Autor: Michael Stoffl

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Kolumbien – Auf den Spuren des Fußballs (Teil 7)

Junior vs. Atlético Nacional  0:0 Estadio Metropolitano Roberto Meléndez, Barranquilla 38.565 Zuschauer Primera A, Colombia 24.11.2013 Nun war es an der Zeit, mal an die Küste zu reisen. Ich nahm einen preiswerten Flug nach Cartagena, was nicht zu unrecht als eines der Höhepunkte Kolumbiens gilt. Eine gepflegte Altstadt mit bunten Kolonialbauten, karibisches Flair allerorts. Die Temperaturen erreichen hier oft 40°C, und nachts ist es selten mal kühler als 25°C. Von hier aus lassen sich auch schöne Bootsausflüge zu den umliegenden Inseln und Stränden unternehmen.  Ich investierte hier mal ein paar Pesos mehr in meine Unterkunft, und fand mich in einem wunderbaren Kolonialbau mit Pool im Innenhof wieder. Hier konnte man es aushalten. Die drückende Hitze ließ mich meine Aktivitäten ohnehin auf ein Minimum beschränken. Und Faulenzen gehört nun mal zu meinen Lieblingsbeschäftigungen.  Und meine Bequemlichkeit war es auch, die mich zum Fehlkauf der Woche hinreißen ließ: Das Hotel bot nämlich einen Tür-zu-Tür-Shuttle-Service zu meinem nächsten Ziel in Santa Marta an. Nur unwesentlich teurer als der reguläre Bus, aber dafür würde ich mir die Kosten und …

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Kolumbien – Auf den Spuren des Fußballs (Teil 6)

Atlético Nacional vs. Millonarios 1:0 Estadio Atanasio Girardot, Medellín 46.000 Zuschauer (ausverkauft) Copa Colombia, Finale (Rückspiel) 17.11.2013 Nach ein paar Tagen der Entspannung war es nun an der Zeit nach Medellín zurückzukehren. Das Spiel des Jahres stand schließlich an. Die beiden größten Vereine des Landes, die gleichzeitig die größte Rivalität pflegen, standen sich im Rückspiel des Pokalfinales im Atanasio gegenüber. Den Vorverkauf in Medellín konnte ich nicht nutzen, da ich ja andernorts unterwegs war. Die Partie war freilich längst ausverkauft. Und meine Kontaktperson vor Ort, eine junge Dame aus dem Fanshop, die mir versprach ein Ticket für mich zurückzulegen, war plötzlich nicht mehr erreichbar. So checkte ich zunächst wieder in die bewährte Unterkunft ein und fuhr mit der Metro zum Stadion, um die Lage zu prüfen. Lange Rede, kurzer Sinn: 20 Euro für einen Platz im Oberrang der Gegengeraden fürs Pokalfinale war absolut in Ordnung. Das waren zwar immerhin 50% Aufschlag auf den Originalpreis, aber ich will ja nicht klagen. Das Hinspiel in Bogotá ein paar Tage zuvor verfolgte ich in einer Bar in Salento. …

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Kolumbien – Auf den Spuren des Fußballs (Teil5)

Cali es caliente (Cali ist heiß), sagt man hier in Kolumbien. Und das ist durchaus auch wörtlich zu nehmen. Zum einen überschreiten die Temperaturen hier tagsüber locker die 30-Grad-Grenze, zum anderen gilt es als heißes Pflaster (man könnte es auch als temperamentvoll bezeichnen). Und dann ist Santiago de Cali auch noch die ungekrönte Hauptstadt des Salsa und auch die Heimat vom ex. Herthaner und neu Dortmunder Sergio Ramos. Spiel1: Deportivo Cali vs. Envigado Ergebnis: 1:1 Stadion: Estadio Olímpico Pascual Guerrero, Santiago de Cali Zuschauer: 4916 Zuschauer Liga: Primera A, Kolumbien Spieltag: 10.11.2013 An fast keinem anderen Ort Kolumbiens ist die Musik so präsent und begleitet einen durch den Alltag wie in Cali – allem voran die hier beheimatete Spielart der Salsa rumbera/ Salsa Caleña (wer hören will wie sich das anhört, einfach mal eine Suchmaschine nach Grupo Niche oder Orquesta Guayacan befragen). Doch von all dem fand ich – von der Hitze mal abgesehen – nach meiner Ankunft im Stadtzentrum erst mal gar nichts vor. Es war Wochenende und die Stadt war wie ausgestorben. Die meisten Lokale und Geschäfte waren …

Palmen bei Salento

Kolumbien – Auf den Spuren des Fußballs (Teil4)

Diesmal stehen zwei Spiele auf dem Programm. Achtelfinale der Copa Sudamericana zwischen Itagüí (COL) und  Club Libertad (PAR) sowie als zweites Spiel Deportes Quindío vs. Boyacá Chicó. Das Titelbild entstand in der Nähe von Salento in der „zona cafetera“. Der einzig andere verbliebene kolumbianische Vertreter im Achtelfinale der Copa Sudamericana waren dankenswerterweise die Goldenen Adler (Águilas Doradas) aus Itagüí, einem Vorort Medellíns, sodass es ein Leichtes war, die beiden Spiele des Kontinentalwettbewerbs zu kombinieren. Spiel1: Itagüí (COL) vs. Club Libertad (PAR) Ergebnis: 1:0 Stadion: Estadio Polideportivo Sur, Envigado Zuschauer: 2.000 Zuschauer Liga: Copa Sudamericana, Viertelfinale (Rückspiel) Spieltag: 07.11.2013 Da der eigene Platz wohl nicht den Anforderungen des Kontinentalverbandes Conmebol gerecht wird, wurde im Nachbarort Envigado gespielt, das einen weiteren Erstligaverein im Süden der Metropole stellt. Mit der Metro angereist, war der bescheidene Ground nach 20 Minuten Fußmarsch erreicht. Das Stadion besteht lediglich aus einer überdachten Tribüne mit Betonstufen ohne Sitzen sowie zwei Stehplatzbereichen, die sich gerademal über ein Drittel der beiden Hintertorseiten erstrecken. Der Eintritt für die Stehplatzbereiche war heute frei. Für die Tribünenkarte musste der Gegenwert von immerhin 4,50 Euro hingeblättert werden, …

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Kolumbien – Auf den Spuren des Fußballs (Teil3)

Weiter ging es nach Medellín, das ebenso wie Bogotá in den Anden liegt, aber eben nicht ganz so hoch. Hier herrscht ewiger Frühling mit angenehmen Temperaturen um die 25 Grad. Da Inlandsflüge in Kolumbien sehr günstig sind, entschied ich mich gegen die 6- bis 8-stündige Busfahrt und wählte stattdessen einen 30-Euro-(Minuten)-Flug mit der LAN, die zusammen mit der Avianca den hiesigen Markt dominiert. Der Transfer in die Stadt nimmt eine gute Stunde in Anspruch, da der Flughafen im benachbarten Tal in Rionegro liegt. Bei der Fahrt mit der Buseta über die Berge gewinnt man aber schon mal einen guten Eindruck davon, wie grün die Landschaft hier ist. Und Medellín ist eine Stadt, die es mir auf Anhieb angetan hat. Hier fühlte ich mich wohl. Alles ziemlich entspannt, nette Leute, angenehmes Klima und mit dem Hotel Deportista zudem die Herberge mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis dieser Reise: Gerade mal 8 Euro die Nacht für ein ordentliches Zimmer mit Bad, Ventilator, und Satelliten-TV. Von hier aus war so ziemlich alles von Interesse fußläufig zu erreichen – mit Ausnahme …

Estadio Nemesio Camacho "El Campín", Bogotá

Kolumbien – Auf den Spuren des Fußballs (Teil2)

Vor geraumer Zeit plante man in Bogotá, Kolumbien mal den Bau einer U-Bahn. Dazu kam es bekanntermaßen bis jetzt nicht, aber basierend auf dem anvisierten Liniennetz richtete man überirdisch gesonderte Spuren für Expressbusse ein, die heute unter dem Namen Transmillenio die Stadt durchziehen. Damit entkommt man dem anhaltenden Verkehrschaos und kommt für gut 70 Cent von A nach B. Und damit eben auch direkt zum Stadion. Sehr praktisch. Spiel: Millionarios vs. Deportes Tolima Ergebnis: 2:1 Stadion: Estadio Nemesio Camacho „El Campín“, Bogotá Zuschauer: 17.000 Liga: Primera A, Kolumbien Spieltag: 03.11.2013 Gerade mal zwei Tage im Lande und keine Ahnung, was mich hinsichtlich Stadtviertel und Stadionerlebnis erwarten würde, begab ich mich mit einer gehörigen Portion Vorsicht und offenen Augen Richtung Stadion. Meine Erfahrungen aus Buenos Aires lehrten mich, dass eben die meisten Grounds außerhalb der mehr oder weniger sicheren, von Touristen frequentierten Gegenden liegen, mitunter in ziemlich üblen Vierteln. Das Stadionareal war weitläufig abgeriegelt, und um sich den Stadiontoren nähern zu können, musste vorab eine Ticketkontrolle absolviert werden. Daher begann ich mich erst mal nach der Boleteria …

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Kolumbien – Auf den Spuren des Fußballs (Teil1)

Wir schreiben Dienstag, den 19. Juni 1990. Um 17 Uhr trifft im San Siro von Mailand das noch nicht wiedervereinigte Deutschland (West) im Rahmen der Fußballweltmeisterschaft auf die Vertretung Kolumbiens. Es war ein der Jahreszeit entsprechend heißer Tag in der Lombardei. Am Vortag war ich zusammen mit ein paar Freunden in einem Neunsitzer aus dem Raum München kommend gen Süden aufgebrochen. Unterwegs lauschten wir auf Musikkassette den Klängen zeitgenössischer Schlager wie etwa „Azzurro“ von den Toten Hosen oder „World in Motion“ von New Order. Genächtigt haben wir aufgrund finanzieller Engpässe auf einem Campingplatz am Comer See. Weit nach Einbruch der Dunkelheit eingetroffen, wurden wir vom Pförtner mit offenen Armen empfangen: Die Übernachtung für WM-Besucher wäre heute gratis. Obendrein gab’s zwei Flaschen Rotwein als Willkommensgruß. Unsere Standardantwort auf die Standardfrage der Italiener, wer denn Weltmeister werden würde, war in diesen Tagen entgegen aller Erwartungen stets „Kamerun!“. Damit war das Eis meist gebrochen. Bekloppte eben, die keine Ahnung vom Fußball haben – aber von wegen: Von einer Welle der Sympathie getragen, zogen die Afrikaner immerhin ins Viertelfinale …