Kolumbien – Auf den Spuren des Fußballs (Teil1)
Wir schreiben Dienstag, den 19. Juni 1990. Um 17 Uhr trifft im San Siro von Mailand das noch nicht wiedervereinigte Deutschland (West) im Rahmen der Fußballweltmeisterschaft auf die Vertretung Kolumbiens. Es war ein der Jahreszeit entsprechend heißer Tag in der Lombardei. Am Vortag war ich zusammen mit ein paar Freunden in einem Neunsitzer aus dem Raum München kommend gen Süden aufgebrochen. Unterwegs lauschten wir auf Musikkassette den Klängen zeitgenössischer Schlager wie etwa „Azzurro“ von den Toten Hosen oder „World in Motion“ von New Order. Genächtigt haben wir aufgrund finanzieller Engpässe auf einem Campingplatz am Comer See. Weit nach Einbruch der Dunkelheit eingetroffen, wurden wir vom Pförtner mit offenen Armen empfangen: Die Übernachtung für WM-Besucher wäre heute gratis. Obendrein gab’s zwei Flaschen Rotwein als Willkommensgruß. Unsere Standardantwort auf die Standardfrage der Italiener, wer denn Weltmeister werden würde, war in diesen Tagen entgegen aller Erwartungen stets „Kamerun!“. Damit war das Eis meist gebrochen. Bekloppte eben, die keine Ahnung vom Fußball haben – aber von wegen: Von einer Welle der Sympathie getragen, zogen die Afrikaner immerhin ins Viertelfinale …