Immer wieder fällt mein Blick auf den verwaisten Kondomautomaten, der neben dem Zoll-Schalter am Grenzübergang bei der Ngoma Bridge hängt. Es ist das erste Bild, das sich mir von Botswana bietet. Ich frage mich, ob der Automat noch funktionieren würde, wäre er denn gefüllt. An den Wänden hängen Aidsaufklärungsplakate – die Problematik der hohen HIV-Ansteckungsrate, die in mehreren Ländern des südlichen Afrikas einen Anteil von weit über 10 % an der Gesamtbevölkerung aufweist, bekommt sofort ein Gesicht. Aber auch die enorme Anstrengung, die die Regierung Botswanas vorbildhaft seit vielen Jahren in dieser Hinsicht unternommen hat – beispielsweise mit dem erfolgreichen staatlichen Therapieprogramm MASA für HIV/AIDS- Patienten.
Im Immigration-Häuschen herrscht eine ausgelassene Stimmung, die vielleicht auf den morgigen Feiertag zurückzuführen ist. Nach der gedämpften Atmosphäre in Namibia hallt das Lachen der tiefen Frauenstimmen noch stärker durch den Raum und gibt mir sofort das warme Gefühl Afrikas zurück. In akribischer Schönschrift notiert sich die Frau auf der anderen Seite der Scheibe unser Autokennzeichen und kassiert die Straßennutzungsgebühr. Gut gelaunt werden wir zurück auf die Straße entlassen. Niemand, der den obligatorischen Fleisch-, Milch- und Obstcheck vornehmen möchte oder uns gar mit Schuhen und Auto durch die Desinfektionswanne schickt. Umsonst war die Vernichtung unserer Vorräte.
Auf der Road to Kasane
Bald passieren wir einen Nationalparkposten, bei dem wir uns noch registrieren müssen. Und dann sind wir auch schon auf der Road to Kasane. Diese Transitstrecke führt mitten durch den Chobe National Park. Sie darf dennoch kostenlos tagsüber befahren werden. Man sollte nur nicht absichtlich oder unabsichtlich vom Weg abkommen – und das, was hinter dem Gebüsch lockt, macht die Einhaltung dieser Order schwer. Denn parallel zu der gut ausgebauten 70 km langen Teerstraße erstreckt sich die bekannte Chobe Riverfront. Nicht verwunderlich sind die Verkehrsschilder, die auf kreuzende Elefanten hinweisen. Die Dichte der Game Drive Geländewagen nimmt ebenfalls zu.
2,5 Tage werden wir nun in Kasane verweilen, uns auf die Offroadstrecke nach Savuti mit Auftanken und Besorgungen vorbereiten. Zudem nutzen wir einen Tag, um einen Kurztrip zu den Victoriafällen zu unternehmen. Schließlich sind wir in einer interessanten Grenzregion – denn Kasane und sein Nachbarort Kazungula liegen im Vierländereck mit Namibia, Sambia und Zimbabwe.
Aufgrund des 50. Geburtstags des Landes ist die Stadt voll, Unterkünfte sind ausgebucht. Wir haben Glück und können den letzten Stellplatz auf dem Campground der Chobe River Lodge ergattern. Bei unserer Ankunft auf der Campsite robben verfressene Warzenschweine auf ihren Ellenbogen durch den Sand. Affen versuchen unser Essen vom Campingtisch zu stiebitzen. Ein Schild neben unserem Stellplatz Nummer 14 in Ufernähe des Chobe Rivers, auch Cuando genannt, mit der Aufschrift „Beware of Hippos. Beware of Crocodiles.“ warnt uns gleich noch vor den übrigen Gefahren. Doch diese wollen sich erst zwei Stunden nach unserer Ankunft zeigen, und zwar auf einer dreistündigen River Cruise. Diese führt einmal an den Ufern der 5 km² großen, unbewohnten Sidudo Island (auch: Sedudu) entlang, die einst Gegenstand eines Gebietsdisputs zwischen Namibia und Botswana war. Dieser wurde 1999 vom Internationalen Gerichtshof zugunsten Botswanas geregelt.
River Cruise auf dem Chobe River
Aus der Ferne erspähen wir dort große Elefanten- und Kaffernbüffelherden, für die der Chobe-Nationalpark auch bekannt ist. Schon 1908 haben die Briten die Großwildjagd in der Chobe River Region verboten und das merkt man der Tierwelt auch an. Obwohl wir nicht das einzige Boot sind, das sich an den saftigen Grasufern entlangtastet, herrscht eine sehr entspannte Atmosphäre auf dem zentralen Kanal des Chobe Flusses. Auf nur 3,5 km² ziehen sich gerade in der Trockenzeit die meisten Tiere zurück. Es sind aber vor allem Vögel, die wir jetzt an den Rändern der Inseln ausmachen, und dann sind da noch Krokodile und Nilpferde.
Als sich unser Boot gegen 18 Uhr dem Ausgangspunkt nähert, zieht es noch einmal viele unter uns auf das Oberdeck. Die untergehende Sonne tüncht den Himmel in einen orangen Farbton. Wolken spiegeln sich auf der glatten Oberfläche des Chobe Rivers. Für einen kurzen Moment halten alle Boote auf dem Wasser inne, als würden sie diesen Augenblick für alle Gäste einfrieren wollen. Ein junges Paar fragt meinen Nachbarn fast etwas peinlich berührt, ob er sie vor diesem traumhaften Setting fotografieren könne. Eindrücke, die fürs Fotoalbum gemacht sind – kitschig schön unter der untergehenden Sonne Afrikas. Und sei dies nicht genug, verabschiedet uns unser Guide mit den Worten: „Don’t cry because it is over. Just smile because it happened. Moments go over.“ Dieser Moment ist inzwischen schon wieder Vergangenheit und nur noch eine Erinnerung. Doch viele Augenblicke, die nicht minder intensiv waren, folgten auf dieser Reise noch.
Was man sonst noch wissen sollte?
- Anreise von Kongola (Namushasha River Lodge) nach Kasane: 4 Stunden für ca. 250 km (über Katima Mullio und Ngoma Bridge)
- Bootstour auf dem Chobe River (um die Sidodu Island) von 15 bis 18 Uhr: 235 BWP oder 36 $
- Der Touranbieter der Chobe Safari Lodge bietet eine breite Palette an Aktivitäten an: auch Game Drive an der Chobe Riverfront, Sundowner Tour, Morning Boat Tour, Tagesausflug zu den Victoriafällen
Infrastruktur:
- Einkäufe: größere Supermärkte mit breitem Angebot sind vorhanden wie Choppies oder Spar
- Geld: ATMs sind ebenso vorhanden uns meist bei den Supermärkten zu finden
- Tanken: in Kasane und Richtung Grenze in Kazungula gibt es Tankstellen
- Restaurants: Es gibt verschiedene Restaurantoptionen in Kasane – vom Buzz Café über das für Vegetarier geeignete Pizza Plus Coffee & Curry (wir selbst haben aber selbst gekocht auf dem Zeltplatz bzw. im Restaurant der Lodge gegessen)
Mehr Berichte und Geschichten von diesem Roadtrip durch Namibia und Botswana:
Mehr Berichte und Geschichten aus Namibia von meinem Roadtrip 2014.
Unseren 24 tägigen Roadtrip starteten wir in Windhoek und fuhren über die Sambesi-Region (Caprivi Zipfel) nach Botswana (Kasane, Chobe NP, Savuti, Moremi NP, Okavango Delta, Makgadikgadi-Salzpfannen, Kalahari) mit einem Toyota Hilux, den uns ASCO Car Hire in Windhoek zur Verfügung gestellt hat.
Ich wurde von Condor bei meiner Anreise nach Windhoek/Namibia und von der Chobe River Lodge, wo wir zwei Tage auf dem Campground und eine Nacht in der Lodge verbrachten, unterstützt. Alle Ansichten sind meine eigenen.
Es war wieder sehr schön deinen Beitrag zu lesen. Am besten hat mir das Zitat von dem Tour Guide gefallen. Das werde ich mir auf meiner nächsten Reise zu Herzen nehmen und nicht mehr traurig sein, wenn eine Tour, ein Sonnenuntergang oder eine Wanderung vorbei ist, sondern ich werde mich einfach freuen, dass ich das erleben durfte.
Liebe Grüße
Myriam
Danke liebe Myriam. Ich mochte das Zitat auch sehr. Denn ein bisschen Wehmut schwingt ja bei jedem Abschied mit. Aber darin liegt ja auch der Zauber…
Liebe Grüße
Madlen
Liebe Madlen, das ist ein wunderschöner Beitrag und war sicherlich eine ganz besondere Erfahrung! Kürzlich war ich mit meinem Mann wieder in einem Wellnesshotel und wir haben dort beschlossen für ein paar Tage die Rucksäcke zu packen und auf Wandertour zu gehen. Das hat wirklich viel Spass gemacht. Mach weiter so, dein Blog inspiriert mich immer wieder!