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Shikoku – Japan mal anders

Shikoku, Japan

Zaghaft arbeitet sich die aufgehende Sonne durch die dichte Wolkendecke. Hinter dem Flughafengebäude Tokios zeichnet eine feine Linie den Dreitausender Fuji in den Himmel. Dann rollt unsere Maschine auf die Startbahn des Haneda Airport Domestic Terminals. Drei Flughafenmitarbeiter winken unserer Maschine emsig hinterher. Kleine Gärten auf dem Gelände verlieren sich durch die zerkratzte Scheibe am Horizont. Eine Stunde trennt uns noch von Japans kleinster Hauptinsel Shikoku. Unter mir faltet sich die Landschaft auf und verliert sich im Dunst, der sich über Berge und Ozean zieht. Tokio verschwindet wie ein kurzer Traum.

„Arigato Gozaimashita!“ tönt es fünfzigmal durch die Tonanlage des Busses, als wir den Busbahnhof von Tokushima erreichen. Der Busfahrer lässt es sich nicht nehmen, jeden einzelnen Fahrgast beim Aussteigen persönlich zu Verabschieden. Es ist Freitagmittag, als wir durch das Stadtzentrum der Präfekturhauptstadt streifen. Es ist auffällig ruhig. Nur die Ampel hinterlässt ein monotones nerviges Piepsen. Autos und Menschen bewegen sich geräuschlos durch die Stadt.

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Awa Odori – der japanische Narrentanz

Einmal im Jahr, im August, füllen sich zum Obon-Fest die Straßen. 100.000 Tänzer ziehen dann mit den Schritten des traditionellen Narrentanzes, Awa Odori, durch Tokushima. Doch nicht nur im Sommer kommt man in den Genuss des tänzerischen Talents der Einwohner. Im Awa Odori Tanzcenter gibt es täglich Aufführungen, der auch wir beiwohnen. Mein übermüdeter Kopf und vom Jetlag geplagter Körper werden vom Trommelwirbel geweckt, mit dem die Tanzshow auf der Bühne beginnt.

Shikoku, Japan Shikoku, Japan

Männer trommeln, Frauen zupfen cool auf ihren Saiteninstrumenten und im Nu legt sich eine ergreifende Stimmung in die Ränge. Tänzer in traditionellen Trachten nehmen den Raum mit ihren Bewegungen ein. Tänzerinnen in Yukata und mit schiffförmigen Hüten, Amigasas, balancieren galant in ihren Geta-Schuhen über den Tanzboden. Haltung spiegelt sich nicht nur in den Körpern der Tänzer wider, sondern ist das Sinnbild für ganz Japan. Haltung mit einem dezenten Spiel von Mimik und Gestik. Minimalismus wird großgeschrieben, nur an Freundlichkeit geizt man hier nicht.

Treffen sich die Blicke von mir und unserem Guide Naoko, überzieht ihr Gesicht ein sanftmütiges Lächeln, dem sie ein flinkes Nicken hinterherschickt. Wende ich mich ab, fallen Mimik und Gestik in sich zusammen und ruhen. Tief verwurzelte Höflichkeit oder unterwürfige Freundlichkeit auf Abruf? Wie plump müssen wir dagegen erscheinen?

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Meine Hyotanjima Bootstour – Tokushima auf dem Wasser

Die Stadt Tokushima ist sicherlich nicht allein einen Besuch wert. Sie wirkt auf den ersten Blick recht funktional und bietet weniger optische Highlights oder touristische Reize. Dennoch findet man hier das, was man sonst als Authentizität verkauft, eine normale japanische Stadt mit japanischem Leben. Westliche Touristen sieht man hier zu dieser Jahreszeit wie auf ganz Shikoku keine. Die Innenstadt, auch Hyotanjima genannt, schmiegt sich zwischen die Flüsse Shinmachi und Suketo und hat somit ihren eigenen Reiz. Auf einer morgendlichen Hyotanjima Bootstour unter den Brücken der Stadt umrunden wir das Gebiet, bevor wir uns auf den Weg nach Naruto zu einem der 88 heiligen Orten des Shikoku-Pilgerwegs machen.

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Ryozen Tempel – Wo der Shikoku-Pilgerweg beginnt

Die geschwungenen Holzdächer des Tempels lugen aus dem roten und gelben Blätterwerk der Bäume heraus. Der Indian Summer hat Shikoku noch fest im Griff. Die Farben des ewigen Herbstes spiegeln sich auf der Wasserfläche des kleinen Beckens, in dem Kois nach Essen schnappen. Ein kleiner Junge lehnt sich gestützt durch die Arme seiner Oma über das Becken. Dahinter zündet eine Pilgerin eine Kerze an und rezitiert Sutras. Nachdem sie ihr Herz gereinigt hat, sucht sie die mit Lampions geschmückte Kobo Daishi Halle auf. Kerzen flimmern vor sich hin, während das gedämpfte Licht der Lampions über unseren Köpfen den Raum mit Wärme füllt. An diesem Samstagmittag überzieht das idyllische Gelände eine wundervolle Ruhe, die sich auf mich überträgt. Das ist an Wochenenden nicht immer so, gibt uns Naoko zu verstehen.

Denn schließlich ist der Ryozen Tempel der erste von 88 heiligen Orten auf dem 1400 km langen buddhistischen Insel-Pilgerweg.  Er zieht somit viele Wanderer, aber auch Reisebusse an. Doch heute bleiben sie alle aus. Im Daishi-Glauben, den man hier nachgeht, wird der buddhistische Mönch und Gründer der Shingon-shū, Kūkai, verehrt. Ich mag es hier allein wegen der Schönheit der Anlage und der beruhigenden Atmosphäre.

Shikoku, Japan

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Von unterwegs: Sushi-Stopp

Vom idyllischen Tempel fahren wir weiter und machen einen Lunch-Stopp bei Matsuri Sushi, größer könnte auf dem ersten Blick der Kontrast nicht sein. Und dennoch, was beide Orte verbindet, ist wieder die Ruhe. Quietschig bunte Automaten zieren den Eingang. Hinter der Tür sitzen zwei Männer lässig an der Theke. Vor ihnen steht jedoch kein Wirt und auch kein Bier, stattdessen kreisen Sushi-Tellerchen in Augenhöhe auf einem Band an ihnen vorbei. Die unterhaltsameren Plätze befinden sich an Tischen direkt vor den Bändern. Auf ihnen liegen Pad-Geräte via die man seine Bestellung aufgibt, sollte das gewünschte Mahl nicht vorbeirollen. Die Sonderbestellungen fahren auf einer zweiten Ebene per Spielzeugbahn ein. Grellbunt, automatisch und dazu leise. Japan hat mich in diesem Moment erwischt.

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Takamatsu und ein Adventsspaziergang im Ritsurin Garden

Es ist schon dunkel, als wir die 400.000 Einwohner zählende Präfekturhauptstadt von Kagawa, Takamatsu, erreichen. Das Einkaufszentrum ist bereits weihnachtlich geschmückt. Glühweinstände und Köstlichkeiten aus GERMANY werden zu stattlichen Preisen in Holzhütten angepriesen. Gegenüber vom Shoppingtempel befindet sich in einer kleinen Seitenstraße die Restaurantmeile. Vor dem beliebten Ofukuro Restaurant bildet sich bereits eine Schlange, wie ich es sonst nur von Clubs kenne. Businessanzüge werden hier am Wochenende mit legerer Jeans ausgetauscht, dennoch wirkt alles gediegen.

Der Adventssonntag beginnt mit einem wunderschönen Morgenspaziergang im größten Garten Japans, dem Ritsurin Garden. 16 Gärtner beschäftigen sich mit der Pflege einer 16 ha großen Fläche auf dem insgesamt 75 ha großen Areal. Vor 300 Jahren, in der Edo-Periode, wurde der Garten am Fuße des Berg Shiun-san angelegt. 100 Jahre sollte es bis zur Eröffnung dauern. 1754 war es dann so weit. Für 228 Jahre nannte die Matsudaira-Familie diesen ihr Zuhause. 1875 wurde er öffentlich zugänglich gemacht. Kleine Teiche, auf denen Boote dahingleiten, liegen verstreut. Schmuckvolle Bogen-Brücken spannen sich über das Wasser. Ein Brautpaar eilt an uns vorbei. Das farbenfrohe Gesicht des Herbstes spiegelt sich im Wasser und dient einmal mehr als wunderschöne Fotokulisse.

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Wir nehmen die reizvollere Südroute des Parks, für die mindestens eine Stunde eingeplant werden sollte. Ein kleiner Wasserfall plätschert über einen Felsen. Mein Guide meint lachend, dass dieses Wasser hinauf gepumpt wird, um schmuckvoll den Hang herabzufließen. Denn Japaner lieben das! Geschwungene Dächer kleiner Teehäuser lugen aus dem farbigen Blätterdach heraus. Obwohl der Park nach Kastanienhainen benannt ist, zieren 1400 Pinien allein den ebenen Teil des Gartens. 1000 dieser Pinien werden gar von Gärtnern gepflegt. Jede Pinie ist einer Person gewidmet, weiß unser Guide. Palmen mischen sich unter das Grün und erinnern daran, dass wir uns auf mediterranen Breitengraden befinden. Trotz Dezember fühlt man sich hier noch im Indian Summer.

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Ausflug in die Wildnis: Oboke-Schlucht und Kazurabashi-Brücke

Dieser hüllt auch die beeindruckende Bergwelt von Tokushima in ein farbenfrohes Gewand. An der Scheibe des Busses zieht eine eindrucksvolle Landschaft mit tief eingeschnittenen Tälern vorbei. Flüsse durchziehen diese Schluchten, über die Brücken gespannt sind. Nebel steigt auf und verpackt die kräftigen Farben der herbstlichen Wälder in eine mystische Atmosphäre. Früher passierten die Menschen diese wunderschöne Landschaft über schwierige, enge, steile und steinige Bergpfade, auch Saru Gaeshi und Taiga no Kiba genannt. Heute schlängeln sich Straßen eng an die Bergrücken entlang und öffnen wunderschöne Ausblicke auf die Täler.

Nur kurz darauf halten wir in der Oboke-Schlucht, um die beeindruckenden Felswände aus kristallinem Schiefer vom Boot aus zu bewundern. Ruhig gleiten wir eine halbe Stunde auf dem Yoshion Fluss entlang, bis wir mit dem Boot aufsetzen würden und daher umkehren müssen. Ein Affe schaut uns vom Felsen zu. Nur das Rattern der Eisenbahn, die auf einer eindrucksvollen in Stein gehauene Strecke über dem Fluss liegt, stört die Idylle und ist doch auch Teil von ihr.

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Nur 15 Minuten von hier entfernt befindet sich im Iya Tal eine der 13 ca. 800 Jahre alten Wein-Brücken, die Kazurabashi-Brücke. Drei der Brücken werden heute noch regelmäßig gepflegt und für Besucher zugänglich gemacht. Wundervoll fügen sich die Hängebrücken, die aus wildem Wein angefertigt wurden, in das Landschaftsbild der steilen Schluchten, hochragenden Berge und versteckten Täler ein.

Das türkisfarbene Wasser des Yoshino-Flusses plätschert unter mir hindurch während ich über die wackelige Brücke balanciere. Geht man den Weg ein Stück weiter, gelangt man ins Flussbett und kann auch von dort in den Genuss der Brücke kommen. Ein kleiner Wasserfall plätschert nicht weit von hier. Ich kam nach Japan und erwartete eine blinkende, reizüberflutete Welt und werde von der perfekten Wildnis fernab der leuchtenden Städte überrascht. Erst hier wird mir wieder vor Augen geführt, wie oft doch Bilder von der Realität abweichen. Schließlich zählt der westliche Teil der Präfektur Tokushima zu den unerforschtesten Regionen Japans.

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Essen wie Japaner auf dem Hirome Markt in Kochi

Und dann zeichnet sich vor uns eine zaghafte Skyline in den Himmel, als wir die 330.000 zählende Präfekturhauptstadt Kochi erreichen. Regen prasselt auf die Scheibe und verwischt die Lichter der Stadt am Abendhimmel. Ein Straßenschild zeigt in Richtung Burg. 500 m durch den Regen wären es von meinem Hotel. Ähnlich weit befindet sich die Markthalle, in die es meinen knurrenden Magen eher zieht. 65 Straßenstände und Läden verkaufen lokalen, frischen Fisch, frisches Fleisch und Gemüse sowie Ramen und auch andere japanische und internationale Speisen. Streetfood Märkte sind inzwischen weltweit angesagt, doch fast immer sind sie auch ein Tummelplatz von Touristen. Schnell wird auf dem Hirome Markt klar: Hier kennt man sich, hier treffen sich Einwohner zum Abendessen oder auch zum Lunch oder auf einen Sake. Hirome ist ein wunderschöner kommunikativer Platz für Foodies, an dem man nach dem Essen auch noch einen Absacker mit Freunden trinkt.

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Im ältesten Heilbad Japans – Dogo Onsen

Es wird endlich Zeit für einen Besuch in den heißen Bädern. Als wir den Busbahnhof von Matsuyama erreichen, kann ich mir noch nicht vorstellen, dass unter der Erde heiße Quellen liegen sollen. Der älteste Kurort Japans entpuppt sich eher als schmucklose Großstadt mit geschäftigen Straßen, denke ich mir, als der Linienbus hält. Doch dann fahren wir noch 10 min hinaus nach Dogo und das Straßenbild tauscht sich tatsächlich komplett aus. Auf den Gehwegen laufen Passanten im Yukata vorbei. Es ist ein ungewöhnliches Bild, das sich mir hier bietet. Ob im Einkaufszentrum, im Hotel oder in den Straßen. Der besondere Kimono ist omnipräsent und wird auch von mir bald getragen. Auf jedem Zimmer im Hotel gibt es neben Handtüchern und Hausschuhen auch die Yukatas für den Onsen-Besuch. Schnell werfe ich mir das schmuckvolle Kleidungsstück über, falte unter Anweisung unserer Begleitung Masayo erst rechts, dann links den Saumen übereinander und suche dann in diesem Outfit das 124 Jahre alte Gebäude auf, in dem das heilende Wasser der 3000 Jahre alten Quelle die traditionellen Bäder füllt. Warum ich für das Bad einen  Yukata benötige, erschließt sich mir nicht ganz. Denn zunächst schließe ich meine Schuhe in einen Spint am Einlass ab, um dann im Umkleideraum der Damen auch den Yukata abzulegen und in der Schrank einzuschließen. In das 42 Grad heiße Wasser geht man schließlich nackt. Wichtig hierfür ist aber das Prozedere zuvor. Ich setze mich auf einen kleinen Schemel vor einen Wasserschlauch und tue es den älteren Japanerinnen um mich herum gleich. Einseifen und Abspülen im Sitzen. Ich habe den Eindruck, gerade die Hygiene wird hier detailreich zelebriert. Da ich schon keine Langduscherin bin, tue ich mich auch mit diesem ausgiebigen Säuberungsritual etwas schwer. Doch das heiße Bad tut gut.

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Am nächsten Morgen will ich eigentlich nur einen Kimono kaufen, doch als ich am Dogo Onsen vorbeilaufe, gerate ich in einen Pressetrubel. Das Dogo Onsen wird einmal im Jahr zum Reinigen geschlossen und genau dieser große Tag ist heute. Mit Bambuswedeln wird bereits mediengerecht die Außenfassade gesäubert. Kameraleute und japanische Touristen filmen. Darüber hinaus spricht sich herum, dass es auch eine Führung um 9 Uhr geben soll. Das ist die seltene Gelegenheit, einmal Innenaufnahmen von einem Onsen zu machen. Und so entscheide ich mich spontan um. Die Luft ist noch immer gezeichnet vom Vorabend, den ich bereits schwitzend in den Räumlichkeiten des Onsens verbrachte. Nur das Wasser ist bereits abgelassen und die Matten im Ruheraum werden herausgenommen.

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Eine kulinarische Zugfahrt mit Ekiben

Und dann nehmen wir von Mauyama den Zug nach Marugame. Shodoshima ist unser nächstes Ziel. Der Dorfbahnhof von Matuyama strahlt eine wohltuende Ruhe aus. Hektik, wie ich sie von den deutschen Bahnhöfen kenne, scheint es hier nicht zu geben. Der Kartenverkäufer sitzt mit seinem viel zu großen Hut und Uniform statisch hinter seiner Scheibe. Fährt ein Zug ein, durchzieht ihn ein Anfall des Elans. Und so springt er auf, um die Fahrkarten entgegenzunehmen und jeden im Stakkato zu begrüßen. Ein weiterer Herr in Uniform und großem Hut weiss mit seiner Mimik schon vor Einfahrt des Zuges umzugehen. Der Schaffner lächelt uns zu und versucht uns den zwanzig minütigen Aufenthalt am Bahnhof so komfortabel wie möglich zu gestalten. Unser riesiges Lunch-Paket mit Ekiben trägt er uns selbstverständlich hinterher. Ja, Bahnfahren ist hier tatsächlich entspannend. Auch im Zug bedarf es keiner besonderen Ruheabteile, gegenseitige Rücksicht wird hier groß geschrieben. Und so schallt unser Gelächter durch die japanische Stille, während wir begeistert unsere Bento-Boxen auspacken. Ekiben werden in den Bahnhofsgebäuden, auf den Bahnsteigen oder im Zug verkauft und gelten als das typische Gericht für eine japanische Zugfahrt.

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Als wir Marugame erreichen, ist es bereits später am Nachmittag. Ein besonderer Dunst legt sich über die Hafengegend, lässt Himmel und Meer verschmelzen. Irgendwo hier wird uns ein Wassertaxi abholen. Noch ein schneller Blick in das Uchiwa-Museum, schließlich stammen 90 % aller in Japan hergestellten Fächer aus Marugame. Dann streife ich ein wenig durch den fast verwaisten Hafen. Stimmungsvoll schaukeln die Boote an ihren Seilen und zeichnen mit ihren knalligen Anstrichen wundervolle Akzente in das Grau. Die Sonne schenkt nur noch so viel Licht, um sich zu orientieren. Bald wird sich das Weiss am Himmel zu dunklen Wolken zusammenziehen. „In einer Stunde regnet es, zieht Euch etwas Dickes an!“, ruft uns der Kapitän zu, als wir an Bord gehen. Dann verschwindet unser Boot in dem Grau, das zwischen Marugame und Shōdoshima liegt, als würde es uns hier und jetzt gar nicht geben. Als wäre Japan nur ein kurzer Traum gewesen.Shikoku, Japan Shikoku, Japan Shikoku, Japan

Das Goma Feuerritual im Joukouji Tempel – wenn wünsche in den Himmel fliegen

Nicht einmal 24 Stunden später ziehe ich aus einer kleinen Box ein beschriftetes Holzstück, auf das ich meinen Namen und mein japanisches Alter schreibe. Dem Mönch des Joukouji Tempels reiche ich das Stäbchen und flüstere ihm meinen Namen zu. Wir stellen uns vor einem Altar auf  und lauschen den Worten des Mönchs, die sich mit ganzer Fülle im Raum ausbreiten. Die eindringliche Stimme legt sich über das Knistern des Feuers. Wenn wir unsere Namen hören, sollen wir besonders intensiv den Wunsch visualisieren.  Diesen schicken wir an  Fudo-myo, der Schutzfigur während unsere Ängste in Flammen aufgehen. Wir drehen uns nicht um, lauschen einfach den Silben, die für uns doch nur Klang und Melodie erzeugen, aber keinen Sinn. Der Glaube liegt in dem, was wir im Moment hoffen und denken.

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Nachdem der Mönch verstummt ist und die Hölzer mit unseren Wünschen verbrannt sind, trete ich hinaus aus dem Bergtempel, der in der Tempyo Era von mehreren Mönchen erbaut wurde. Verehrt wird hier Yakushi-nyorai, der Buddha, der Krankheiten heilt. Ich stehe am Hang des Bergs Goishizan und überblicke die zerklüftete Landschaft in der Seto-Inlandsee. Ruhig schmiegt sich das Wasser um die kleinen Inseln. Ein intensiver Moment, der nachklingt, weil sich in dem Moment alles zusammenfügt. Unter meiner Kniebandage macht sich mein gerissenes Kreuzband bemerkbar. Vielleicht sollte ich es der See und dem Lande gleich tun, die Ruhe  mitnehmen und konservieren. Und den Rest besorgt Yakushi-nyorai.

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Was man sonst noch wissen sollte?

  • Shikoku ist die kleinste japanische Hauptinsel und besteht aus den Präfekturen Tokushima, Koshi, Ehime und Kagawa.
  • Fotogene Orte:
    – Oboke-Schlucht
    – Kazurabashi-Brücke
    – Ritsurin Garden
    – Ausblick vom Berg Goishizan
  • Aktivitäten:
    – Ryozen Tempel
    – Besuch im ältesten Onsen Japans
    – Awa Odori Tanzcenter
    – Hyotanjima Bootstour in Tokushima
    – Hirome Ichiba; Marktbesuch in Kochi
    – Goma Feuerritual Joukouji Bergtempel auf Shōdoshima
    – Zugfahrt mit Ekiben-Bento-Box
    – Sowohl auf der Hauptinsel Shikoku als auch auf der kleinen Insel Shōdoshima kann man sich auf einen Pilgerwanderweg begeben, der 88 heilige Orte miteinander  verbindet.
    – Die Insel bietet sich auch für Wanderungen, Radtouren und Kanufahrten an.
  • Restaurants:
    – Matsuri Sushi 祭り寿司, 〒771-1155, 徳島県徳島市応神町西貞方字仁徳69-2
    – In Takamatsu: Ofukuro おふくろ, 〒760-0052, 香川県高松市, 瓦町1丁目11番12号
    – In Tokushima: Tokusan とくさん, 〒770-0831, 徳島県徳島市, 寺島本町西1丁目42
    – In Dogo: Hirome ichiba ひろめ市場, 〒780-0841, 高知県高知市, 帯屋町2丁目3
  • Anreise: Von Frankfurt besteht mit ANA – All Nippon Airways zweimal täglich eine Direktverbindung nach Tokio/Haneda, einmal von München nach Tokio/Haneda und einmal von Düsseldorf nach Tokio/Narita (etwas außerhalb). Von Haneda aus nimmt man den Anschlussflug vom Domestic Airport nach Tokushima oder Takamatsu.
  • Währung: Yen. Auf Shikoku sollte man für Einkäufe ausreichend Bargeld mit sich führen, da nicht überall Kreditkarten akzeptiert werden. In den seven eleven stores kann man mit seiner EC Karte Yen abheben.
  • Sprache: Japanisch. Man kommt mit Englisch durch, aber es ist hilfreich, von jemanden begleitet zu werden, der Japanisch spricht.

Demnächst erscheint hier: Japan kreativ – Altes Kunsthandwerk und DIY auf Shikoku

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Ich wurde von  All Nippon Airways & Tourism Shikoku  zu dieser kostenlosen Recherchereise eingeladen. Alle Ansichten sind meine eigenen.

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