Allgemein, Ecuador, maddyswelt
Schreibe einen Kommentar

Der Geschmack von Quito

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Als ich vom Turismo Quito nach einem kurzen Statement für die 7 neue Weltwunder-Bewerbung gefragt wurde, herrschte in meinem Kopf ein heilloses Durcheinander. Auf dem Weg zum Flughafen, stoppte ich in Mariscal vor dem beliebten Fotomotiv, dem Plaza Foch, und erzählte vor der Kamera, was Quito für mich ist.

Historische Altstadt, einmalige Lage inmitten der Vulkanstraße, vibrierendes Nachtleben, gute Küche, freundliche Menschen – aber da war doch noch mehr?

Quito ist goldig, süß, kreativ, aktiv, historisch… – Quito ist irgendwie anders und doch auch für jedermanns Geschmack. All das, was ich in dem Moment nicht sagen konnte, muss jetzt noch irgendwie raus.

2_quito_ist_suess_Kakao_1_670x350

Ich bin noch nicht lange im Land, da sehe ich schon die ersten Republica del Cacao-Läden in den Straßen. Diese sind das Juan Valdez (kolumbianische Kaffeekette)  von Ecuador – sie verkaufen nur eben keinen Kaffee sondern alles rundum das Thema Schokolade. Dass es sich hierbei um hochwertige Tafeln handelt, die überwiegend in die Körbe von Touristen wandern, ist mir schnell klar. Qualität hat ihren Preis!
In einer kleinen Kopfsteinpflasterstraße am Rande der Altstadt liegen hinter einem Rundbogen kleine Cafés, Restaurants, Galerien, Kunsthandwerksläden und auch Läden für den süßen Geschmack. In La Ronda, wie die Straße genannt wird, kann das Leben an Wochenenden vibrieren oder es schläft wie an jenem Sonntagmorgen, als wir den schweizerischen Chocolatier Bertrand besuchen, der seit zwölf Jahren gemeinsam mit seiner ecuadorianischen Frau den kleinen Schokoladen Chez Tiff betreibt und uns einen Einblick in die Produktion von Kakao und die Weiterverarbeitung zu Schokolade und köstliche Pralinen gibt.
Die Geschichte des Kakaos ist auch die Geschichte Ecuadors. Fast mag man gerade an einem dritten Kakaoboom denken, nach dem ersten Anfang des 19. Jahrhunderts, als die Kleinstadt Vinces an der Küste schon aufgrund des Reichtums der Kakaobarone „Littel Paris“ genant wurde und Ecuador in der zweiten Phase Anfang des 20. Jahrhunderts zum größten Kakaoproduzenten aufstieg. Umso verwunderlicher ist, dass die Ecuadorianer selbst nicht allzu viel mit dem süßen Zeug anfangen können und nur 500 g pro Jahr verzehren. Der Kakao mag es übrigens warm – das Amazonasgebiet und die Küstenregion bieten die 25 Grad, in denen sich die Pflanzen am wohlsten fühlen. Einen Spaziergang auf einer Kakaoplantage ersetzt der Besuch zwar nicht, aber dennoch bekommt man auch über die Wachstumsprozesse via Folien einen Überblick, der danach das Zartbitterstück auf der Zunge zerfließen lässt.

Chez Tiff: La Ronda, Quito
Öffnungszeiten: täglich: 9:00 bis 17:00 Uhr,

2_quito_ist_kreativ_Guasamin_670x350

„The Pichincha mountains are a pure expression of my mood, this Quito appears pink, filled with light; ares Quito or that Quito from which the color red spills down.“ (Guayasamin)
Es gibt Dinge, von denen weiss man nichts. Sie verstecken sich 12 Jahren im heimischen Regal, ohne dass man ihnen je eine Bedeutung schenkte. Und dann steht man 10.000 km von diesem Regal entfernt in einem Raum, in dem einen berührende Bilder von den Wänden anschauen, Bilder des Leids und des Zorns, und plötzlich kehrt sich der Blick nach innen, zurück zum Regal in Berlin, wo ein Bildband schlummert, den mein Freund mit in die gemeinsame Wohnung und Beziehung brachte, dem ich aber außer zum Entstauben bisher keine Beachtung schenkte. Ein bisschen Picasso – aber doch auch anders, eben Oswaldo Guayasamín. Und so stehe ich ziemlich verblüfft und beeindruckt zugleich in der „Kapelle des Menschen“ (Capilla del Hombre), in der ich auf engem Raum einen künstlerisch gestalteten Überblick über ein Jahrtausend lateinamerikanischer Geschichte und kulturellen Erbes erlebe.
Auch wenn der indigene Expressionist Guayasamín die Einweihung dieser Kapelle 2002 nicht mehr erlebte, legte er doch den Grundstein, auf dem man nun die drei Zyklen seines Schaffens bestaunen kann. Der erste Zyklus „Huacayñán“ (Der Weg der Tränen) ist inspiriert durch seine Reise durch Südamerika, nach der er das Leid der indigenen Bevölkerung künstlerisch umsetzte. Im zweiten Zyklus „La Edad de la Ira“ (Das Zeitalter des Zorns) setzt er sich mit den Putschen Südamerikas – besonders in Chile – auseinander. Der dritte Zyklus stellt die letzten Jahre seines Schaffens mit dem Namen „Mientras vivo siempre te recuerdo“ (Solange ich lebe, erinnere ich mich an dich) dar. Wer Kunst liebt, und sich gleichzeitig mit der Geschichte Lateinamerikas auseinandersetzen möchte, sollte diese Ausstellung nahe des Metropolitan Parks besuchen.

Capilla del Hombre: Mariano Calvache E18-94 y Lorenzo Chávez, Bellavista, Quito.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag: 10:00 bis 17:00 Uhr, Montag und an Feiertagen geschlossen. Erwachsene: 6 USD

2_quito_ist_goldig_Kirche_670x350

Von außen lässt sich noch nicht der unheimliche Schatz erkennen, der sich hinter den dicken Kirchenmauern der Jesuitenkirche La Compañía de Jesús verbirgt. Der gesamte Kircheninnenraum glänzt und schimmert im schönsten Gold – 7 Tonnen sollen hier verarbeitet worden sein, das Erbe der Inkas. Reiche Stuckarbeiten, steinerne Säulenverzierungen und der Figurenreichtum sowie die meisterhaft gearbeiteten Skulpturen machen die Kirche neben dem Traum an Blattgold (mit einem heutigen Wert von ca. 200 Mio Euro) zu einer der prunkvollsten in Südamerika und Ecuador. Die UNESCO führt sie sogar unter den 100 bedeutendsten Bauwerken der Welt. 160 Jahre dauerte der Bau, mit dem man 1605 begann und der sich an San Ignacio in Rom orientierte. Eine wahre Meisterleistung, die leider nicht fotografiert werden darf! Da ich ganz brav das strikte Fotografierverbot einhielt, schicke ich Euch zum Fotos schauen zu Martin.

La Compañía de Jesús: Garcia Moreno y Sucre, Quito, Ecuador
Öffnungszeiten: Montag bis Donnertag: 9:30 bis 18:30 Uhr / Freitag: 9:30 bis 17:30 Uhr / Samstag und Feiertage 9:30 bis 16:15 Uhr / Sonntag 12:30 bis 16:15 Uhr. Erwachsene (Ausländer): 4 USD 

2_quito_ist_historisch_Abado_Museum_670x350

Wer sich in der Altstadt Quitos bewegt, spürt in jeder Straße und Gasse die Geschichte der einstigen Hauptstadt der Inkas. Leider blieb aus dieser Zeit nur wenig übrig, da die Stadt häufiger durch Menschen- und Naturkraft zerstört wurde. Umso verwunderlicher ist es, dass wir dennoch ein so breit gefächertes historisches Zentrum vorfinden, das größte zusammenhängende in ganz Amerika. Nicht zu unrecht trägt Quito somit seit 1978 den Titel UNSECO-Weltkulturerbe mit Stolz. Seit 2010 wird in einem schön restaurierten Gebäude aus dem 17. Jahrhundert die Geschichte Ecuadors erzählt. Nicht chronologisch, weist unser Guide Marco immer wieder darauf hin. Im Museum für präkolumbische Kunst CASA DEL ALABADO haben zwei ecuadorianische Familien ihre Sammelstücke in acht thematischen Sektionen ausgestellt. Die interaktiv gestaltete Ausstellung schaut weniger mit einem archäologischen Blick als vielmehr mit einem künstlerischen auf die ecuadorianische Geschichte. Der Besucher lernt über das Denken und Handeln der andinen Völker, sowie diese ihre Welt wahrnahmen und organisierten, bevor die Spanier das Gebiet eroberten . In einem Raum sind beispielsweise verschiedene „Venus de Valdivia“-Objekte ausgestellt. Dies sind Figuren, die man ins Feld legte und sich von Pachamama (Mutter Erde) Fruchtbarkeit und eine reichhaltige Ernte erhoffte. Ich lerne auch, das Ecuador aufgrund seiner hohen Feuchtigkeit bedeutend weniger gute erhaltene Fundstücke aus präkolumbischen Zeiten hat, als beispielsweise das sehr trockene Peru.
Man sollte sie sich für den Museumsbesuch unbedingt 1,5 Stunden Zeit nehmen.

Casa del Alabado, Cuenca N1-41‬, Quito, Ecuador (zwischen San Fancisco Square and Santa Clara Square)
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag: 9:30 bis 17:30 Uhr / Sonntag und Feiertage 10:00 bis 16:00 Uhr. Montags, Neujahr und Weihnachten geschlossen

2_quito_ist_aktiv_670x350

FOCH ist der Inbegriff für Aktiv! Nachtaktiv und tagaktiv zugleich. Fast alle Touren ins Umland haben in einem der unzähligen Läden von Touranbietern Ihren Ausgangspunkt. Fehlt es einem wie mir noch an dem richtigen Outdoorequipment, kann man dieses in einem der wiederum unzähligen Outdoorgeschäften kaufen. Nur einen Steinwurf entfernt vom Plaza Foch sieht man im Parque Ejido die ecuadorianischen Männer Ecuavolley spielen. Im Parque Carolina wiederum drehen einige früh morgens schon ihre Runden. Ein Netz an Radwegen durchquert die Stadt. Man sieht Geschäftsmänner- und Frauen genauso wie junge Leute auf Rad.Und die Quiteños, die keins besitzen, leihen sich mal schnell eins an einer der vielen BiciQ-Radverleihstationen der Stadt. Immer sonntags von 9 bis 14 Uhr findet in Quito zudem wie in anderen lateinamerikanischen Städten auch der Ciclopaseo statt. Dann ist ein 30 km Strecke nur Radlern, Läufern und Skatern vorbehalten. Um die 40.000 sollen sich wöchentlich daran beteiligen. Aber aktiv ist man auch in den Nächten, und das vor allem wieder in den Straßen um den Plaza Foch. Hier sind Clubs, Bars, Kneipen und Hostels. Hier schläft die Stadt nicht. Hier ist man aktiv.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Quito_Parque_325

Und, seid Ihr auf den Geschmack gekommen? Übrigens, die meisten vorgestellten Ziele liegen auf der Route der Stadttour Quito „Like a Local“

Plaza_SanFrancisco_325 Quito_Verkaeuferin_325
Panorama von Quito

Panorama von Quito

Mein Aufenthalt in Quito wird zum Teil von Quito Tourismus und Metropolitan Touring unterstützt. Alle Ansichten sind meine eigenen.

Verfolgt die Reise auf Instagram unter #purecuador.

Weitere Beiträge zu unserer Ecuador-Reise:

Weitere Beiträge zu Galapagos:

Weitere Beiträge zu unserem Akklimatisierungsprogramm für den Cotopaxi und #high5:

0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert