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Zypern – auf der Suche nach der Liebe

Zypern Aphrodite Felsen

Wir unterqueren die Bundesstraße durch eine schmale Unterführung. Das grelle, einfallende Licht blendet mich und lässt mich leicht torkelnd den menschlichen Schatten folgen. Dann trete ich hinaus: vor mir liegt das aufgewühlte Meer. Ein Baum mit weißen Schleifen, die aus Tempotaschentücher geformt sind, biegt seine Äste in den starken Windböen, die auch mein Haar zerzausen. Ein paar Touristen haben sich eingefunden in der malerischen Bucht, in der drei gigantische Kalksteinbrocken aus dem Meer ragen, als wollen sie Erde und Himmel miteinander vereinen.

Zypern Aphrodite Felsen

Am Aphrodite Felsen

Der rhythmische Wellenschlag pocht wie ein Herz. Ich laufe den steinigen Strandstreifen nach rechts – aus Steinen geformte Herzen zieren den Boden. Wäre es nicht so kalt, würde ich mich in die Wellen schmeißen. Vielleicht würde ich den Worten von Evkavi folgen, und gar dreimal um den Felsen schwimmen, um ewige Jugend zu erlangen.
Doch ich bin zu spät, einen Tag um genau zu sein, um diesen Aberglaube in einer dazu erforderlichen Vollmondnacht auf seine Realitätsnähe zu testen. Denn den Rahmen bietet eine Vollmondnacht und die habe ich nun glatt um einen Tag verpasst.

Ich bin an einem besonderen Ort, das merke ich schnell. Hier – nur ca. 15 km östlich von Paphos – soll die Göttin Aphrodite den Wellen des Mittelmeers entstiegen sein. Aufgeschäumt wie die Milch des Cappuccino soll dies einer Legende her nach Hesiod geschehen sein. Bis heute ist die Tochter des Uranos eine Art Nationalgöttin Zyperns. Dessen Sohn Kronos schnitt ihm, auf Rat seiner Mutter Gaia, die Geschlechtsteile mit einem Sichelhieb ab und warf diese ins Meer. Das Blut und der Samen vermischten sich mit dem Wasser, welches ringsum aufschäumte und daraus die griechische Göttin der Schönheit und der Liebe Aphrodite gebar, die dann an der Küste von Zypern an Land ging.

Vor der Christianisierung im 4. Jahrhundert strömten Pilger aus der ganzen Welt an diesen Ort, um mit jungen Zypriotinnen, die vor der Heirat ihre Jungfräulichkeit der Göttin opfern sollten, den Beischlaf zu vollziehen. Man nennt die Tempelprostitution. An diesen Kult erinnert heute noch das Blütenfest im Frühjahr.

Petra tou Romiou, wie der Strand heißt, ist nicht irgendein Strand – sondern zählt auch zu den schönsten auf Zypern. Trotz oder gerade wegen des Kiesels, der Steinfelsen und des glasklarem Wassers.

Bad der Aphrodite

Zwei Tage später erreiche ich einen anderen lieblichen Ort. Auch hier hat Aphrodite ihre Hände im Spiel. Ich bin in Latchi auf der Akamas-Halbinsel – nur knapp eine Autostunde von Paphos entfernt. Im Hafen haben Ausflugsboote und Jachten festgemacht. Tauchschulen reihen sich neben Tavernen, Hotels, Souvenirläden und Touranbietern an der Uferpromenade aneinander. Mit einem Ausflug zum „Aphrodite-Bad“ wirbt ein Schriftzug. Und auch Aphrodite-Statuen werden verkauft.

Von Latchi sind es nur wenige Kilometer bis zum Bad der Aphrodite. Im anschließenden Naturschutzgebiet gibt es gar einen Adonis-Trail. Auf unserer dreistündigen Bootstour zur Blauen Lagune sehen wir diesen mythischen Ort jedoch nur aus der Ferne. Der Legende nach soll Aphrodite hier immer in einem See in einer Grotte ihr Bad genommen haben und lernte dabei den schönen Adonis kennen. Erst schwamm die Göttin wohl in der kristallklaren Bucht, um dann später ihr Bad im See zu nehmen.
Vom kristallklaren Wasser der Buchten an der Akamas-Halbinsel können wir uns selbst überzeugen, während an uns die winzige St. Georgios Kirche vorbeizieht. Auch wenn die Verglasung im Glasbodenboot vor der St. Georgios Insel nur die Sicht auf die Unterwasserflora freigibt und wir umsonst Fische suchen, bekommt man ein Gefühl für die Umgebung. Bis zu 40 Meter Sicht soll man hier haben. In der Blauen Lagune überzeuge ich mich selbst mit einem Sprung in das noch frühlingshaft frische Wasser, dessen Türkis funkelnde Oberfläche mich in die Karibik versetzt. Nur ein paar Boote haben hier heute festgemacht, in der Hochsaison soll die Bucht jedoch mehr Ausflügler anziehen. In Latchi kann man sich sogar ein eigenes Boot mieten, um die Akamas-Halbinsel zu umrunden und eine der schönen Buchten wie Bali, Manolis, Kamille oder die Fontana Amorozo aufzusuchen.

Mit Rad in der Pissouri Bucht

Doch nicht nur die Akamas-Halbinsel hat mir ihren Tälern, Höhlen und Schluchten sowie ihren einzigartigen Biotopen, die mehr als 500 Pflanzenarten beheimaten, viel zu bieten. Ich genieße auch die Fahrten auf den Landstraßen. Auf dem Weg von Paphos nach Latchi zieren Weinberge die aufgewellte Landschaft. An Wein mangelt es auch nicht auf der Strecke von Paphos nach Lemesos. Hier durchquert man auch Orangenplantagen. Die Äste der Bäume wiegen so schwer, dass sie fast den Boden berühren. Und dann sind es Oleandersträucher, die inmitten einer sonst sehr kargen Natur Akzente zu setzen wissen. Eben diese Landschaft wollen wir auch mit dem Rad erkunden. Thomas Wegmüller nimmt sich unserer kleinen Gruppe an. Im recht exklusiven Columbia Beach Resort in der einsamen Pissouri Bucht hat er seinen Stützpunkt eingerichtet. Und da ist sie wieder, die Suche nach der Liebe – nun fernab von Aphrodite. Denn Radtouren machen mir besonders viel Spaß. Denn die Sicht durch die Scheibe eines Autos ist immer wie das Konsumieren eines Fernsehprogramms. Ich mag riechen, sehen, fühlen. Das kann man auf dem Rad wunderbar. Nur leider kommen wir an diesem Tag nicht weit. Zumindest erreichen wir nicht das anvisierte Ziel, den Avdemou Beach. Mit 330 Sonnentagen kann Zypern seine Besucher verzaubern, und doch ist es bei uns wie verhext. Graue Wolken begleiteten uns bereits den ganzen Morgen. Doch kaum sitzen wir auf unseren Mountain Bikes, schüttet es vom Himmel. Wir versuchen es trotzdem und suchen schließlich in einer kleinen Kirche am Wegesrand Schutz. Hier kommen wir mit dem Radprofi Thomas ins Plaudern, während wir den Duft von Weihrauch inhalieren. Er verrät uns, dass es eigentlich besser ist, nach der Pubertät in das Radgeschäft einzusteigen, denn dann wird man weniger von anderen „Reizen“ abgelenkt. Er selbst war 20 als er begann und war, als Lance Amstrong auf dem „Parkett“ erschien, noch drei Jahre schneller als der späterer Tour de France-Sieger (bzw. Verlierer). Als Profi fuhr er einst 40.000 km im Jahr, heute sitzt er mehr auf dem Mountain Bike als auf dem Rennrad und schafft noch stattliche 8.000 km. Fast täglich nimmt er Gruppen in die Umgebung – mit Rad oder auf einer Wanderung. Besonders das Hinterland soll nach seiner Aussage sehr reizvoll sein. Praktisch ohne Verkehr ist man sofort im Troodos-Gebirge oder genießt die herrlichen Ausblicke entlang der welligen Küstenstraße.

Kourion – ein archäologisches Juwel im Steinbruch

An der Küstenstraße liegt auch ein archäologisches Juwel – die Ausgrabungen von Kourion. Ein Großteil des weiträumigen Geländes der antiken Stadt wurde freigelegt und kann heute besichtigt werden. Kourion war ein bedeutendes Stadtkönigreich, das wahrscheinlich im 13. Jahrhundert vor Christi knapp 20.000 Menschen als Wohnort diente. In Kourion kämpften früher Gladiatoren. Ein Erdbeben brachte die Gebäude im Jahr 365 zum Einsturz und Kourion verkam in der darauffolgenden Zeit als Steinbruch. Ein besonderes Highlight ist das griechische Amphitheater, das aus dem 2. Jahrhundert vor Christi entstand und jedes Jahr im Juli Schauplatz der „Cyprus Music Days“ (Jazz und Klassik) wird.

Zypriotische Katzenliebe

Nicht weit von hier, 15 km westlich von Limassol, befindet sich das vermutlich älteste Kloster Zyperns. Und das hat eine flauschige Geschichte. Der Legende nach wurde das Kloster im 4. Jahrhundert von der Heiligen Helena, Mutter Konstantins des Großen, gegründet, die einen Splitter des Heiligen Kreuzes dort zurückließ. Aufgrund einer schweren Dürre verließen viele Bewohner die Halbinsel. Hier wimmelte es von Giftschlangen. Konstantin der Große entsandte daraufhin Gouverneur Kalokeros nach Zypern, um in dem Gebiet tausende von Katzen auszusetzen, um die Schlangen zu bekämpfen. Obwohl das Kap von den Schlangen befreit werden konnte, waren viele Katzen versehrt. Mal fehlte die Nase, mal ein Ohr. Das Kap wurde als Kap Gata („Katzenkap“) bekannt. Man begegnet nicht nur hier, sondern überall auf der Insel noch heute vielen gut genährten Katzen. Man meint, hier muss wohl eine große Katzenliebe im Spiel sein, die auch mein Herz höher schlagen lässt.

Richard Löwenherz im Kastell von Limassol

Es geht weiter durch die Macchie-Vegetation nach Limassol. Die zweitgrößte Stadt beherbergt nicht nur einen aufgerüschten Hafen mit teuren Jachten und Appartments, sondern hat auch noch eine stimmungsvolle Altstadt mit einem alten Lager für Johannisbrotbaum, das heute Restaurants beherbergt. Daneben befindet sich das Kastell, das im 13. Jahrhundert auf Resten einer Befestigungsanlage errichtet wurde und auch als Militärhauptquartier und Gefängnis diente. Heute beherbergt die teils wieder aufgebaute Burg ein Museum, das mittelalterliche Fundstücke ausstellt und chronologisch an das Archäologische Museum anschließt. Aber auch hier drehte sich einst alles um die Liebe. So heiratete Richard Löwenherz im Jahr 1191 Berengaria von Navarra, um mit dieser Verbindung unter anderem den französischen Reichsteil abzusichern. Doch ob es wahr Liebe wahr, wird bezweifelt. Schließlich hatte er mit Berengaria von Navarra während ihrer siebenjährigen Ehe keine Kinder, er mied ihre Nähe, und hielt immer dort Hof, wo sie gerade nicht war. Aphrodite hat hier wohl nicht genug Arbeit geleistet. Oder das Paar hat bei seiner Vermählung keinen Granatapfel auf den Boden geworfen – denn die Anzahl der Kerne soll Aufschluss über die Anzahl der Kinder geben – sagt man hier auf Zypern.

Was man sonst noch wissen sollte?

  • Man erreicht den Süden Zyperns per Direktflug in ca. 3,5 Stunden. Germania fliegt Paphos von Düsseldorf zweimal wöchentlich und von Berlin, Bremen, Erfurt-Weimar, München und Hamburg einmal wöchentlich an.
  • Zypern bietet mit seiner über 600 km langen Küstenlinie viele ausgedehnte Sand- und Kieselstrände.
  • Laut EU-Kommission gibt es auf Zypern mit das sauberste Wasser, 99% der Badestellen haben eine exzellente Qualität und erfüllen somit die strengen Richtlinien der EU.
  • Eine Vielzahl fremder Kulturen hat die zypriotische Küche geprägt. Türkische, orientalische und britische Einflüsse haben bis heute ihre Spuren hinterlassen. Weinliebhaber kommen in den Genuss von autochthonen Weinen oder internationalen Sorten wie Chardonnay, Cabernet oder Syrah. Zypern ist von Weinschädlingen komplett verschont und bietet daher unverfälschte Weine ohne chemische Belastung.
  • Zypern bietet sehr viel griechische Mythologie und historische Monumente und ist somit auch für den Kulturinteressierten ein geeignetes Ziel.
  • Zypern ist geeignet für Wassersportler, Golfer, Radfahrer, Wanderer, Reiter. Sport spielt hier eine große Rolle und so wird es einem nicht langweilig.
  • Um zur Blauen Lagune zu gelangen, kann man sich ein eigenes Boot in Latchi mieten oder man nutzt das Glasbodenboot, das um 10.30 Uhr und um 14 Uhr abfährt. Die Tour dauert drei Stunden und enthält auch Früchte und Getränke. Preis: 20 EUR.
  • Übrigens, Paphos wird 2017 Europäische Kulturhauptstadt 2017 – warum ein Besuch lohnt

Ich wurde von der  Fremdenverkehrszentrale Zypern und Germania eingeladen. Alle Ansichten sind meine eigenen.

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