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Eiersuche am Holmenkollen – Ostern in Oslo

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Zugegeben – Städte am Wasser haben es bei mir leicht. Ich bin ein Wassertyp. Und wie kann man schöner geweckt werden, als von Möwen am Morgen. Schnell den Vorhang auf und so sehe ich sie hinter der riesigen Panoramascheibe direkt über unserem Balkon kreisen. Die Sonne scheint heute noch kräftiger. Das The Thief Hotel hat uns schon durch seine Kooperation mit dem Astrup Fearnley-Museum auf den Geschmack gebracht. Hier hängen in den Fluren, im Restaurant und den Zimmern Kunstwerke aus der Astrup-Sammlung. Da die Füße vom Vortag noch schmerzen, ist es natürlich naheliegend, erst einmal den Tag auf dem Tjuvholmen zu starten und das benachbarte Astrup Fearnley-Museum zu besuchen. Ob Jeff Koons berühmte Skulptur „Michael Jackson and the Bubble“ oder der Totenkopf und die in Formaldehyd eingelegte Kuh mit Kind („Mutter und Kind, getrennt“ von Damien Hirst… in den beiden modernen Gebäuden, die vom Stararchitekten Renzo Piano entworfen wurden, sammeln sich viele interessante Kunstobjekte der Gegenwart, die teilweise provozieren – von indischen und japanischen Künstlern bis eben zu denen der genannten Berühmtheiten. Das Museum ist nicht nur für Kunstinteressierte ein Anlaufpunkt, sondern auch viele Einheimische holen sich hier aus dem angeschlossenen Café ihren Coffee to go, den sie dann an der Spitze des Tjuvholmen in der Sonne genießen. Zum Sonnen kommen wir später noch. Was jedoch auffällt an allen Tagen ist der Geruch in der Nähe des Fjords. Als wolle die Natur sich von allem Abgestorbenen befreien. Die Nase gewöhnt sich Tag für Tag ein Stück weit mehr daran, dennoch bleibt Oslo als die Stadt mit der gewissen Marke in meinem Gedächtnis.

Nach dem Astrup Fearnley Museum schauen wir an der Aker Brygge noch das Nobel-Friedenszentrum an. Klingt trocken, ist es aber ganz und gar nicht. Was ist europäische Identität? Diesem Thema widmen sich junge europäische Fotografen und ihre Interpretationen sind tatsächlich sehenswert. Da die EU 2012 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, dreht sich natürlich alles um die EU. Man erfährt zudem in einer illuminierten Installation, dem „elektronischen Garten“, mehr über die bisherigen Preisträger. Ein Raum, in dem ich mich noch gern eine Stunde länger hätte aufhalten können. Aber die Zeit drängt und das herrliche Wetter ohnehin. Mit der T-Bahn Linie 1 ging es für uns zu unserem Highlight schlechthin. Als ausgeschriebene Wintersportfreunde ist der Holmenkollen nun mal das MUSS auf unserem Plan, und so verbringen wir tatsächlich auch den restlichen Ostersonntag hier. Wir wollten wissen, wie erleben die Osloer ihre Ostertage in der Stadt und haben schon herausgefunden, dass sie diese gern an der Uferpromenade in Tjuvholmen oder einem der zahlreichen Straßencafés verbringen. Die Städter treibt es raus – so wie uns auch. Aber die größte Lieblingsbeschäftigung der Osloer ist das Ski fahren. Damit erfüllen sie unsere Erwartungen ganz und gar.

Oslo hat ein großes Plus, mit dem keine andere Großstadt mithalten kann. Man setzt sich in die T-Bahn mit Skiern und Schlitten und fährt in 20-30 Minuten hinauf in das Wintersportmekka schlechthin. Egal ob gebürtiger Norweger oder Spanier, Lateinamerikaner, Afrikaner… alle haben Ski dabei und schnallen sie auch an. Ich bin fasziniert, beneide die Stadt auch ein kleinwenig dafür. Oslo ist eben nicht nur Stadt, sondern Oslo ist auch Natur. Die Fahrt mit der T-Bahn ist schon ein Augenschmaus, denn bei der größtenteils überirdischen Führung öffnet sich ein Wahnsinnsblick über die Stadt und den Fjord. Hier erkennt man schnell, dass Oslo sehr ländlich ist und das moderne Zentrum mit den Hochhäusern schnell in Gegenden mit Einfamilienhäusern übergeht. Während die meisten bis zur Endstation weiterfahren, verlassen wir ganz „tourist like“ die Bahn am Holmenkollen. Denn das, was wir bisher aus dem Fernsehen kannten, wollten wir selbst nun live und in Farbe sehen. Auch die angekündigte 30 minütige Wartezeit hielt uns nicht davon ab, der modernen „Design-Skissprungschanze“, die 2010 eröffnet wurde, einmal hinaufzufahren. Nicht nur die Schanze selbst ist ein Bauwerk der Superlativen, sondern auch der Ausblick. Die Stadt, der Fjord, die umliegenden Wälder und Berge liegen uns zu Füßen – und das Skistadion ohnehin. Die Loipen werden von jung und alt befahren und auch uns juckt es einen Moment in den Füßen. Doch direkt am Holmenkollen können wir keine Ausleihstation entdecken. So laufen wir schließlich der Loipe zu Fuß entlang, bis wir dort ankommen, wo sich alle tümmeln, am Frognerseter. Von hier kann man wunderbare (Ski-)Wanderungen in die Marka machen. Wir genießen von der Restaurantterrasse den Blick. Städtetourismus für Naturliebhaber – das ist ganz nach unserer Façon. Denn so sehr ich Großstädte, Museen, historische Gemäuer mag, umso mehr genieße ich aber auch immer wieder den Kontrast. Und in Oslo liegt das Outdoor-Programm nun mal gleich auf dem Bordstein.

Auf dem Rückweg gehen wir noch in das Regierungsviertel, das 2011 Anschlagsziel von Anders Breivik war. Von hier laufen wir wieder nach Grünerløkka. Die Stadt ruht an diesem Sonntagabend. Das Leben hat sich inzwischen in die geöffneten Kneipen und Restaurants zurückgezogen. Gespeist wird in Norwegen früh. Heute sind wir schlauer, also essen wir so wie die Norweger im Mucho Mas – früh.

Am Ostermontag lockt wieder die Sonne. Wir müssen leider Abschied nehmen vom Frühlingsanfang im Norden Europas. Noch mehr als an den vergangenen Tagen, treibt es die Osloer nach Tjuvholmen. Als wir das Hotel verlassen, sehen wir überall gut gelaunte Menschen, die sich nach den langen, kalten Wintertagen am Frühlingswetter erfreuen. So sitzen sie überall – am Ufer, in den Restaurants, auf den Spielplätzen. In den Cafés haben sich lange Schlangen gebildet. Auch der Coffee to go ist heute eine Herausforderung mit Wartezeit. Da geht hop on, hop off etwas schneller. In 1,5 Stunden fährt uns ein traditionelles Segelschiff aus Holz über das Gewässer. Den Stopp an der Oper verschmähen wir aufgrund unseres heutigen Zeitlimits wie die meisten unserer Cruise-Begleiter auch. Die 2007 erbaute Oper ist allein von außen schon ein architektonisches Highlight inmitten einer riesigen Baustelle am Hafen. Tatsächlich ist sie aktuell der Blickfang des Stadtteils Bjørvika, der gerade aufgepimpt oder eben modernisiert wird. Im Hafenbecken vor der Oper treiben Eisschollen vor sich hin. Diese scheinen ein Spiegelbild des mächtigen Opernhauses zu sein, das ebenso einem Eisberg gleicht. Im Hafenbecken selbst von den Eisschollen umringt ragt die weiße Skulptur „She lies“ der italienischen Künstlerin Monica Bonvicini aus dem Wasser. Das Motiv Eis scheint sich in der Kunst und Architektur der Stadt immer widerzuspiegeln.

Weiter geht unser Hop on, Hop off zur Halbinsel Bygdøy, die man auch per Bus oder Fähre erreichen könnte. Doch der Weg über das Wasser vorbei an den zahlreichen Inseln im Fjord ist vielfach schöner, trotz der noch frischen Temperaturen im Fahrtwind des Schiffes. Hier gehen wir von Bord und besuchen das Frahm Museum und das Kon-Tiki-Museum. Nach dem erst kürzlich erschienen Film bekommt letzteres Museum natürlich noch einmal eine ganz andere Bedeutung. So widmet man sich in einer Extra-Ausstellung der Produktion und Entwicklung dieses Kon-Tiki-Films über Thor Heyerdahls damalige Expedition. Aber natürlich ist auch das Floß selbst in diesem Museum ausgestellt.

Wenige Stunden später: Nun sitzen wir in unserem überpünktlichen Flieger und befinden uns über den Fjorden. Nach unseren drei frühlingshaften Tagen in Oslo ist der Blick von oben doch noch etwas frustrierend. Denn durch die Luge sehe ich ein zugefrorenes Meer. Zwei bis drei Monate gebe ich diesem, dann möchte ich aber Sommer. Dann will ich auch endlich wieder Baden gehen. Der Norden kann Frühling, das haben wir gelernt. Nun geht es über das Meer wieder zurück in das winterliche Berlin, in dem wir weiter auf den Frühling hoffen. Unser Resümee: Oslo lohnt sich nicht nur als Winter- oder Sommerdestination. Mit ein bisschen Glück kann man auch die Zwischenjahreszeiten im hohen Norden ausgefüllt verbringen. Kunst, Kultur gemischt mit einer guten Portion Natur lässt sich gerade im Frühling wunderbar genießen.

Ich wurde vom Hotel The Thief eingeladen und durch visitOSLO auf meiner Reise unterstützt. Alle Ansichten sind meine eigenen.

1 Kommentare

  1. lars sagt

    Wie gern wäre ich mit Langlaufski im Stadtion des Holmenkollen gelaufen, doch leider gab es keinen Skiverleih der mir Skating Ski ausleihen wollte. Ich komme wieder und dann fordere ich Peter N. auf heimischen Terrain heraus 😉

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