Schritte
Und plötzlich ist man allein. Der Duft eines Krankenhauses zieht durch das Gemäuer, Türen fallen unregelmäßig ins Schloss, Schritte schlurfen durch die Gänge. Anspannung macht sich breit – bei mir und den anderen Patienten. Ich kehre in mein inneres Gefängnis. So ungefähr muss es sich anfühlen, wenn man nach einem Urteil seine Zelle bezieht. Wenn einen wenige Worte ersticken, einen aus dem reißen, was das Leben ausmacht. Düfte, Geräusche, Geschmäcker intensivieren sich dort, wo das Äußere nicht existiert. Der Zeiger der Uhr tickt langsam. Die Welt zieht in Zeitlupe vorbei. Der Mann neben mir greift immer wieder die Hand seiner Frau, die ängstlich auf den Boden schaut. Ruhige Worte der Hoffnung flüstert er ihr ins Ohr – gerade so laut, dass sie mich noch erreichen. Sie leiden zu zweit für einen. Ich versuche mich etwas abzuwenden, lausche dem Rascheln des Magazins, das die Patientin links neben mir wahllos durchblättert. Ihre meditative Art mit dem, was auf uns zukommt, umzugehen. Wir warten auf unsere Diagnosen – gemeinsam und doch auch jeder für sich allein. Nur das Paar rechts neben …