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Hop on, hop off und manchmal geht gar nichts … Moskau Teil 2

Moskau

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Der Kreml war immer wieder Schauplatz von Konflikten…“, einen inneren Konflikt trage ich tatsächlich mit mir aus, als ich im Alexandergarten die riesige Schlange an den zwei Kiosken erblicke. Das Wirrwarr an den Kassen ist nur schwer zu durchschauen. Beim genaueren Hinschauen erkenne ich eine lange und drei mittellange Schlangen. Intuitiv rennt jeder ans Ende der langen Schlange. Wird ja schon eine Bedeutung haben, dass diese Schlange so lang ist. Nach und nach erkennen immer mehr, dass die mittellangen Schlangen ebenso zum Wachsen da sind.

Endlich an der Reihe, erfahren wir, dass wir erst in einer Stunde die Karten für die Rüstkammer erwerben können. Jetzt ratet mal wo! Genau diese Schlangen werden dann noch einmal zu passieren sein, wir verzichten bescheiden auf die Schätze der Zaren und fragen nach dem Glockenturm. Zum Glück meines Beins und dessen Genesung ist eine Besteigung der 137 Stufen aktuell nicht möglich. Na, das geht ja schon gut los. Aber den Kreml können wir uns schon noch ansehen? Yes, we can!

Kremelmauern

Kremelmauern

Und so strömen wir mit den Touristengruppen über eine Brücke durch den Dreifaltigkeitsturm in das Kremlinnere. Die rote Mauer ist durchbrochen, die einst Iwan III erbauen ließ. Und schon eröffnet sich uns der überwältigende Blick auf – nun ja, den etwas deplatzierten staatlichen Kremlpalast. Auch dieser zählt zur Historie und wird dennoch häufig als Schandfleck bezeichnet. Dieser monumentale Bau aus Glas und Marmor lässt Assoziationen zum Berliner Palast der Republik offen. Schön wird es dahinter, denn hier entdecke ich ein nicht erwartetes Highlight. Ja, ich bin ein echter Zwiebelfan – was die Ausgestaltung von Kirchtürmen betrifft. Auf dem Kathedralenplatz komme ich auf meine vollen Kosten. Mariä-Himmelfahrt-Kirche, Gewandniederlegungskirche, Mariä-Verkündigungs-Kathedrale, Erzengelkathedrale – ein Meer an goldglänzenden Zwiebeln tut sich vor mir auf. Jede Kirche ist im Inneren mit verzierten Ikonenbildern ausgestattet. Vor diesem Augenschmaus findet man die größte Glocke der Welt, die nie erklang sowie die 40 Tonnen schwere Zarenkanone, die nie zum Einsatz kam. Dahinter liegen wunderschöne Grünflächen mit duftenden Rosenhecken und Apfelbäumen.Mobile Snackbars und Eisstände laden zum Erfrischen ein, bevor es weitergeht. Das Gelände muss man nach einer strikten Wegführung abgehen, ansonsten wird man von den zahlreich vorhandenen Polizisten mit einem strengen Pfiff zurechtgewiesen oder auf den rechten Pfad wieder zurückgebracht. Nachdem mir der Kathedralenplatz schon ein kleines Warm-Up zwiebeltechnisch bot, wollte ich noch bevor sich der Himmel vollends zuzog den Traum meiner Träume von nahem sehen.

Roter Platz

Roter Platz

Durch den Alexandergarten führte uns der Weg an der Kremlmauer entlang zum Roten Platz, der seinen Namen nicht aufgrund der roten Farbe, sondern aufgrund seiner Schönheit (Doppeldeutigkeit des Worts krasnoeje) erhalten hatte. Nur noch um die Ecke des Historischen Museums gehen und dann bin ich da. Plötzlich bin ich einfach sprachlos – die Schönheit des Roten Platzes ist durch Tribünen und Absperrgitter wegretuschiert. Wo ist der schöne Rote Platz? Ich ärgere mich, kein Foto will gelingen. Jede Ecke wird ausprobiert, aber immer wieder laufe ich gegen ein Gitter. Der Winkel will nicht stimmen. Da träume ich ein Leben lang von diesem Augenblick und plötzlich ist alles verbaut, zugebaut, einfach nicht schön! Ich laufe nervös weiter runter am GUM vorbei zur Basilius-Kathedrale. Der Märchenzauber von gestern ist ebenso verflogen. Was ich schön finde, finden andere allemal genauso schön. So drängen sich die Touristen auf dem engen Vorplatz und auch nach hinten ist kein Platz, der mir einen optimalen Blick durch die Linse ermöglichen würde. Denn überall befinden sich Absperrgitter. Hier ein Ausschnitt des einen Zweibelturms, da ein Ausschnitt des Nachbartürmchens, und dort dann die Tür. Die Basilius-Kathedrale zerlegt zu einem kleinen Mosaik. Mein Blick schweift weiter über das Gitter. An der eingezäunten Kremlmauer entdecke ich das nächste unerreichbare Ziel – das Lenin-Mausoleum. Kein Weg führt hinter die Absperrung. Ein Stich durchfährt meinen Körper und gleichzeitig blutet das Herz – nicht wegen Lenin sondern weil gerade alles anders kommt, als ich es mir vorgestellt habe. Dem Architekten der schönsten Kathedrale, die nach dem Sieg über die Tartaren erbaut wurde, ließ Iwan IV nach einer Legende einst die Augen ausstechen, als er in der Hoffnung eines neuen Auftrags meinte, er könnte noch einmal eine solche schöne Kathedrale erbauen. Die Schönheit sollte sich jedoch nicht duplizieren und so wurde alles getan, dass sie auf dem schönen Roten Platz für immer gefangen sei.

Basilius Kathedrale

Basilius Kathedrale

Im GUM

Im GUM

 

Darauf gibt es erst einmal einen Kaffee und ein bisschen Ruhe für mein Bein. In der als Billigmeile angekündigten Nikolskaja Straße suchen wir das Kaffeehaus auf. Billig ist hier eigentlich nur noch wenig – ich meine nicht nur im Café sondern auch in der Straße. Alles scheint hier ein Refreshing zu erhalten und wird bald alles andere als günstig sein. Noch wirkt die Meile etwas steril und leblos, doch ich bin mir sicher, das wird sich bald ändern. Lebhafter geht es im imposanten GUM zu. Wer das Shoppen liebt, kommt hier in den vollen Genuss, kein Kitsch sondern Stil.

We like Moscow

We like Moscow

In der Metro

In der Metro

Das Bolschoi-Theater ist das letzte Ziel, zu dem mich meine Beine tragen. Zufällig steht genau hier ein Hop Hop-on, hop-off-Bus und mein Bein schreit yeah, während mein Kopf oh nein schreit. Körper geht vor Geist und schon sitze ich in dem roten Ungetüm mit Kopfhörern im Ohr und erhalte einen Überblick über das bereits Gesehene und darüber hinaus. Da ich normalerweise Städte ablaufe, kam ich bisher noch nie in den Genuss einer solchen Tour. Und ja, die ist schon sehr speziell. Ich mochte mich einfach nicht so richtig locker machen. Bei jedem Foto flog der viel zu kurze Kopfhörer aus meinem Ohr. Wieder ein Detail verpasst und wieder die Nachbarin genervt, als ich mich über sie lehne, um ein besonders gutes Foto zu schießen, das dann doch nur schief auf meinem Display erscheint. Ob die prächtige Ilinka Straße, die Christi-Erlöser-Kathedrale, das einstige Künstlerviertel Arbat, der Bolotnaja Platz, das Außen- und Verteidigungsministerium oder das Ukraine-Hotel. Wir sehen die sieben Schwestern – einzigartige Monumentalbauten Stalins. Sie geplante achte wurde nie erbaut. Wir bekommen auf die Schnelle das wichtigste der Stadt neben dem Kreml zusammengefasst, wofür wir sonst wohl noch 1-2 Tage gebraucht hätten. Es wird viel gehalten, so dass man jederzeit aussteigen kann und mit ein bisschen Glück kann man sogar wieder in den selben Bus einsteigen – denn es gibt durchaus einige Stopps die eine viertel Stunde andauern. Wahrscheinlich normal für solche Touren, aber ich mag nicht hoppen und langweile mich mit starrem Blick auf die breite Straße nur zunehmend mehr. Ich bin für solche Sachen ein bisschen zu ungeduldig. Das ist vergeudete Zeit – kann man die 120 Minuten nicht auf 60 Minuten straffen? Und als wir am Ende die selben Details erzählt bekommen, die wir zuvor schon gehört haben, wünsche ich mir die innerliche Ruhe und Unaufgeregtheit eines deutschen Touristen, der in der Zwischenzeit meinen Nachbarplatz eingenommen hat und genüsslich schläft.

Leider ist unsere Zeit in Moskau viel zu kurz. Der letzte Tag sollte noch einmal ein Outdoor-Tag werden, ein bisschen Bewegung vor den Tagen im Zug. So schlendern wir zwischen asiatische Touristengruppen durch die touristische Fußgängerzone Arbat. Hier kann man noch ein paar Souvenirs kaufen, sollte man dies am Anfang der Reise schon wünschen. Wir sind froh über jedes Gepäck, das wir loswerden und so schauen wir uns Matroschkas & Co. nur an. Vor der Abfahrt suchen wir noch das Neujungfrauenkloster auf. Leider macht mir bei diesem Nieselregenwetter der Spaziergang durch die Klosteranlage nicht ganz so viel Spaß, obwohl sie viel Ruhe bietet und bei besserem Wetter zum Verweilen einladen täte. Und plötzlich ergreift mich dann doch noch die klösterliche Atmosphäre, als wir den Gesängen eines Chors lauschen dürfen. Als der Regen stärker wird, kehren wir auch schnell aus dem Gorki Park zurück in die Afimoll, die sich gleich neben unserem Hotel in der Moscow City befindet. Hier stärken wir uns noch einmal vor unserer Zugfahrt, denn was uns erwartet, ist noch ungewiss.

Neben meinem verletzten Bein gibt es scheinbar jeden Tag einen Schreck, und so bin ich heute umso froher, einen Reispartner zu haben. Denn als ich Geld abheben möchte, erhalte ich weder mit meiner Maestro- noch mit meiner Visa-Karte die gewünschten Rubel. Da es Samstag ist, bringt kein Telefonat bzw. keine E-Mail den Rubel ins rollen und so lege ich meine Versorgung ganz in die Hände meines Freundes.

Zum Teil 1: Moskau – Wo russische Märchen beginnen.
Zum Teil 3: Missverständnisse und der Luxus Bahnreisender. Transsib Teil 1
Zum Teil 4: Nach Asien auf dem Landweg. Transsib Teil 2. Jekaterinburg und die Fahrt nach Krasnojarsk
Zum Teil 5: Durch Sibirien. Transsib Teil 3
Zum Teil 6: Am Baikalsee. Transsib Teil 4
Zum Teil 7: Irkutsk – das Paris des Ostens? Transsib Teil 5
Zum Teil 8: Über Ulan-Udè, Bator und unseren letzten Tag in Russland. Transsib Teil 6
Zum Teil 9: Zug Nummer 4 – und einmal durch die Mongolei. Transsib Teil 7
Zum Teil 10: Datong und die Tour mit den Touren. Transsib Teil 8
Zum Teil 11: Peking – wo Drachen in den Himmel steigen.
Zum Teil 12: Im Dunstkreis der Mauer oder 40 Minuten verschwendete Lebenszeit

Wir werden durch Lernidee auf unserer Reise unterstützt. Alle Ansichten sind unsere eigenen.

ENGLISH VERSION
Hop on hop off and sometimes there is no way forward… Moscow part 2

“The Moscow Kremlin was a scene of conflict again and again…”, I am actually settling an inner conflict with myself, as I catch sight of the huge queue in front of the kiosks at the Alexander Garden. The huddle at the tills is hard to look through. As I look closely, I can make out one long and three medium-long queues. Everyone sprints to the end of the long queue intuitively. The length of this one must mean something. Little by little, more and more people realise that the medium-long queues are there to grow as well.
As it is finally our turn, we learn that we can purchase the tickets for the armoury only in an hour. And now guess where! We would have to line up there again, so we give up the tsar’s treasures and ask for the bell tower. Because of my leg and its recovery, an ascent of the 137 steps is currently not possible. Well, isn’t that a start. But we can still visit the Kremlin? Yes, we can!
And so it happens that we swarm out with the tourist groups over a bridge and through the Trinity Tower into the Kremlin. The redbrick wall Ivan III once built is broken through. We have an overwhelming view of, well, the slightly misplaced governmental Grand Kremlin Palace, which belongs to history as well, but is still often regarded as a blemish. This monumental building made of glass and marble leaves associations with the Berlin Palace of the Republic open. It gets nicer behind that, as I spot an unexpected highlight. Yes, I am a real fan of onions – concerning the arrangement of church towers. I am getting my money’s worth on Cathedral Square. Church of the Assumption, Church of the Deposition of the Robe, Cathedral of the Annunciation, Cathedral of the Archangel – masses of onion domes shining like gold are looming in front of me. Every church is equipped with ornate iconic figures on the inside. In front of this treat for the eyes you can find the world’s biggest bell, which never sounded, and the 40 tons heavy tsar’s cannon, which was never used. Behind that are beautiful green areas with fragrant rose hedges and apple trees. Mobile snack bars and ice cream stands invite you to freshen before you proceed. You have to walk the area on marked paths, otherwise you will be corrected with a rigorous whistle or brought back onto the right path by one of the many police officers. After Cathedral Square as a little warm-up concerning the onion domes, I wanted to see the building of my dreams from close up before the sky got darker.
The path leads us through the Alexander Garden along the Kremlin Wall to the Red Square, which wasn’t given this name because of its red colour, but because of its beauty (ambiguity of the word krasnoeje). I just have to go around the corner of the historical museum and I’m there. Suddenly, I am speechless – the beauty of the Red Square is covered by grandstands and barriers. Where is the beautiful Red Square? I am annoyed, I cannot take one nice picture. I try it from every corner, but I always walk against a grate. The angle is never right. I have been dreaming about this moment my entire life and suddenly, everything is obstructed, built up, just not nice. Nervously, I keep walking down past the GUM to Saint Basil’s Cathedral. The fairy tale magic from yesterday evaporates as well. What I think is beautiful, other people certainly think of as beautiful, too. Therefore, the tourists gather on the narrow forecourt and there is also no space in the back where I could get an ideal view through the lens, as there are barriers everywhere. Here a part of one onion-dome, there a part of the adjoining tower, and there is the door. Saint Basil’s Cathedral degraded into a mosaic. Gazing over the grates, I discover the next unattainable target at the fenced Kremlin Wall – the Lenin mausoleum. There is no way behind the barriers. I can feel a twinge in my body and my heart bleeds at the same time – not because of Lenin, but because things just don’t turn out the way I expected right now. According to legend, Ivan IV had someone gouge the eyes of the architect of the most beautiful cathedral out, which was built after the victory over the tartars, as he said, in hopes of a new assignment, he would be able to build such a beautiful cathedral again. The beauty shouldn’t be duplicated, though. Therefore, everything was done to capture it on the Red Square forever.
After that, I need a cup of coffee and my leg needs a rest. We are looking for a coffee house in Nikolskaja Street, which is said to be pretty cheap. But there are very few things that are cheap here – not only in the café, but also on the streets. Everything seems to be getting a refreshing and soon, it will be anything but cheap. The street still seems a bit sterile and lifeless, but I am sure this is going to change soon. It is more vivid in the impressive GUM. People who love shopping are going to enjoy it here. There is no kitsch, but style.
The last object my legs can carry me to is the Bolshoi Theatre. Coincidentally, there is a Hop on Hop off bus standing right here and my leg screams yeah, whereas my head screams oh no. Body comes before mind and therefore, I am already sitting in the red monster with headphones in my ears and I am given an overview over the things I’ve already seen and also more. Because I usually walk through the cities, I never went on such a tour before. And yes, it is pretty special. I just couldn’t quite relax. Every time I tried to take a picture, the headphones, which were way too small, fell out of my ears. Another detail I missed and I annoyed my neighbour once more, as I lean over her to take a really good picture, which still just appears awry on my display. Be it the magnificent Iljinka street, the Cathedral of Christ the Saviour, the former artist’s quarter, Bolotnaya Square, the Department of Foreign Affairs and Defense or the Hotel Ukraina. We see the Seven Sisters – Stalin’s unique monumental buildings. The planned eighth one was never built. We are getting a quick summary of the most important things about the city next to the Kremlin. Normally, we would have needed 1-2 days for that. There are lots of stops, so you can get off anytime and with a bit of luck, you can even hop on the same bus again – as there are a few stops that last 15 minutes. This is probably normal for those tours, but I don’t want to hop and so I feel even more bored and stare at the wide street. I am a bit too impatient for those kinds of things. It is a waste of time – can’t they cut the 120 minutes down to 60 minutes? And as they tell us the same details we heard before, I wish I had the peace of mind and serenity of a German tourist, who sat down next to me in the meantime and is now sleeping with such pleasure.
Unfortunately, our time in Moscow is way too short. The last day had to be an outdoor day again, some exercise ahead of the days on the train. Therefore, we are strolling along the touristic pedestrian area Arbat among Asian tourist groups. You can buy some souvenirs here if you wish to do that at the beginning of the trip. We are happy about every piece of baggage we can get rid of and therefore, we are just looking at matryoshkas & co. Before we leave, we go to see the New Maidens’ Monastery. Unfortunately, the walk through the monastery complex isn’t very much fun at this drizzling weather, although it provides peace and quiet and would be a nice place to stay at better weather. And suddenly, the monastic atmosphere captures me, as we get to listen to the choral singing. When it starts to rain more heavily, we head back from Gorky Park to the Afimall, which is located right next to our hotel in Moscow City. Here, we prepare ourselves for the train ride, as we still don’t know what to expect.
Next to my injured leg, there seems to be a new shock every day. That’s why I am even gladder to have a travel partner now. As I wanted to draw money, I don’t get any rouble, neither with my Maestro nor with my Visa card. And because it is a Saturday, neither a phone call nor an e-mail gets the rouble rolling and therefore, I leave my own provision to my boyfriend.

We are being supported on our trip by Lernidee. All opinions are our own ones.

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