Alle Artikel in: Bolivien

Copacabana

Copacabana und der Platz an der Sonne

Geschafft, wir sind an unserem Ziel. Einmal Copacabana! Natürlich zieht es uns nach einer langen Busfahrt gleich an den Strand, tauchen dort unsere Füße unter atemberaubender Kulisse in das türkisfarbene Wasser ein. Der Sand kitzelt ein wenig unter den Füßen. Halt! Ich schreie laut auf. Irgendetwas ist hier falsch! Das 12 Grad kalte Wasser schmerzt. Der Traum von Copacabana kann 2700 km östlich besser geträumt werden. Dort, wo gerade die Sonne gefühlt 24 Stunden vom Himmel platzt, in Brasilien. Doch wir sind im Norden Boliviens. Anstatt den Blick auf den Zuckerhut genießen wir die bezaubernde Bergkulisse der Anden, statt Meeresbrise schnappen wir auf knapp 4000 Metern noch immer nach Luft. Und dann ist da der Regen, der uns seit Tagen begleitet. Die Fahrt von Puno (Peru) nach Copacabana gibt schon einen wunderbaren Vorgeschmack auf das, was uns in der Kleinstadt erwartet. Die Straße windet sich entlang am schier endlos wirkenden See, führt vorbei an Buchten, die zum Baden einladen. Doch das wäre ein sehr kühles Unterfangen. Die tief liegenden Wolken spiegeln sich im klaren Wasser des …

Sucre

Abgeschossen – oder wenn Südamerika närrisch wird

Vorab, ich bin ein Karnevalsmuffel. In Berlin lebt es sich so auch ganz gemütlich. Woanders auf der Welt weniger. Dass ich Ostern und Weihnachten regelmäßig in meinen Reiseplanungen für Lateinamerika berücksichtigen muss, da hier und da manchmal gar nichts mehr geht, ist mir schon hinlänglich bekannt. Doch als ich in der bolivianischen Andenstadt Oruro die gewaltigen Aufbauarbeiten für die Straßenumzüge des weltbekannten Karnevals erblickte, ahnte ich noch nichts Böses. Ich spürte nur meinen gewöhnlichen Reflex – schnell weg hier, bevor es zu voll wird. Ja, ich mag es nicht, wenn es eng wird. So mag ich es beispielsweise auch nicht, wenn mir regelmäßig irgendein lächelnder Zuspätkommer im Yogakurs seine Matte auf meine wirft, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, mit dem Fremden hier jetzt fast übereinander liegend herum zu stöhnen und herabschauende Hunde mit Löwenatmung zu praktizieren. Ich mag auch nicht, wenn in der Bahn ein ganzer Waggon voller Plätze frei ist, aber sich der einzige Passagier direkt neben mich setzt. Und auch am Strand ist es normalerweise heiß genug, da brauche ich nicht …

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Amazonasgrün. Meine Reise in die grüne Lunge der Erde

ENGLISH VERSION HERE Nach Tagen in der monotonen ockerfarbigen Landschaft, in die sich auch die rotbraunen Häuser so einfügen als wollten sie sich hinter dem steinigen Boden verstecken, verlasse ich das Altiplano. Vor uns windet sich im Nieselregen die schmale, unbefestigte Andenstraße von über 3000 Metern hinab in das grüne Tal – Amazonien! Nie zuvor erlebte mein Auge den Kontrast zwischen Höhe und Tiefe, Stadt und Land, braun und grün so intensiv wie auf dieser Fahrt. Wäre da nicht der erschreckend geringe Abstand zwischen Jeep und Abgrund, der maximal 30 cm maß, hätte ich mich diesem Ergrünen der Natur bereits auf meiner 12stündigen Fahrt von La Paz nach Rurrenabaque völlig hingeben können. Denn das steinige Ocker wird zunehmend von der erfrischenden Flora der Yungas-Region überdeckt, die mit einem leichten strauchigen Grün der Obstbäume, Kaffeepflanzen und Cocasträucher aufwartet. Die Strecke führt uns von der Hochebene hinab – die Straße schmiegt sich an die Berge, ist teilweise fast reingehauen. Kurven, Kurven, Kurven und steiler Abgrund. Die Straße nur so eng, dass gerade ein Auto Platz hat und …

Evo_Morales

Viva la EVOlucion! La Paz im Ausnahmezustand

Irgendetwas war anders. Als ich heute Morgen meine tägliche Strecke zur Sprachschule in Sopocachi lief, waren die Straßen im Zentrum von La Paz leerer und doch auch zugleich voller. Voller mit Autos, leerer mit Menschen. Ich lief wie immer vom Hexenmarkt die Calle Murillo in Richtung Plaza Estudiante und wunderte mich über die seltsame Atmosphäre. In der Sprachschule angekommen erhielt ich die Nachricht meiner Lehrerin, dass sie sich verspäten würde, denn sie stecke im Stau. Später erzählte sie mir, der gesamte Prado sei gesperrt und daher quetschten sich alle Autos durch die kleinen Nebenstraßen. Aber weshalb war die Lebensader der Stadt gesperrt? In den letzten Tagen hatte ich täglich Demonstrationen in der Stadt erlebt. Immer wurden irgendwo Schilder in die Luft gestreckt und lauthals protestiert. Überhaupt, gab es keinen Tag, an dem nichts los war und die Stimmung war ohnehin politischer aufgeladen, als ich es mit vorgestellt hatte. An meinem ersten Tag in La Paz geriet ich vor dem Regierungspalast in einen Auflauf an Journalisten. Hier musste etwas im Busch sein. Also drängte ich mich …

Rurrenabaque

Wenn’s mal wieder schnell gehen soll… {in Bolivien}

Zimmernummer 405. Die Tür fällt ins Schloss. Ich werfe meinen Rucksack in die Ecke und lasse mich resigniert auf mein Bett fallen. Inzwischen kehre ich schon zum dritten Mal morgens vom Flughafen zurück. Auschecken – einchecken. Selbst die sonst so schüchterne Rezeptionistin kann sich ihr Grinsen nicht mehr verkneifen, als zum dritten Mal unerwartet der Zimmerschlüssel 405 über den Tresen wandert. Morgen, ja morgen wird es weitergehen. Ganz sicher! Nur sicher ist in Bolivien nichts. Und schon gar nicht sicher sind die Abflugzeiten der kleinen Urwaldflieger. Um 6.45 Uhr holte uns unser Taxi im Hotel ab, um uns in das 13 km entfernte El Alto zu fahren. Hier befindet sich auf 4061 Metern Höhe der zu den höchstgelegenen Flughäfen der Welt zählende Airport von La Paz, von dem in weniger als 1,5 Stunden auch unser Flieger in das Tiefland Boliviens starten sollte. Als wir am Flughafen ankamen, fanden wir einen verwaisten Schalter von Línea Aérea Amaszonas vor. Das überraschte uns, denn längst hätte hier die Abfertigung für die überschaubare Fluggastzahl unseres Fliegers beginnen müssen. Aufgeregt …

Salar de Uyuni

Eine salzige Sache – meine Tour in die Salzwüste Uyuni

Wir hätten es ahnen müssen.  Als wir am Vorabend unserer Tour in den Salar de Uyuni  in dem Büro von Travel Agency Tupiza Tours nachfragten, wie viele wir seien, sagte man uns vier. Hinter den Namen unserer Mitfahrer war die Notiz Horseback Riding vermerkt. So wunderte es uns auch nicht, als diese beiden Personen am nächsten Tag nicht in unserem Geländewagen saßen. Stattdessen würden uns drei lethargische Mittzwanziger Franzosen begleiten und ein Fahrer/ Guide, der weder die einen noch die anderen Qualitäten erkennen ließ… An einem Samstagmorgen im Februar brachen wir mit drei weiteren Geländewagen von Tupiza mit dem Ziel Salar de Uyuni auf. Natürlich sollte diese Tour unsere Spannung immer mehr auf einen Höhepunkt hinleiten – die Salzwüste. Wir teilten uns auf und fuhren gemeinsam im Schlepptau mit einem anderen Geländewagen, in dem eindeutig die sympathischeren Begleiter saßen – drei britischen Mädels und zwei Franzosen, aber das sollte uns nicht stören. Denn am Anfang sah alles nach einer vielversprechenden Tour aus. Am ersten Tag fuhren wir gen Westen an imposanten Steinformationen der Sillar vorbei und …

Potosi

Potosi – Der härteste Arbeitsplatz der Welt

Minenarbeiter ist wohl generell einer der härtesten Jobs. Diesen in Potosi auszuführen, ist wohl noch ein Stück weit härter und heißt so viel wie Minimierung der eigenen Lebenserwartung. Wie kann man das Leid anders ertragen als mit hochprozentigem Alkohol, Coca und Rauchen. Was erwartet man von einer “Minentour”? Das Leben eines Minenarbeiters authentisch kennenzulernen? Helfe ich dem Menschen damit? Nein, bestimmt nicht. Man erfasst das Elend nicht wirklich. Kann ich fühlen, was der Minenarbeiter fühlt, wenn ich durch die engen Schächte meinen Körper quetsche, wenn ich in geduckter Haltung versuche, dem Hunt Waggon mit dem abgetragenen Gestein zu folgen? Tonnenschwere Ladung, die auf mich stürzen kann, wenn ich nicht schnell genug zur Seite springe. Zu sehr ist man in diesen Schächten mit sich selber beschäftigt, als dass man das Leid der Arbeiter ausreichend reflektieren könnte. Hier wird gearbeitet, hier wird geschuftet unter härtesten Bedingungen. Und wir Touristen sind mittendrin. Wenn die Hunte Waggons, die jeweils von drei Arbeitern geschoben und gezogen werden, entgleisen und wieder mit Menschenkraft auf die Schienen gehoben werden müssen, beobachten wir an der …

Puerto Nariño

Dschungelfieber

Ist man auf Reisen nicht immer auf der Suche nach dem einen Highlight, nach etwas Neuem nach etwas Einzigartigem? So beginnen viele Leidenschaften – auch die des Reisens. Dann, wenn Urlaub ins Reisen übergeht, hat man etwas überschritten, was mehr als nur die Ruhe vor den nächsten 340 Tagen (+/-) im Jahr ist. Man hat einmal etwas gefühlt, dem man immer wieder nachjagt. Wann ich diese Grenze überschritten habe, kann ich nicht genau sagen. Ein paar Schlüsselmomente markieren dennoch diese Linie. In den 13 Monaten, die ich in den Vereinigten Staaten nach dem Abitur lebte, begann ich mir die ersten Let’s Go Reiseführer zu kaufen. Was saß ich in den Buchläden und schmökerte darin, fasziniert von der Vielfalt, die einem solch ein Guide Book eröffnete. Wann immer ich Zeit hatte, reiste ich mit Bus, Flugzeug oder Auto durch die USA. Am meisten faszinierte mich jedoch ein Abstecher nach Mexiko. Obwohl ich damals noch nicht wusste, was es war, sprang hier ein erster Funke über. Konkreter wurde es ein Jahr später, als wir auf dem Sinai …

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Mitgebracht. Mitbringsel aus Lateinamerika

Sommerzeit = Reisezeit. Rucksäcke und Koffer fliegen wieder rund um die Welt und kehren mit zahlreichen Souvenirs gefüllt in die Heimat zurück. Manche begeistern nur in dem Moment, in dem man sie erstanden hat, andere lassen uns noch Jahre später gern an die Reise zurückdenken. In meiner kleinen Fotoreihe „Mitgebracht“ stelle ich Euch sinnvolle und weniger sinnvolle Mitbringsel meiner Reisen vor. Einige sind schon weggetrunken, weggegessen oder einfach kaputt und schafften es somit nicht auf das Bild. Alle anderen findet ihr hier. Im zweiten Teil meiner Souvenirreihe stelle ich Euch Mitbringsel aus LATEINAMERIKA vor. Summer time = travel time. Backpacks and suitcases are flying around the world and return home filled with numerous souvenirs. Some only enthuse in the heat of the moment when you purchase them, others let us still reminisce about a trip years later. In my little photo series „Mitgebracht“, I introduce to you more or less meaningful souvenirs from my trips. Some are already drunk up, eaten up or merely broken, but you can find the ones that survived in the pictures here. In the 2th part …

Salar de Uyuni

Per Roadtrip um die Welt

Zu einem Roadtrip gehört eigentlich eine Road. Was macht man aber, wenn die Road manchmal nicht da ist? Wenn man durch eine platte Landschaft fährt, ohne eine Straße auszumachen? Oder wenn sich plötzlich 20 verschiedene Spuren vor einem auftun? Oder man sich im Sand festfährt, weil man in eine Touristenfalle getappt ist? Oder der Reifen zum zehnten Mal platt ist und der Fahrer keinen Plan hat, wie man einen Reifen wechselt? Das Best-of meiner Roadtrips auf drei verschiedenen Kontinenten – in Bolivien – Äthiopien – Mongolei. Bolivien Gereist im: Februar 2010 Von/ Bis: Tupiza nach Uyuni Highlights: Endlich im Salar de Uyuni zu stehen. | Übernachtung im Salzhotel | Den Wind auf 5.000 m Höhe zu spüren. | Die monotone Vulkanlandschaft mit Lagunen als Kontraste. | Mondlandschaft El Sillar Pleiten – Pech – Pannen: Was macht man, wenn man einen Platten hat, der Fahrer/ Guide den Reifen nicht wechseln kann und der Ersatzreifen auch einen Platten hat? Dann wird die Tour auf jeden Fall abenteuerlicher und irgendwann endet sie in stop and go. Den Höhepunkt unserer Tour, den …