Jahr: 2012

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Fata Morgana

Wir waren die letzten, die das Camp verließen. Aber mit 9 Uhr als Startzeit waren wir eigentlich bestens in unserer Zeit. Das letzte von diesem Camp waren vier winkende Angestellte am Ausfahrttor, die hinter uns immer kleiner wurden bis sie verschwanden. Die Hügelgegend, in der das Camp liegt, verschwand ebenso schnell und wurde durch eine weite Ebene abgelöst. Sand mit Kiesel und kleine grüne Halme – das war weit und breit alles, was unsere Augen erfassten. Und dann plötzlich eine Seenlandschaft links von der Straße – weit hinten, wir würden sie noch passieren. Was wir sahen oder glaubten zu sehen, passierten wir nie. Eine Fata Morgana oder besser zahlreiche Fata Morganas täuschten uns am Horizont. Immer wieder verschwamm ganz hinten eine Kante – verflüssigte sich. Feste Materie zerfließt, um sich wieder zusammenzusetzen. Ich war fasziniert, mehr noch als von den weiten Ebenen, die zunehmend sandiger wurden, denn unter jedem Kiesel ist auch nur Sand. Nach zwei Stunden Fahrt sahen wir eine Bergkette am Horizont – keine Fata Morgana. Hier begann es sandig zu werden und …

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Gobi light

Die Nacht begann mit feiernden Mongolen im Rücken recht laut, doch da sie weit genug entfernt von unserer Jurte campierten, fand ich schnell zum festen Schlaf. Auch die zunehmend milder werdenden Nächte Richtung Süden sind hilfreich. Dennoch entflammte Lars noch ein Feuer im Jurtenofen, mit dem die fließend englisch sprechende Angestellte nicht recht zufrieden sein wollte. „So bad work“ kommentierte sie die Arbeit des Feuerspezialisten Lars. Jetzt ist auch klar, weshalb meine letzten Nächte immer mit einer Sauna begannen und einem Kühlschrank endeten. Wie üblich machten wir uns kurz nach 9 Uhr auf die Weiterfahrt. Wir ließen den Khangai mit seinen bewaldeten Berghängen und zahlreichen Tierbeständen hinter uns. Als erstes Stück fanden wir eine asphaltierte Straße vor, aber weshalb Teerstraße fahren, wenn man Ackerpiste haben kann? Also fuhren wir wie so oft neben der geteerten Straße, die zugegebenermaßen anfänglich auch wirklich löchrig war. Dann folgten ein paar Kilometer auf der Teerstraße von der unser Fahrer schneller als uns lieb war einmal querfeldein abbog. Dies sei ein Shortcut. Mh, wir fanden 10 km Abkürzung über Holperpiste …

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Ein bisschen individueller darf es sein

Tag 10 unserer Tour ist angebrochen. In schnellen Schritten nähern wir uns dem Ende. Endlich sind wir in Gefilden, in denen man sich morgens nicht in zehn Fleecepullis einmummeln muss. Die Gebirge lassen wir hinter uns und das in schnellen Schritten. Denn heute begleitet uns nach einer Stunde auf unbefestigter Straße eine neue Asphaltstraße. Da sind 100 km/h ungeahnte Geschwindigkeiten, die einen in einen Glücksrausch bringen. Immer mehr weitet sich die Landschaft. Steinhäuser lösen zunehmend Holzhäuser ab, kombiniert nach wie vor mit Jurte und Holzzaun. Wir sind kurz nach 11 Uhr bereits in Kharkorhin. Von diesem Ort aus wurde kurze Zeit das größte Weltreich regiert. Hier entstand mit Erdene Zuu die größte Klosteranlage der Mongolei. Durch den Orkhon Fluss (mit 1124 km einer der wichtigsten und längsten Flüsse der Mongolei) ist diese Gegend sehr gutes Ackerland gewesen, gerade auch zu sozialistischen Zeiten. 8.000 Einwohner leben heute hier. Für mich sieht der Ort nicht kleiner aus als Murun. Zu Chinggis Khaans Sohns Zeiten Uguudei zu Anfang/ Mitte des 13. Jhr. erlebte der Ort seine kurze Blütezeit. …

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Heiße Quelle

Wir verabschiedeten uns vom Weißen See und fuhren über Tariat nach Tsetserleg. Bis zum Chuluut Gol Fluß war es wieder eine elendige Holperpiste, die sich von der besagten Schlucht an in eine Asphaltstraße verwandelte. Die Freude unsererseits war jedoch nicht allzu groß, hatten wir hier bereits mit einem anderen Problem zu kämpfen. Es stank mächtig nach Verbranntem aus dem Motorraum und die Geräusche klangen auch nicht zu beruhigend. Nachdem unser Wagen nach einem kurzen Stopp nicht mehr angesprungen war, war unserem Fahrer klar, dass es sich um ein Problem des Anlassers handeln musste. Nur nicht mehr stoppen und einfach durch bis Tsetserleg. Dazu noch zahlreiche Telefonate. Unser Fahrer war aufgeregt und wir ebenso. Das Gute war, dass die rettende Stadt so nah war. In der Gobi Wüste wäre ein kaputter Anlasser allein schon ein riesiges Problem. Nach unserer dreistündigen Fahrt erreichten wir die schöne Aimaghauptstadt Tsetserleg (was so viel wie Blumengarten heißt). Wir bogen gleich rechts Richtung Autowerkstatt ab und Battuul lief mit uns zum Aimagmuseum im Kloster Zayaiyn Khuree. 1.000 Mönche hatten hier einst …

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Mongolisches Ruderboot von Robotron

Wir hätten einmal ausschlafen können, denn heute blieben wir im Camp. Leider war die Nacht trotzdem nicht ganz störungsfrei. Kurz nachdem ich eingeschlafen war, raschelte es immerzu an unserer Gerwand. Als ich das Licht anmachte, sah ich eine Maus aus unsere Tüte schlüpfen. Da wir ein ganzes Lebensmitteldepot darin versteckt hatten, war die Tüte Anziehungspunkt für die Maus gewesen. Also steckten wir nun alle Lebensmittel in einen Schrank und wollten weiterschlafen. Doch so einfach ist die Welt nicht für eine Maus. Sie zog von Schuhtüte zu Schuhtüte und hielt uns mit ihrem Rascheln auf Trab. Immer wieder Aufstehen und Dinge vor der einen Maus verstecken. Irgendwann rann sie gar nicht mehr davon, wenn wir das Licht wieder anknipsten. Das letzte Mal hatten wir sie beim Licht Einschalten aus unserem Papierkorb krabbeln gesehen. Danach war mir dieses Spiel zu dumm und ich schlief mit Mäuserascheln und dem Wellenrauschen des Weißen Sees ein. Das Camp hat ansonsten noch einen weiteren tierischen Beigeschmack hinterlassen, der mich nicht sonderlich störte, da er wesentlich geräuschloser erfolgte. Spinnen. Überall krabbelten sie …

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Abgekürzt

Die Nacht war wesentlich frischer als die Nächte zuvor. Reif legte sich wieder über das Gras am Ufer. Unsere Jurte war zunächst gut beheizt, doch wie in den Nächten vor der Khuvsgul-Gegend kühlte sie schnell aus, dieses Mal jedoch bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Auch aus dem morgendlichen Wasserhahn kam eine eiskalte Erfrischung. Um 6 Uhr sollte zwar jemand vom Camp unseren Jurtenofen heizen, doch erst um 7 Uhr klopfte es, als wir unsere Jurte bereits geheizt hatten. Um 6 Uhr war wohl auch dem Personal zu früh gewesen. Noch vor 9 Uhr machten wir uns auf den Weg und verabschiedeten uns von unserem kurzen Zwischenstopp am Zuun Nuur. Ca. 150 km warteten heute auf uns. So genau kann uns das nie jemand sagen, so verlassen wir uns auf unsere Schätzungen. In der Mongolei ändern sich die Wege und am besten ist es, immer die Einheimischen nach dem Weg zu fragen, so die stakkatoartig heruntergebetete Antwort unserer Battuul, wenn wieder Unwissenheit bezüglich des Weges in ihrem und dem Gesicht des Fahrers stehen. Tatsächlich fahren wir …

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Der Weg der 1000 Zweige

Nebelschwaden legen sich über den See, Frühreif  über Jurte und Wiesen. Der Khuvsgul See bereitet sich auf den Herbst vor. Und wir auf unsere Weiterfahrt. Morgens um 8 Uhr gibt das Setting eine gewisse Mystik ab. Die amerikanische Reisegruppe ist abgereist und wir sind allein beim Frühstück. Noch vor 9 Uhr verabschieden wir uns von der älteren Deutschen, deren Weg weiter nach Khovsd führt. Wir verlassen mit dem anderen Jeep nun auch leider ein Stück Orientierung. Die Strecke nach Murun finden wir noch, gibt es hier auch noch die Hilfestellung der neuen Teerstraße, die sich im Bau befindet. Doch ab Murun bewegen wir uns gen Westen auf der Suche nach den Hirschsteinen. Als wir an einer Tankstelle nach dem Weg fragen, ist mir klar, weder Fahrer noch Guide haben eine Orientierung. Und wir wollen gemeinsam allein bis zur Gobi Wüste kommen? Vielleicht verstehe ich ja auch etwas falsch. Als uns der Tankstellenwart in eine Richtung weist, war wohl unserem Fahrer noch nicht klar, dass aus einem Weg schnell mehrere Wege werden. Das ist das Gesetz …

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Die Brüder Boateng – Drei deutsche Karrieren von Michael Horeni

Die Brüder Boateng – Drei deutsche Karrieren“ von Michael Horeni, der als Sportredakteur arbeitet, beschreibt die ungleiche Geschichte dreier Brüder. Fußballinteressierte können Jérôme und Kevin-Prince Boateng sofort einordnen. Beide schafften es in die Profifußball-Liga und standen sich in der WM 2010 im Spiel Deutschland gegen Ghana gegenüber.

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Irre-Führung

Die Nacht war sehr stürmisch und ließ bereits erahnen, was einem im sibirischen Winter erwartet, außer die minus 40 Grad und Eisidylle. Wie gut, dass man von der Kälte, die jetzt in den Nächten schon herrscht, im beheizten Ger nichts mitbekommt. Nur den Sturm, der an den Zeltwänden reißt, und die Wellen des Khuvsgul Sees, hören wir sehr deutlich. Zum Glück verweilten wir einen weiteren Tag hier und bekamen den See von seiner Sonnenseite zu spüren. Zudem konnten wir endlich einmal „ausschlafen“. So waren wir um 9.30 Uhr die letzten im Frühstücksraum. Alle anderen unterwerfen sich dem Zwang des Programms. Unser Programm liegt heute in der Langsamkeit und im Erkunden der Umgebung. Hinter dem Camp und somit auch gleich am Uferrand ragen Berge gen Himmel, die es heute zum Teil zu erklimmen gilt. Eine nette Wanderung auf den nächstliegenden Berg, um einen Ausblick über die Weite des Sees zu bekommen, war unser Ziel. Battuul kam mit uns und zudem noch der Fahrer Njam und Battuuls Freund. Alle mit Fotokamera ausgestattet. War schon ein witziger Anblick, …

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An der sibirischen Grenze

Heute soll es hoch in den Norden an den Khuvsgul See gehen – zu der kleinen Schwester des Baikalsees. Aber auch diese muss sich nicht verstecken. Mit ihren 135 km Länge und 39,5 km Breite besticht sie noch nicht ganz. Aber die Tiefe macht es ebenso wie die des Baikalsees, liegen doch beide im selben tektonischen Gebiet und sind durch den Tungaa Graben miteinander verbunden. Also 265 m liegt der tiefste Punkt. Die Ufer des Khuvsgul Sees befinden sich in 1650 m Höhe. Das also erwartet uns heute. Doch erst einmal müssen wir aus Murun losfahren. Das Frühstück nehmen wir schweigend mit dem Fahrer gemeinsam ein. Meine Russischkenntnisse lassen mich im Stich, wenn man sie mal braucht. Und so muss uns unser Guide Battuul eine halbe Stunde später selbst erklären, dass sie heute Nacht zu lange Filme gesehen hat und dadurch verschlief. Macht ja nichts, wir sind ja nicht in der Schule. Aber um 9 Uhr kann es doch endlich losgehen – gut gefrühstückt mit Champion Suppe. Naja, vor lauter Suppentöpfen sah Battuul wohl nicht, …