Alle Artikel in: Bücher

Leichendieb

Leichendieb

Leichendieb spielt in der Grenzregion Brasilien und Bolivien. In Corumba im Bundesstaat Mato Grosso am Rande des Pantanals, dem Schauplatz des Romans, gibt es nur Hitze. Die tägliche Bewegung wird hier zur Herausforderung und dieses Gefühl sprießt aus jeder Pore des Protagonisten. Der Roman, den ich während unserer Transsib-Reise an einem Nachmittag im Zug verschlang, bietet die typische Mischung eines Thrillers aus Lateinamerika: Zufälle, Drogen, Mafia und Erotik. Doch von der ersten Seite an zeigt uns die Autorin Patricia Melo, dass ihr Kriminalroman mehr ist als ein Abziehbild, das alle Clichés erfüllt. Im schnellen Tempo erzählt der geschickt konzipierte Roman in einfacher und direkter Sprache über Gut und Böse in dieser vor Hitze atemraubenden Gegend. Doch diesmal ist der Protagonist nicht Kind der Favelas sondern ein gefallener Manager. Ein getriebener Paulistano auf der Flucht vor seinem Leben in der Großstadt. Soll man Mitleid mit ihm haben? Ist er ein Aussteiger oder ein Nichtsnutz? Durch einige Zufälle wird der Ich-Erzähler Zeuge eines Flugzeugabsturzes – das typische Spiel, „im falschen Moment am falschen Ort zu sein. Im …

Kongo

Kongo: Eine Geschichte

In zwei Momenten meines Lebens war ich dem Kongo schon ganz nah. Doch befand ich mich immer in den Staaten, die einen wesentlichen Einfluss über das Geschehen im Osten des Kongos haben. Das erste Mal feierte ich mit UN-Mitarbeitern am Kivu See auf ruandischer Seite Weihnachten. Der andere Moment war einige Monate später in Uganda, als ich mit meinem Wagen über das Ruwenzori Gebirge in den Semliki NP fuhr und in die schier unendliche Weite des grünen Kongos schaute. Natürlich habe ich in den letzten 15 Jahren schon einige Bücher über den Kongo und den Konflikt in den der Region der großen Seen gelesen, angefangen von Joseph Conrads „Heart of Darkness“ und zuletzt das Buch „Die Stunde der Rebellen: Begegnungen mit dem Kongo“ der belgischen Autorin Lieve Joris. Und nun liegen sie vor mir, Respekt einflößende 783 Seiten mit einem ausdrucksstarken Coverfoto. In den gut sechs Jahren Entstehungszeit des Buches führte der belgische Autor David van Reybrouck auf seinen zehn Reisen in den Kongo mehr als 500 Interviews. Dabei waren einfache Bürger ebenso unter seinen Gesprächspartnern …

Wie ich Kannibalen, Taliban und die stärksten Frauen der Welt überlebte von Christoph Zürcher

Wie ich Kannibalen, Taliban und die stärksten Frauen der Welt überlebte

Mit dem Titel hat Christoph Zürcher schon mein vollstes Interesse eingefangen. Endlich mal wieder ein lesenswertes Buch über das Reisen. Hier erwartet den Leser nicht die tausendste austauschbare Backpackergeschichte, sondern ungewöhnliche Reiseerzählungen. Zürcher sucht Abenteuer ohne in alter Abenteurermanier seine Heldentaten als den „hottest shit“ zu verkaufen. Vielmehr verpackt er seine häufig erlebten Niederlagen auf seinen Abenteuerreisen mit einer gute Schippe Humor zu witzigen Geschichten. Das macht mir Zürcher sympathisch. Dabei ist Abenteuer ein weitgedehnter Begriff, der nicht immer nur an die Grenzen der Physis geht, sondern häufig auch mit psychischer Überwindung im Zusammenhang steht. Die beweist der leidenschaftliche Hundebesitzer, als er in China neben Katze und Kobra auch Hund probiert und zugeben muss, dass dieser vorzüglich schmeckt. Oder als er in den USA beim Burning Man in einer kollektiven Onanierparty  landet. Aber dass er auch wahre Abenteuer in Angriff nimmt, beweisen seine außergewöhnlichen Reiseziele Pakistan, Afghanistan, Iran und Dschibouti. Oder seine gescheiterte Erklimmung des Ama Dablam in Nepal, der alles andere als das Matterhorn ist. Auch die Teilnahme am Ultramarathon im brasilianischen Amazonasgebiet bringt …

banana-pancake-trail

Banana Pancake Trail

Love it or hate it! Mit diesem Buch verhält es sich wie mit Banana Pancakes. Mal huscht ein Lächeln über meine Lippen, ein anderes Mal erzeugt es ein leichtes Kopfschütteln. Vielleicht liegt es daran, dass ich lange nicht mehr auf einem solchen „Pfad“ gereist bin, der mit morgendlichen Bananeneierkuchen seine Gäste begrüßt. 13 Jahre ist es her, dass ich durch Südostasien reiste, so sind meine Gedanken daran längst verblasst. Ich habe mir den Spaß erlaubt und dieses Buch als Reiselektüre für meinen letzten Trip nach Kolumbien ausgewählt, in der Hoffnung, ein authentisches Gefühl beim Lesen zu verspüren. Manchmal wünschte ich mir hier wirklich lieber einen Bananeneierkuchen anstatt zum zigsten Mal Rührei mit Toast und Marmelade und eine Arepa dazu. Und von den laut Mattheis nicht vorhandenen Amerikanern, sah ich in meinen letzten Reisejahren durch Süd- und Mittelamerika sowie Afrika mehr als genug. Aber dennoch, die humorvoll beschriebenen Anekdoten kommen mir mehr als bekannt vor. Und genau diese erzeugen dann ein schönes Déjà-vu. Mit einer guten Portion Spott und Zynismus nimmt Mattheis die Spezie der Rucksackreisenden …

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Augenblicke einer Weltreise

Job kündigen, Wohnung aufgeben und auf geht’s einmal um die Welt. Was für viele nach einem wünschenswerten Abenteuer klingt, trauen sich in Wahrheit jedoch nur wenige tatsächlich umzusetzen. Helga und Jürgen gehören zu diesen Abenteurern. Sie ließen ihren Alltag hinter sich, um in ihrem alten VW-Bus – von ihnen liebevoll Orangetrotter genannt – 20 Monate um die Welt zu reisen. Dabei machte das Trio Bekanntschaft mit vielen neuen und interessanten Orten, Menschen und Kulturen.  Was sie während ihres Trips schon in ihrem Blog begleiteten, fasst Helga Negele nun noch einmal in ihrem Buch „Augenblicke einer Weltreise“ zusammen. Dabei beschreibt die Autorin ihre Erfahrungen so lebendig, dass sie es dem Leser einfach macht, sich in die Situation der beiden Reisenden zu versetzen. Man bekommt das Gefühl, selber mit den beiden auf Reisen von Istanbul über Indien und Thailand bis hin nach Australien zu sein. Helga Negele berichtet von ihren ganz persönlichen Erfahrungen in all diesen Ländern – von den positiven Erlebnissen, die sie gemacht haben, ebenso wie von den negativen, die ihnen widerfahren sind.  „Augenblicke einer …

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Ein Tag in Barcelona

Daniel Brühls Liebeserklärung an Barcelona ist der ganz persönliche Reiseführer des in Barcelona geborenen Schauspielers. In einer Mischung aus Stadtführer und eigener Biographie nimmt er den Leser mit auf eine eintägige Reise durch die spanische Stadt, die mit dem Sonnenaufgang auf dem Berg Tibidabo beginnt und beim Anbruch des nächsten Tages mit einem erfrischenden Bad im Meer endet. Bei diesem Spaziergang durch Barcelona verrät der Autor seine Lieblingsplätze in seiner Heimatstadt und gewährt dem Leser auch Einblicke in seine Kindheit. In seinen Erinnerungen versunken erzählt Daniel Brühl sowohl von den guten wie auch den schlechten Momenten seiner Beziehung zu der seiner Meinung nach umstrittenen Stadt und liefert interessante Einblicke in die katalonische Kultur mit amüsanten Geschichten und Anekdoten aus dem eigenen Großelternhaus. Dabei vergisst der Schauspieler auch nicht, seine ganz persönlichen Tipps für einen Aufenthalt in Barcelona zu geben, die eine angenehme Abwechslung zu den in den Reiseführer empfohlenen Touristenplätzen darstellen. „Ein Tag in Barcelona“ ist somit die ideale Lektüre für jeden, der Barcelona einmal von einer ganzen anderen – persönlichen – Seite kennenlernen möchte. …

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Abenteuer Afrika – Europa bis Kapstadt

Gegen die Bedenken ihrer Familie und Freunde machte sich Barbara Bitschnau im Oktober 2010 im Alter von 23 Jahren auf, um mit drei Gefährten – die sie auf einer Internetplattform kennen gelernt hatte – einmal quer durch Afrika zu reisen. Von diesem Abenteuer berichtet sie in ihrem Buch Abenteuer Afrika – Europa bis Kapstadt. Anstelle einer chronologischen Erzählung sortiert die reisebegeisterte Autorin ihre Erinnerungen jedoch nach Themengebiete und geht dabei von den Vorbereitungen, über die Nahrungsmittel bis hin zu den Krankheiten auf alle interessanten Begebenheiten ein, die sie auf ihrer Reise erfahren hat. Dabei gelingt es ihr, ihre Geschichte als eine Mischung aus Reisetagebuch und Ratgeber in kurzen lebhaften Abschnitten zu erzählen und in dem Leser die Lust zu wecken, selbst einmal Afrika zu bereisen. Somit ist „Abenteuer Afrika – Europa bis Kapstadt“ sowohl für diejenigen zu empfehlen, die selber eine Reise nach Afrika planen, als auch für alle diejenigen, die auf erfrischende Art und Weise Einblicke in andere Kulturen gewinnen wollen. [SC] Barbara Bitschnau | interconnections, Freiburg 2012 | 144 Seiten | 15,90€ | …

afrika_patt

Afrika Patt Problemm

An einem windigen, lauen Abend in Sidi R’bat (Marokko) fiel mir im La Dune Guest House dieses Buch aus dem Jahr 1998 von dem Besitzer unserer Unterkunft in die Hände. Als leidenschaftlicher Afrikainteressierter begann ich flüchtig reinzulesen und wollte das Buch gar nicht weglegen. Doch dass Vorwort und Zwischenzeilen etwas täuschten, merkte ich erst, als ich das Buch bereits in Deutschland gekauft und in der Buchmitte angekommen war. Ich erwartete ein Buch von einem Afrikakenner, ja vielleicht -liebhaber und bekam zunehmend die Ignoranz des Autors zu spüren, die nicht immer nur am (Nicht-)Erlebten sondern auch häufig an der Wortwahl, die mich zunächst begeisterte, festzumachen war. Wer politisch korrekt mit dem schwarzen Kontinent umgehen möchte, für den ist dieses Buch nicht zu empfehlen. Begriffe wie Neger, Bimbo, Franzokken müssen verdaut werden. Selbst über diese Begriffe las ich zunächst mit Spannung hinweg, bis, ja bis mich der zweite Teil der Wohnmobild-Reise vollends enttäuschte. Eine ausführliche Lobhymne auf Südafrika, Namibia, Gambia, Simbabwe und die Seychellen wurde nunmehr in epischer Breite gesungen, welche den übrigen Ländern keine Chance mehr …

handbuch_fuer_die_gefaehrlichsten_orte_der_welt

Handbuch für die gefährlichsten Orte der Welt

Wie vermeidet man, entführt zu werden? Welcher ist der richtige Sitzplatz in einem Schrottflieger? Wie trägt man eine Schutzweste? Diesen und weiteren Fragen rund ums Überleben in Krisengebieten widmet sich Rosie Garthwaite in ihrem sehr ungewöhnlichen Reisebuch, dem „Handbuch für die gefährlichsten Orte der Welt“. Rosie Garthwaite berichtet für Al Jazeera aus dem Nahen Osten und blickt auf intensive Erfahrungen als Kriegsberichterstatterin zurück. Ihre eigenen Erlebnisse und die Erinnerungen befreundeter Reporter, Filmemacher und NGO-Mitarbeiter hat sie in diesem Buch in Form von spannenden Essays, unterhaltsamen Anekdoten und Geständnissen gesammelt. Das Buch informiert grundsätzlich, welche Handlungen zu Missverständnissen führen können und wie man kritisches Fehlverhalten in Krisengebieten vermeiden kann. Zusätzlich liefert es ganz individuelle Tipps für das Überleben in gefährlicher Umgebung: Ob Wiederbelebung, Notfallkoffer packen oder Autos kurzschließen. Ob Nachschub an Verhütungsmitteln, der Nutzen von Knoblauchtabletten oder schallendes Gelächter bei Afghanen provozieren. Rosie Garthwaite liefert ein unverzichtbares Survival-Kit für Journalisten und wahre Abenteurer. Das Moleskine-Design macht das „Handbuch für die gefährlichsten Orte der Welt“ zu einem robusten, widerstandsfähigen Begleiter – ein unentbehrlicher Komplize mit wertvollen Tipps …

reise_kolumbien

Reise durch Kolumbien

Wenn ich nicht schon ein großer Kolumbien-Fan wäre, ich würde es mit diesem Bildband werden. Wunderschöne Landschaften anhand ca. 200 Fotos in Szene gesetzt rufen Erinnerungen wach oder wecken zugleich die Sehnsucht nach mehr. „Willkommen in Kolumbien“ heisst es in einem ausführlichen Eingangskapitel über Land, Kultur, Geschichte und Gesellschaft, das aber auch auf Vorurteile, Sicherheitslage und Widersprüche eingeht. Ein guter Abriss, der auf die Bildgewalt der 136 Seiten hinarbeitet. Der Inhalt ist übersichtlich in die drei Kapitel „Küsten an Karibik und Pazifik“, „Bogotá und das Hochland“ sowie „Dschungel und Flüsse – das Amazonas-Tiefland“ gegliedert. Mein persönliches Highlight und somit das besondere Plus ist das letzte Kapitel, das sich einer Region widmet, die sich abseits der ausgetrampelten Touristenpfade befindet und somit auch häufig unerwähnt bleibt. Darüber hinaus berichtet der deutsche Reise- und Kulturautor Andreas Drouve in vier Specials über das Erbe der Kolonialarchitektur, die Erfolgsgeschichte des kolumbianischen Kaffees, die versunkenen Kulturen und die indigene Bevölkerung im Spiegel von Geschichte und Gegenwart. Texte und Fotografien zeigen die wahre Leidenschaft des Autors sowie des Fotografen Christian Heeb für …