Alle Artikel in: Kleine Fluchten

Über kleine Fluchten für Berliner ins schöne Umland.

Kaserne Vogelsang

Lost Place Vogelsang oder lost in Brandenburg

Ein erneuter Ausflug zu den Heilstätten Beelitz hat mich kürzlich wieder auf den Geschmack der Lost Places in Brandenburg gebracht. Orte, die sich die Natur langsam wieder zurückerobert. Orte, die man mit einem erhöhten Pulsschlag betritt, wenn das angebrochene Parkett oder die kaputten Dielen unter den Füßen vibrieren, Putz von den Wänden bröckelt und nur das Vogelzwitschern durch die längst gebrochenen Scheiben in das Innere der Gebäude dringen. Häuser, die überwuchern. Dächer, die eingebrochen sind. Mauern, auf denen Bäume und Gras wächst. Und dann ist da der einzige Farbklecks, der in den letzten Jahren hinzugefügt wurde – Graffitis. Wir sind in Vogelsang.      Anreise nach Vogelsang Man erreicht das Gelände von verschiedenen Seiten. Wir haben ein Stück hinter dem Bahnhof unser Auto abgestellt. Dienlich war diese Karte vom Grundstück. Hier überquerten wir die Schienen und kommen schnell auf einen Weg, der an einer alten, längst eingefallenen Schranke an den Schienen endet. Andere parkende Autos (vornehmlich mit B-Kennzeichen) weisen übrigens darauf hin, das man mit Sicherheit nicht allein ist. Wir liefen ca. 3km durch den Wald auf …

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Lost Places – Weiße Häuser in Mecklenburg

Es ist ein grauer Herbsttag, an dem ich durch die Wälder Mecklenburgs streife. Immer wieder stolpert man hier nicht nur über Geäst und Pilze, auch Ruinen längst vergangener Zeiten sind manchmal dabei. Als ich das letzte Mal auf einer Radtour Rechlin durchquerte, fiel mir am Ortsausgang ein zerfallenes Gebäude auf. Dieses faszinierte mich so sehr, dass ich wieder zuhause angekommen mehr über Rechlin und seine Vergangenheit herausfinden wollte. Dabei fiel immer wieder meine Aufmerksamkeit auf die „Weißen Häuser“, die wohl versteckt im Wald zwischen Mirow und Rechlin liegen sollten. Über die genaue Lage findet man nur wenige Anhaltspunkte. Immer wieder öffnen sich als erstes seltsame Foren mit einschlägiger Gesinnung, auf die ich keinen Mausklick setzen wollte. Und so suchte ich selbst meinen Weg an diesem Sonntag zwischen Granzin, Teerofen und Qualzow – mitten im dichten Nadelwald, durch dessen Dach die schwachen Sonnenstrahlen nur noch wenig Licht zu schicken vermochten. Mich fröstelte es nicht nur angesichts der Temperaturen, sondern auch die Schilder in der Umgebung ermutigten mich nicht gerade dazu, diese vergessenen weißen Häuser aufzusuchen – denn diese mahnten zur Vorsicht …

Rheinsberg, Deutschland, puriy

Rheinsberg – zwischen Seen, Schloss und schönen Künsten

Wieder klappern die Hufe über das alte Kopfsteinpflaster der Stadt. Es ist nicht die erste Kutsche, die uns in der weitläufigen, typischen brandenburgischen Allee überholt. Wer nach Rheinsberg kommt, verspürt ein bisschen den Charme alter Zeiten. Immer wieder habe ich Bilder meiner Schulzeit von Fontane vor Augen. Und da dürfen Kutschen und niedrige Häuserfassaden natürlich nicht fehlen. Was auch nicht fehlen darf, ist das Schloss, für das das beschauliche Städtchen mit perfekter Wald- und Seenlage weit über das Ruppiner Land hinaus bekannt ist. Viele Jahre fuhr ich regelmäßig durch Rheinsberg auf meinem Weg in den Norden. Allenfalls für ein Eis oder einen Stopp in der Bäckerei reichte meist die Zeit. Manch eine Kanutour begann hier auch vor Jahren. Doch eines war immer gleich – ein verhülltes Schloss. Mal war es die rechte, mal die linke Seite, nie bekam ich die volle Schönheit zu sehen. Der Ort, an dem Friedrich der Große seine glücklichen Kronprinzenjahre verbrachte, entfaltete sich nie in seiner vollen Pracht. Was auf dem ersten Blick wie eine normale brandenburgische Architektur aussieht, wurde von …

Müritz, puriy

In einem Tag um die Müritz – 100 km mit Rad

Da ist sie, die frische Seeluft, die steife Brise, die im Norden immer ein Stück heftiger weht. Als wir den geschützten Wald, den wir größtenteils an der Ostseite der Müritz durchfuhren, am Ortseingang von Waren verlassen, kämpfen wir gegen die Sturmböen an. Dunkle Wolkenschichten schieben sich über uns hinweg, während neben uns am Uferweg das Wasser in Wellen an Land schwappt. Wir haben den größten Binnensee Deutschlands (auf deutschem Gebiet) erreicht – die Müritz. Leichter Nieselregen stäubt uns einen Hauch Frische ins Gesicht, doch uns dürstet es eher nach Wärme. Wir suchen das Kietzspeichercafé auf, um bei Kaffee und Kuchen zu entscheiden, ob wir die Müritzumrundung an dieser Stelle fortsetzen – unsere Radtour um die Müritz an einem Tag. Etwa ein Drittel liegt hinter uns, aber erst jetzt sehe ich die Müritz das erste Mal auf dieser Tour vor mir: Von Blankenförde sind wir über Granzin, Speck, Federow bereits nach Waren geradelt. 32 km in knapp zwei Stunden mit wenigen Fotostopps. Das klingt nicht viel, ist auch nicht viel, aber meine Erkältung der letzten Woche …

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Eine Radtour um den Tollensesee

Ein bisschen Eiszeitgefühl überkommt mich an diesem Ostersonntag. Wir haben uns die Räder geschnappt, um ein Stück auf der Eiszeitroute zwischen Feldberg und der Vier Tore Stadt Neubrandenburg entlang zu radeln. Eine Radtour um den Tollensesee. Der kalte Wind weht mir harsch entgegen, als ich wieder mit strammem Tritt mal steile, mal leichtere Hügel der Moränenlandschaft passiere, die den ca. 10 km langen und 2,5 km breiten Tollensesee und die angeschlossene 3 km lange und 2,5 km breite Lieps sanft umschließen. Schlösser von Hohenzieritz und Prillwitz Bevor wir uns auf die Räder schwingen, halten wir noch einmal in der 500 Seelen-Gemeinde Hohenzieritz, ein kleiner Ort im Schatten eines Schlosses. Die Königin des Hohenzollernhauses, Luise von Preußen, starb hier 1810. Ihr Vater Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz ließ das cremeweiße Schloss als Sommerresidenz erbauen, in dem heute das Nationalparkamt sitzt. Und auch das Sterbezimmer von Luise mit dem Sarkophag kann nun besichtigt werden. Wir widmen uns aufgrund der wenigen Zeit nicht dem Inneren des Schlosses, sondern dem umgebenden Schlosspark, den Luises Vater ab 1771 als ersten Landschaftsgarten …

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Mecklenburg-Vorpommern zum Jahreswechsel

Flucht aus Berlin betreibe ich seit nunmehr zehn Jahren am Ende des Jahres. Aus einer einst unbewussten Entscheidung wurde inzwischen Regelmäßigkeit. Zuerst war es Uganda, dann Äthiopien, später folgten Panama, Peru, Kolumbien. Und dann war da plötzlich Meck-Pom, Mecklenburg-Vorpommern! Was ich irgendwann mal auf Usedom begonnen hatte, ist inzwischen eine Selbstverständlichkeit. Am Jahresende geht es an die Küste oder zumindest zwischen die vielen Seen in den Wald. Wo kann man auch besser Altlasten abwerfen und zugleich auf Neues vorausschauen als am Wasser. Irgendwann mache ich das auch mal im Wasser, aber noch scheue ich das Eisbaden. Andere am Strand von Warnemünde sind da etwas härter im Nehmen und trocknen sich bei 6 Grad Lufttemperatur und einer sehr steifen Brise ab. Mit einem letzten Bad schließen sie das Jahr 2014 ab während viele Touristen und Einheimische einen letzten Strandspaziergang im funkelnden Licht der untergehenden Sonne am mit 150 Metern breitesten Sandstrand der deutschen Ostseeküste genießen. Hier werden hinter einer Absperrung schon pyrotechnische Geschütze aufgefahren. Noch begeistert die Natur mit ihrem Farbspiel am Himmel. Über die Ostsee …

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Mit Longboard das Lausitzer Seenland entdecken

Ein langes Wochenende steht bevor. Zeit für einen Ausflug ins nahe gelegene Lausitzer Seenland – wo zu Zeiten des real existierenden Sozialismus die großen Schaufelradbagger standen und sich Braunkohlemondlandschaften erstreckten. Ich muß zugeben, mich selbst verschlug es damals nie in diese Gegend. Nichts lag ferner von einem Erholungsgebiet als die Gegend rund um Senftenberg. Ich habe noch immer die Erzählungen in den Ohren, wie unzählige Orte weichen mußten, um das Plansoll zu erfüllen. Es kommt mir wie ein anderes Leben vor als ich an diesem Ort an den unzähligen Seen vorbeifahre. So kann also Transformation funktionieren – vom Kohltagebau zum Erholungsgebiet, unterschiedlicher kann eine Region kaum sein. Um so erstaunlicher ist also, was ich hier vorfinde. Mit unseren Longboards unter den Füßen wollten wir nun dieses beeindruckende Seengebiet erkunden. Was wir vorfanden, ist ein Paradies für Aktivitäten mit Rad- und Rollensportgeräten. Kilometerlange asphaltierte Wege rund um die Seen locken Fahrradfahrer, Inlineskater, Sommerskifahrer, aber nur eine handvoll Longboarder an die frische Luft. Man kann sich ganz der Freiheit auf dem Board hingeben und sich den Wind …

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Der Ruf des Hirsches – Safari im Müritz NP

Es ist ein sonniger Morgen am diesem Herbstwochenende, als ich morgens von Blankenförde über Zartwitz durch den Müritz NP radle, um pünktlich um 12 Uhr in Boek zu sein. Während Lars noch einmal umkehren musste, und ich allein durch die Kiefern-, Buchen- und Birkenwälder in die Pedalen trete, lausche ich im Fahrtwind dem Röhren der Gänse und Kraniche, die ich durch die Wipfel nur erahnen kann. Ich weiss nicht, wann ich das letzte Mal allein durch einen Wald geradelt bin, aber ich ahne, an diesem Morgen so ziemlich einsam auf diesem Weg zu sein. Und doch weiss ich auch, ich werde beobachtet. Denn in diesem Wald gibt es durchaus Leben. Seit ich nahezu jedes Wochenende regelmäßig den Müritz Nationalpark besuche, sind mir schon unzählige Rehe, ein paar Waschbären, Dachse, Füchse, Wildschweine und natürlich viele Raubvögel begegnet. Safari geht auch in Deutschland! Nachdem ich letztes Jahr den Kranichzug am Rederangsee beobachtete, wollen wir dieses Mal der Hirschbrunft beiwohnen. Doch die brünftigen Hirsche wissen sich in diesem Paradies für Tiere gut zu verstecken. „Die sind ja auch …

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Reif für die (Ostsee)Insel – Darss vs. Rügen

Jeder Schritt zwischen Decke und Meer wird vom Quietschen unter den Füßen begleitet. Feinkörniger Sand schiebt sich zwischen die Zehen. Ich bahne mir meinen Weg zwischen Windschutze, Muscheln, Sonnenschirmen oder Strandkörben. Egal, was es ist, die Urlauber suchen Schutz – Schutz vor der Sonne, Schutz vor dem Wind, Schutz vor den Nachbarn. Dabei wird gern mal hinter dem Stofftuch das Fernglas gezückt. Zu viele Segel, die aus dem Meer ragen und Neugier oder Sehnsucht anheizen. Dabei wird der Sucher auch gern mal auf das vorbeilaufende Wesen gerichtet: Oben T-Shirt, unten nackt. Schutz suchend und zugleich auch Nacktheit präsentierend. Nirgendwo ist Deutschland so deutsch wie am Strand – dieser Tage. Auch ich begebe mich an diesen heißen Sommerwochenenden gern an den Strand, bin reif für die Insel. In drei Stunden ist man von Berlin nicht nur an der Küste, sondern auch auf den Inseln und Halbinseln der Ostsee. Nichts bringt mich so schnell in Urlaubsstimmung wie ein Tag am Meer. Wenn Ihr wissen wollt, wo Ihr mich an den Sommerwochenenden findet, hier! Ich nehme Euch mit …

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Es war einmal Brandenburg {inkl. Bonus-Tipps für den Nordosten)

Seit einem Jahr rauschst Du an mir vorbei. Oder ich rausche an Dir vorbei. Oder so ähnlich. Jede Woche, wenn ich durch deine majestätischen Linden- und Eichenalleen auf dem Weg gen Norden düse, denke ich darüber nach, wie schön es einst mit uns war. Die Liebe startete so ziemlich genau im Sommer 1997. Als ich ein Jahr zuvor endgültig nach Berlin zog, wollte ich eine Großstadt. Doch im Sommer, wenn die Hitze sich in die Straßen legte und jeder von Berlin und seinem Drive schwärmte, dürsteten meine Poren nach Wasser. Es war Zeit für eine Erfrischung. Ob nach der Uni, vor der Arbeit oder am Sonntagmorgen, wenn ich aus den Clubs kam – immer war Zeit für ein Stück Brandenburg und seine Seen. Häufig setzte ich mich spontan ins Auto und fuhr einfach allein für 3-4 Stunden raus – Gorinsee, Liepnitzsse, Werbellinsee, Bauernsee – alle waren schnell vom Prenzlauer Berg aus zu erreichen. Irgendwann reichten mir die kurzen Erfrischungspausen im Umland nicht mehr, meine einstigen Geheimtipps wurden Jahr für Jahr zu ausgetretenen Pfaden der Großstädter. …