Die Gegend um Suchitoto im District Chalatenango hat eine bewegte Geschichte. Heftig tobten hier in den 80 Jahren die Kämpfe zwischen FMLN-Guerilla und Armee. Wer weg konnte, floh – auch in die USA. Nur die Älteren blieben einst zurück.
Heute mag man in dem beschaulichen 16.000 Einwohner zählenden Städtchen 47 km nördlich von San Salvador nur bleiben, so friedlich liegt es im Abendlicht, als ich aus dem Auto steige. Noch bevor ich mein Zimmer beziehe, zieht es mich auf den Plaza Centenaria. Die Sonne steht schon sehr niedrig als ich über das Kopfsteinpflaster schlendere. Kleine Tiendas, Restaurants, Verkaufsstände umringen den Hauptplatz. Die Kirche Santa Lucia thront über dem Geschehen, das nicht so recht geschehen will. Zumindest heute nicht mehr. Nur wenige Leute haben sich zur Messe eingefunden. Lieber sitzt man auf den schattigen Bänken oder auf dem Bordstein unter den Arkadengängen oder Bäumen, um einen Plausch zu halten. Wie aus einer anderen Zeit, wäre da nur nicht die Reggae-Musik, die von dem Verkaufsstand an der Ecke über den Platz schallt. Genauso behäbig wie der Takt, bewegt sich in Suchitoto das Leben.
Alte Männer tragen Strohhut und Hemd. Auf den Köpfen von machen Frauen balancieren hingegen Schüsseln. Sie kommen von der Markthalle eine Straße weiter oder gehen zur Maismehlverarbeitung an der Ecke des Marktplatzes, um später Pupusas daraus zu zaubern. Ich folge einer dieser Frauen in die Maismühle. Dort wartet der 75 jährige Julian Antonio seit 29 Jahren tagein tagaus auf all die Frauen, die ihre Schüsseln und Eimer mit Mais mahlen. Das Ergebnis testen wir später in der Pupuseria Santa Lucia Café. Man muss aufpassen, nicht zu viele dieser leckeren Häppchen zu verschlingen, denn die machen dick, meint mein gertenschlanker Guide Eduardo.
Dennoch zieht er es am nächsten Morgen vor, die kurze Strecke hinab zum Cerrón Grande, auch liebevoll Suchitlán See genannt, zu fahren. Zu wenig Zeit für so ein herrliches Stückchen Erde. In 20 Minuten hätte man vom Ort einfach die 3a Avenida Norte entlanwandern können. So schön die Natur selbst an diesem trüben Morgen ist, so wenig mag man glauben, dass wir am Ufer eines künstlichen See stehen. Dort, wo der Rio Lempa aufgestaut wird, um Energie zu gewinnen, lässt sich eine Vogelschar von Kormoranen ins Wasser plumpsen und übernimmt den Dienst der Fischer. Hat man Glück und ist zur rechten Zeit hier, kann man die Migration der Vögel beobachten – Adler und Falken sind auch dabei.
Ein paar bunte Holzboote stehen einsam im Sand. Keine Touristen, keine Fischer, keine Sonne. Und doch ist genau das der Ort, den ich immer wieder auf Reisen suche.
Tourenvorschläge und Informationen findet Ihr hier.
Die Reise in Bildern findet Ihr auf Instagram unter #purlatinfever
Ich wurde von Visit Centroamérica eingeladen. Alle Ansichten sind meine eigenen.
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Der Ort wirkt wirklich ruhig und beruhigend.
Danke, Neni. LG, Madlen
I loved it: Die Fahrt mit dem Boot auf den See, die kleinen Galerien, das Essen auf der Plaza, die Polizei in ihrem offiziellen Buggy, mein schönes Hotel Los Almendros de San Lorenzo (die ehemalige Hacienda des französichen Botschafters) und last not least wurde ich von meinem Guide Nelson zum perfekten Guerillero ausgebildet – naja, fast zumindest…