Jahr: 2016

Lychen

Zwischen Seen, Feldern und Wäldern – Radtour in der Umgebung von Lychen

Es sind nicht sieben Brücken, sondern sieben Seen, auf die ich treffe. Egal, wohin ich auch schreite, jeder Weg endet am Wasser. Wo die letzte Eiszeit sanfte Hügel, Senken und Rinnen formte, liegt heute das hübsche Städtchen Lychen. Glasklare Seen wechseln sich mit Flüssen, Kanälen und Mooren ab – hier lebt es sich gut und erholt es sich fast noch besser, denkt man. Auch wenn sich in der Flößerstadt Lychen eher ein Ausflug auf dem Wasser anbietet, habe ich mich an einem sonnigen Tag in den Sattel geschwungen, um die Umgebung mit Rad zu erkunden. Ob man den Weihnachtsmannradweg oder Uckermärkischer Radrundweg wählt oder einfach eigene Wege durch die goldenen Felder, saftigen Wiesen und duftenden Wälder sucht, ist dabei ganz egal. Ich folge zunächst den mir bereits bekannten Wegen, die über Himmelpfort nach Fürstenberg führen, um dann vom Ruppiner Land Richtung Mecklenburg in die Pedale zu treten. Südlich von Neustrelitz erstreckt sich der zweite, aber kleinere Teil des Nationalparks Müritz, den ich kurz streife. Auf dem Weg zum Weihnachtsmannort Himmelpfort Der Radweg führt zunächst von Lychen an der Draisinenstrecke nach Himmelpfort entlang. Ein wenig wellt …

Green Lake Seattle

Grünes Seattle – Parks und Ruheoasen

Eigentlich hatte ich vor, mich durch die Cafés von Seattle zu testen. Doch dann kam alles anders. Das Wetter war viel zu schön, um die Zeit drinnen zu verbringen. Auch Museen ließ ich größtenteils links liegen. Stattdessen genoss ich die grüne Seite von Seattle und ließ mich viel treiben. Ich lief einfach Straßenzüge ab, lief und lief und lief, bis mir die Waden schmerzten. Ja, man kann auch mit dem Link Light Train oder den Metrobussen die Stadt abfahren, aber ich erkunde Städte meist gern zu Fuß. Damit ich aber nicht nur im Schatten der Hochhäuser lief, die es Downtown zur genüge gibt, suchte ich mir kleine, grüne Oasen. Mal stolperte ich eher zufällig über sie, wie im Victor Steinbrueck Park, im Kobe Terrace Park oder im Cal Anderson Park, mal plante ich sie als kurze Ausflüge. Es gibt so viele Parks, mit etwas mehr Zeit hätte ich gern den Discovery Park erkundet. Hier soll man wandern können. Und Achtung, die Hafengegend ist weniger entspannt. Dort befindet sich aktuell eine riesige Baustelle! Bainbridge Island Für …

Lychen

See-Hopping in der Uckermark – Die Früchte des Sommers

Die knorrigen Äste hängen tief über unserem holprigen Feldweg und ächzen unter der Last der Früchte. Pflaumen, Mirabellen, Kirschen, Äpfel – aufgeregt halten wir am Wegesrand, als ein Fahrzeug mit einem Uckermark-Kennzeichen uns ungeduldig überholt. Sicherlich wird sich der Fahrer denken: Diese Berliner wieder. Was mich heute so entzückt, ließ mich noch in meinen Kindheitsjahren auf dem Land kalt. Doch so ändert sich Wahrnehmung und Bedürfnis. Hastig strecke ich mich zu den Ästen aus, um ein bisschen von dem frischen Obst zu ergattern und abwechselnd in meinem Mund und Beutel verschwinden zu lassen.  Auf dem Weg zur Krüseliner Mühle Die Allee der Früchte, wie ich sie nun nenne, liegt zwischen Beenz und Mechow. Sie führt mitten durch Felder und Wälder und endet für uns an der Krüseliner Mühle am idyllischen Krüselinsee. Es frischt auf, als wir auf der Terrasse der Krüseliner Seeschänke speisen und dem emsigen Treiben der Kanuten aus der Ferne zusehen. Der 1.700 Meter lange Krüselinsee ist der klarste See der Feldberger Seen mit einer Sichttiefe von etwa 12 Metern und bewegt sich …

Am Päijänne-See

Ein Hauch finnischer Sommer – mein Mökki am Päijänne-See

„Observe!“ Ruhig klingen die Worte von Kirsi in der Stille des finnischen Nadelwaldes. Wir haben uns auf einer kleinen Lichtung zwischen den Baumstämmen verteilt. Die Füße sinken in den moosigen Boden und nehmen jede kleine Bewegung wahr, die sich aus dem leichten Zucken des eigenen Körpers ergibt. Mit geschlossenen Augen lausche ich dem Rauschen der Wipfel, das wie eine intensive Melodie in die Ruhe tritt und vom gelegentlichen Vogelgezwitscher begleitet wird. Fast werde ich selbst zum Baumstamm, lasse die Gedanken los und versuche dem Kitzeln der Mücken auf meinen freien Körperstellen zu widerstehen. Sinne schärfen und Festgefahrenes loslassen – man könnte diesen Übungen überall nachgehen, und doch fällt diese Art von Meditation hier besonders einfach. Weil Finnland einfach viel Raum bietet – lokal und mental. Entspannen am Päijänne-See – wildes Finnland Als wir entspannt durch den Wald spazieren, sammeln wir die saftigen Himbeeren, Preiselbeeren und Heidelbeeren von den Büschen. Das Essen liegt hier am Wegesrand. Aus den unzähligen kleinen Mooshügeln, die den Waldboden prägen, wachsen Pilze. Die Finnen sammeln jetzt das, was die Natur hergibt, …

mein.lychen

mein.lychen – mehr als eine Unterkunft in der Uckermark

„Sie reisen jetzt mit mir nach Afrika.“ Angelika Fuss, meine Gastgeberin der nächsten drei Tage im neu eröffneten B&B mein.lychen greift zu einem Schlüsselbund, auf dem in kleinen Lettern „afrika“ geschrieben ist. Dass sie hiermit völlig meinen Geschmack getroffen hat, konnte sie nicht wissen, als sie dieses von sechs Zimmern wählte. Zur Auswahl standen neben Afrika noch Indien, Amerika, Transsilvanien, Mitteldeutschland und Schweiz. Alles Lebensstationen der Besitzer des Bed & Breakfasts mein.lychen Friedrich W. und Konrad Niemann. Zimmer im mein.afrika Die Reise nach Afrika gestaltet sich kurz und stilvoll. Einmal gehen wir die Treppe nach oben und schon dreht sich der Schlüssel im Schloss und wir stehen in einem Zimmer, das durch afrikanische Stilelemente und durch viele Brauntöne im Interieur geprägt ist. Glampingdetails aus der Savanne lassen sich auch in das uckermärkische Schlafzimmer einbringen. So ersetzt eine Kleiderstange mit Stoffbezug den sonst gewohnten rustikalen Kleiderschrank. Auf dem Klappstuhl kann ich am Holztisch abends noch wunderbar arbeiten und daneben befindet sich eine Schale mit afrikanischen Bildbänden und Guide Books, in denen ich nach getaner Arbeit auf …

Kaserne Vogelsang

Lost Place Vogelsang oder lost in Brandenburg

Ein erneuter Ausflug zu den Heilstätten Beelitz hat mich kürzlich wieder auf den Geschmack der Lost Places in Brandenburg gebracht. Orte, die sich die Natur langsam wieder zurückerobert. Orte, die man mit einem erhöhten Pulsschlag betritt, wenn das angebrochene Parkett oder die kaputten Dielen unter den Füßen vibrieren, Putz von den Wänden bröckelt und nur das Vogelzwitschern durch die längst gebrochenen Scheiben in das Innere der Gebäude dringen. Häuser, die überwuchern. Dächer, die eingebrochen sind. Mauern, auf denen Bäume und Gras wächst. Und dann ist da der einzige Farbklecks, der in den letzten Jahren hinzugefügt wurde – Graffitis. Wir sind in Vogelsang.      Anreise nach Vogelsang Man erreicht das Gelände von verschiedenen Seiten. Wir haben ein Stück hinter dem Bahnhof unser Auto abgestellt. Dienlich war diese Karte vom Grundstück. Hier überquerten wir die Schienen und kommen schnell auf einen Weg, der an einer alten, längst eingefallenen Schranke an den Schienen endet. Andere parkende Autos (vornehmlich mit B-Kennzeichen) weisen übrigens darauf hin, das man mit Sicherheit nicht allein ist. Wir liefen ca. 3km durch den Wald auf …

Isalo NP

Isalo Nationalpark – ein Fels in der Savanne

Bald lassen wir das Hochland hinter uns. Die Felslandschaften gehen in Grassavannen über, die in der Regenzeit mit einem kräftigen Grün überzogen sind. Hinter Ihosy schraubt sich die RN7 auf das Plateau von Horombe hinauf. Eintönige Graslandschaften ziehen sich bis zum Horizont hin. Menschen sieht man kaum. Zebuherden der Baras weiden hier. Nach vier Stunden taucht am Horizont eine Felslandschaft auf, vor der ein Regenschauer niedergeht. Isalo sage ich mir. Nur wenige Stunden später finde ich mich auf einem Klappstuhl vor der Felsformation wieder. Über mir leuchtet ein Sternenhimmel, wie ich ihn nur von unbewohnten Wüsten und Urwaldgebieten kenne. Sternschnuppen fallen vom Himmel, während am Horizont zwischen den Felsen Blitze zucken. Klagende Gesänge der ringelschwänzigen Kattas begleiten dieses energiegeladene Spektakel der Natur. Der Wind fühlt sich angenehm kühl auf der Haut an, ohne ein Frösteln hervorzurufen. Wir sind allein auf dem Gelände der Isalo Ranch. Wieder sind wir die einzigen Touristen. Doch in diesem Setting würden Stimmen auch nur stören. Wanderung im Isalo NP Am nächsten Morgen fahren wir zurück ins Dorf Ranohira. Im Büro …

Paphos

Warum ein Besuch der Europäischen Kulturhauptstadt 2017 Paphos lohnt

Liegen verteilen sich großflächig um zwei Pools in der Palmen gesäumten Gartenanlage des Almyra Hotels. Die Meeresoberfläche, auf der Jetskis aufgeschäumte Spuren hinterlassen, glitzert im Sonnenlicht. Man kann diese neben Katamarane hier mieten. Parallel zum Ufer ragen Wellenbrecher aus dem Wasser und stoppen in stürmischen Zeiten die aufgewühlte See, die heute ruhig und glasklar vor mir liegt. Auch wenn ich den Sandstrand vermisse, hat die Stadt doch für ausreichend Wiesenflächen zum Sonnen gesorgt, die vor den Gebäuden bis zur mittelalterlichen Burg direkt am Hafen hinüberreicht. Zudem hindert sie Hotels durch Gesetze daran, die Promenade mit Zäunen und Mauern zu versperren. Die Burg gilt als wichtigstes Wahrzeichen. Das Kastell hatten Osmanen 1592 wieder aufgebaut, nachdem es zuvor von den Venezianern aufgegeben und teilweise zerstört worden war. Heute finden hier im Sommer Konzerte und Aufführungen statt. Wir laufen hinüber, an Postkarten und Souvenirständen vorbei. Zwei- bis dreistöckige Häuser im mediterranen Weiß säumen den Weg, dahinter lugt in der Ferne die Leuchtturmspitze hervor. Ob unter oder über der Meeresfläche – Paphos steckt voller Geschichte. Säulen, Mosaike, Burg, unterirdische Grabstätten – das …

Snøhetta

Mein Aufstieg auf den Snøhetta – mein erster Schnee im Juli

„Ab Mittag gibt es ein Donnerwetter, daher sollten wir bis 12 Uhr auf dem Gipfel sein.“ Was Arne eher beiläufig fallen lässt, zeichnet mir Sorgenfalten ins Gesicht. Nicht, dass ich bezweifle, es bis Mittag auf den 2286 m hohen Snøhetta zu schaffen. Aber zuvor hatte Arne, unser Bergführer, bereits freudig erwähnt, dass es wohl auch Neuschnee auf dem Weg nach oben geben wird. „Da oben sind es Minusgrade – also zieht Euch warm an!“ Ich gehe gedanklich meine sieben Sachen im Koffer durch und bin mir nicht sicher, ob ich für diese Tour gerüstet bin. Aber ein wenig Vorfreude macht sich auch breit, denn ich bin noch nie im Juli durch Schnee gestapft.   Am Vorabend auf der Hütten Snøheim Turisthytte Doch noch sitzen wir im warmen Kaminzimmer der Snøheim Turisthytte, die an diesem Samstag komplett belegt ist. Um uns herum haben es sich sportliche, lässige Norweger gemütlich gemacht. Zwei junge Damen sitzen strickend auf der Eckbank und genießen einen Wein. Die Familien haben Brettspiele aufgebaut. Und draußen räumt eine Gruppe Jugendlicher Müllsäcke und Kisten voller Wanderbekleidung und Verpflegung vom …

Kirgistan

Abenteuer Kirgistan

Gelangweilt schleppt sich der graue Köter von dem Immigration-Häuschen hinüber zur Toilette, dann lässt er sich wieder plumpsen. Viel passiert hier oben nicht – zwischen Tadschikistan und Kirgistan. Längst haben wir uns ausgestempelt – sitzen nun im Niemandsland auf 4000 m Höhe. Der Kopf drückt, Müdigkeit macht sich breit. Und die Frage, warum wir heute Morgen so früh los mussten und an dem herrlich leuchtenden Karakulsee vorbeirauschten, anstatt für ein Foto zu stoppen. Nach zwei Stunden Warten kommt ein Bus vorbeigefahren. Amerikanische Touristen steigen aus und wechseln in unseren Geländewagen. Am härteste Grenzposten der Welt Endlich kann es losgehen – 20 km bzw. eine Stunde fahren wir auf ruckeliger Piste, spüren jeden harten Aufschlag und jede Vibration. Dann verlassen wir das Stück Erde, für das sich niemand verantwortlich fühlt – auch nicht hinsichtlich des Straßenbaus – und stempeln uns an einer der härtesten kontrollierten Grenzen der Welt ein. Kirgistan liegt auf der Drogenschmuggelroute und so wird das Fahrzeug gut durchsucht. Uns hingegen traut man weniger kriminelle Energie zu. Nur beim Fotografierverbot bleiben die Grenzbeamten hart. Nach …