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Zwischen Seen, Feldern und Wäldern – Radtour in der Umgebung von Lychen

Lychen

Es sind nicht sieben Brücken, sondern sieben Seen, auf die ich treffe. Egal, wohin ich auch schreite, jeder Weg endet am Wasser. Wo die letzte Eiszeit sanfte Hügel, Senken und Rinnen formte, liegt heute das hübsche Städtchen Lychen. Glasklare Seen wechseln sich mit Flüssen, Kanälen und Mooren ab – hier lebt es sich gut und erholt es sich fast noch besser, denkt man.

Auch wenn sich in der Flößerstadt Lychen eher ein Ausflug auf dem Wasser anbietet, habe ich mich an einem sonnigen Tag in den Sattel geschwungen, um die Umgebung mit Rad zu erkunden. Ob man den Weihnachtsmannradweg oder Uckermärkischer Radrundweg wählt oder einfach eigene Wege durch die goldenen Felder, saftigen Wiesen und duftenden Wälder sucht, ist dabei ganz egal.

Ich folge zunächst den mir bereits bekannten Wegen, die über Himmelpfort nach Fürstenberg führen, um dann vom Ruppiner Land Richtung Mecklenburg in die Pedale zu treten. Südlich von Neustrelitz erstreckt sich der zweite, aber kleinere Teil des Nationalparks Müritz, den ich kurz streife.Lychen

Auf dem Weg zum Weihnachtsmannort Himmelpfort

Der Radweg führt zunächst von Lychen an der Draisinenstrecke nach Himmelpfort entlang. Ein wenig wellt sich das Gelände unter dem Blätterdach. Ein älteres Ehepaar lächelt gut erholt und  nickt mir schwitzend zu. Dann schimmert zu meiner Linken das tiefe Blau der Seen durch das Geäst. Am Moderfitzsee lege ich einen Stopp ein, um mich zu erfrischen. Ich schaue mir wieder den Ort an, in dem der Weihnachtsmann eines seiner Postämter betreibt und bin überrascht, wie sehr sich Himmelpfort verglichen zu meinem letzten Besuch vor Jahren verändert hat. Ich werfe einen Blick in die Kirche und auf die Ruine des einstigen Zisterzienserklosters und fahre dann noch ein Stück weiter durch den Ort zur Mühle, die laut Presseberichten ein Berliner Pärchen gekauft hat, um dort Coworking Spaces einzurichten, aber auch Zimmer zu vermieten.
Inzwischen trifft jeder Kaffeeliebhaber im Norden Brandenburgs überall in der Umgebung auf den frisch gemahlenen Himmelpforter Kaffee. Auch hier komme ich vorbei, bevor mich der gut ausgebaute Radweg weiter nach Fürstenberg an dem Zaun des Konzentrationslagers Ravensbrück entlang führt. Hier ließ die SS 1939 das größte Frauenkonzentrationslager auf deutschem Gebiet errichten. Da ich dieses vor einiger Zeit bereits besucht hatte, schaute ich mir die Anlage nur von außen an.

Glasklarer Brückentinsee und Landidylle in Dabelow

Von dort biege ich auf die L15 zwischen Lychen – Fürstenberg ab und schlage die Richtung Altthymen ein. Ich folge die nächsten Kilometer dem geteerten Weg, der durch Wälder und zwischen Felder führt, weiter nach Dabelow, wo ich mir die kleine Fachwerk-Dorfkirche aus dem 19. Jahrhundert ansehe.

Hinter Dabelow wird der Weg etwas herausfordernder – er ist ausgewaschen und dadurch rillig. Ich entschließe mich bei dem Abzweig zum Inselhotel Brückentinsee für diesen 3 km langen Umweg. Ab hier ist scheinbar einzig für das Hotel die Straße wieder asphaltiert, was mir die Entscheidung erleichtert. Am Wegesrand steht ein Rehkitz, das unbeeindruckt von meiner Durchfahrt im Gebüsch stehen bleibt und mich beobachtet. Als ich mich der Insel nähere, führt die Straße nach bergab – der Genuss der Abfahrt macht nur halb so viel Spaß, weiß ich doch, dieses Stück auf dem Rückweg wieder hinaufradeln zu müssen. Plötzlich stehe ich vor einer Brücke, die hinüber zur Insel führt.

Paradiesisch schön und ruhig zugleich ist dieser Ort, an dem ich ein wenig verweile. Das Wasser schimmert türkis und lädt zum Baden ein. Jedoch gibt es hier keine Badestelle. Auf der Insel ist die Badestelle eigens den Hotelgästen vorbehalten. Auf der Hotelterrasse genieße ich bei einem Kaffee die Aussicht und Ruhe. Von der Bedienung lasse ich mir erklären, dass im berühmten Fischadlerhorst, aus dem eine Live Cam überträgt, die letzten zwei Jahren ein Wanderfalke nistete. Die Wanderfalkenfamilie hat jedoch schon ausgebrütet und so ist das Nest momentan leer.

Badevergnügen im Großen Kronsee und Großen Kastavensee

Ich begebe mich zurück zur eigentlichen Strecke und muss noch ein Stück die ausgewaschene und aufgewellte Straße entlangfahren. Dann komme ich endlich in mein zweites Badevergnügen. In Kastaven springe ich an der Badestelle in den Großen Kastavensee, der aus dieser Perspektive gar nicht so groß und klar erscheint, wie er eigentlich sein soll. Ein großer Teil der Uferstreifen stehz unter Naturschutz. Ein paar Ferienhäuser säumen die Straße, ansonsten ist es hier wie überall in der Umgebung recht verschlafen.

Ich setze meine Tour fort und radle nach Retzow – an einem Künstlergarten und der Ruine einer mittelalterlichen Feldsteinkirche vorbei. Ich habe noch keine Lust auf Lychen und so biege ich auf die gut ausgebaute Fahrradstraße nach Rutenberg ab, wo der nächste See auf mich wartet. Der Große Kronsee soll mit zu den schönsten in der Uckermark zählen. Und tatsächlich bin ich begeistert. Das Wasser ist so klar, dass auch ein paar Taucher die Unterwasserwelt erkunden.

Das letzte Stück entzückt mich weniger. Auf unebenem Kopfsteinpflaster holpere ich 6 km lang Lychen entgegen, um dort abschließend im Hofcafé im Haus Vogelgesang noch ein Stück Kuchen zu genießen. Ich muss mich sputen, denn um 18.15 Uhr startet auf der großen Wiese eine Yogastunde. Und wo lässt es sich nach solch einem aktiven Tag besser herunterkommen als beim herabschauenden Hund in der Uckermark.

Was man sonst noch wissen sollte?

Anreise

Lychen liegt ca. 1 Stunden und 45 Minuten von Berlin entfernt.

  • Mit Auto erreicht man es am besten über die B96 (via Gransee und Fürstenberg) bzw. L 15 oder über die L21 bzw. L23 (via Zehdenick und Templin).
  • Aber auch mit der Bahn kommt man von Berlin sehr schnell und unkompliziert nach Lychen. Mit dem Regional-Express Richtung Richtung Stralsund Hbf fährt man eine Stunde nach Fürstenberg und steigt dort dann in den Bus 517 um. Dieser fährt weniger als eine halbe Stunde und macht in Lychen mehrere Stopps.

Cafés & Restaurants:

Yoga:

Rad:

  • Jentho, Fontanestraße 4, Lychen (keine Reservierungen)

Unterkunft:

Streckenführung

  • Lychen – Himmelpfort: Radweg parallel zur L 15 – Fontanestraße – Berliner Straße, dann die L 15 unter dem Tunnel unterqueren und ein Stück der Draisinenstrecke entlang, asphaltierter „Weihnachtsmannradweg“ zur Fischerei am Großen Lychensee, ca. 9 km
  • Himmelpfort – Ravensbrück: asphaltierter Fernradweg Kopenhagen – Berlin, ca. 5,5 km
  • Einmündung Landesstraße L 15 – Altthymen – Dabelow: wenig befahrene Straße, ca. 8 km
  • Dabelow – Kastaven: unbefestigte Straße, teilweise sandig, ca. 2,8km und ca. 1,2km befestigt
  • Kastaven – Retzow: wenig befahrene Straße, ca. 2 km
  • Retzow – Rutenberg: gut ausgebaute Fahrradstraße, ca. 6 km
  • Rutenberg – Lychen: unbefestigte Straße, teilweise sandig und steinig, ca. 6 km

 

 

 

 

 

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