquisilí von Latacunga in ca. 20 Minuten. Alle halbe Stunde fährt ein Bus vom Plaza Chile aus. Sollte man Saquisilí von Quito aus besuchen, nimmt man den Bus vom zentralen Busbahnhof Quitumbe. Die Fahrt dauert 1,5 – 2 Stunden.
Wir wurden von der Simon Bolivar Spanish School unterstützt. Alle Ansichten sind unsere eigenen.
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