Alle Artikel mit dem Schlagwort: Ecuador

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Galapagos durch die Schnorchelbrille

Bunte Fischschwärme ziehen unter mir vorbei. Nüchterner Sand- und Steinboden bildet die Kulisse, keine leuchtende Farben von Korallen, die vom Wesentlichen ablenken könnten. Es ist ein reduziertes Aquarium, in das plötzlich ein übergroßer Rochen gleitet. Ein Tier, das meine Maße überschreitet, lässt mich tatsächlich einen Augenblick erstarren. In diesem Moment schwebt der Rochen in die nebulöse Pazifikwelt weiter und zieht hinter sich seine lange Flosse her. Ich will mich umdrehen, doch schnell lenken drei andere Tiere ihre Aufmerksamkeit auf sich. Zwei Meter unter mir gleiten drei Seelöwen hindurch und tanzen fast mit mir. Erst im Wasser begreift man, wo man wirklich ist: mitten im Pazifik, mitten am Äquator, mitten in Darwins Zoo. Galapagos ist ein Name, der jedem Erstaunen abfordert. Die Erwartungen sind einfach so hoch. So hoch, dass ich am ersten Abend fast ein bisschen enttäuscht bin, als ich „nur“ Lavamöwe, Fregattvogel, Pelikan, Rote Klippenkrabbe, Meeresechse und Flamingo abhaken kann. Vielleicht hatte ich mir gleich am ersten Tag riesige Schildkröten- und Seelöwenkolonien vorgestellt. Vielleicht waren auch die Echsen einfach viel größer in meiner Vorstellung. …

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Yasuni Nationalpark – Der Ruf der Wildnis

Seit Einbruch der Dunkelheit zirpen die Grillen noch lauter. Ein monotones Uiu, wie das Aufziehen eines Bogens, begleitet das schrille Geräusch, das durch jede Ritze unserer Cabaña dringt und sich bis in die tiefen Gehörgänge bohrt. Immer weitere Klänge stimmen in das Konzert vor unserer Tür ein. Uiuuu, uiuuu… Wenn ich nur wüsste, wie dieser Wicht aussieht, der mich nicht schlafen lässt. Im Urwald geht man früh zu Bett und steht ebenso früh auf. Im Urwald geht alles ums Überleben, und so scheint der Spruch „der frühe Vogel fängt den Wurm“ noch einmal eine andere Perspektive auf das Leben und die Natur zu werfen. Morgens um 6 Uhr mit dem ersten Sonnenstrahl wird auch unser Camp aktiv. Wir fahren ein Stück mit dem Boot hinaus, um uns von einem Nebenfluss aus auf eine dreistündige Wanderung zu begeben. Napo ist nichts zum Fotografieren sondern zum Erleben. Unter dem dichten Blätterdach mag die Natur nur halb so viel Strahlkraft wie auf Galapagos entfalten, wenngleich sich hier ein Vielfaches an Fauna unter dem Wurzelwerk des Eisenholz oder den faulenden Blättern auf …

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Der Geschmack von Quito

Als ich vom Turismo Quito nach einem kurzen Statement für die 7 neue Weltwunder-Bewerbung gefragt wurde, herrschte in meinem Kopf ein heilloses Durcheinander. Auf dem Weg zum Flughafen, stoppte ich in Mariscal vor dem beliebten Fotomotiv, dem Plaza Foch, und erzählte vor der Kamera, was Quito für mich ist. Historische Altstadt, einmalige Lage inmitten der Vulkanstraße, vibrierendes Nachtleben, gute Küche, freundliche Menschen – aber da war doch noch mehr? Quito ist goldig, süß, kreativ, aktiv, historisch… – Quito ist irgendwie anders und doch auch für jedermanns Geschmack. All das, was ich in dem Moment nicht sagen konnte, muss jetzt noch irgendwie raus. Ich bin noch nicht lange im Land, da sehe ich schon die ersten Republica del Cacao-Läden in den Straßen. Diese sind das Juan Valdez (kolumbianische Kaffeekette)  von Ecuador – sie verkaufen nur eben keinen Kaffee sondern alles rundum das Thema Schokolade. Dass es sich hierbei um hochwertige Tafeln handelt, die überwiegend in die Körbe von Touristen wandern, ist mir schnell klar. Qualität hat ihren Preis! In einer kleinen Kopfsteinpflasterstraße am Rande der Altstadt liegen hinter einem …

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Ankern im Vulkankegel oder auf Genovesa piepst es

Um 2.30 Uhr nachts soll es gewesen sein, als das Navigationssystem am Bord 0°00′ anzeigte. Gern hätte ich den Blick auf den Äquator gewagt, doch in Ecuador ist man ohnehin ständig am Überqueren des nullten Breitengrads und all die Wasser- und Eispielchen hatte ich bereits einige Tage zuvor im Intinan Museum absolviert. Wir befinden uns nun auf der Nordhalbkugel, und das Wasser im Waschbecken gibt uns Recht. Unser Schiff, die Santa Cruz, hat sich gegen 1 Uhr auf nördlichen Kurs begeben. Wieder begleitete uns Motorengeräusch im Schlaf, das erst um 6 Uhr stoppte, als wir den Vulkankessel der kleinen Insel Genovesa erreicht hatten. Genovesa ist die einzige Insel, die man im Norden besuchen darf. Und spektakulär ist unser Ankerplatz dazu auch noch. Eine kleine Öffnung zeigt gen Pazifik, ansonsten ragt an allen Seiten des hufeisenförmigen Kraters eine ca. 15 bis 20 m hohe Steilküste in verschiedenen Brauntönen gen Himmel, der sich zu unserer Ankunft sehr zugezogen zeigt. Der für diese Jahreszeit typische Nieselregen Garua liegt in der Luft und legt eine dünne Schicht Wasser auf unsere Haut. …

Auf dem Gipfel des Cotopaxi

Atemlos in den Anden – Bergsteigen auf dem Cotopaxi

Wie eine Raupe in ihrem Kokon liege ich in meinem Schlafsack eingewickelt. Seit drei Stunden starre ich aus der kleinen Öffnung durch eines der sechs Triple-Stockbetten hindurch in die helle Vollmondnacht. Zwei Sterne leuchten am Himmel. Wieder huscht ein Schatten durch den Schlafsaal, etwas später höre ich die Klopülung. Dieses Geräusch begleitet mich nun seit wir uns um 18.30 Uhr zum Schlafen gelegt haben und lässt mich nicht zur Ruhe kommen. Nervosität und Anspannung sind deutlich zu spüren, nicht nur bei mir, sondern bei jedem hier. Um 22 Uhr greifen wir scheinbar erleichtert im Schein unserer Stirnlampen zu Thermounterhose, Wärmehose, Latzhose, T-Shirt, zwei Longsleeves, zwei Fleecepullover, Jacke, zwei Paar Handschuhe, Mütze, meiner neu erworbenen Hasskappe, drei paar Strümpfen, Bergschuhen. Jeder Handgriff sitzt. Noch einmal wird der abends gepackte Rucksack gecheckt: zweite Jacke, Sonnencreme, Sonnenbrille, Gatorade, Snickers, Powerbar Energiegels, Apfel, Thermoskanne mit warmem Tee, Wasser, Steigeisen, Eisaxt und Wanderstock. Es herrscht eine emsige Stille während wir im Speiseraum fast meditativ unsere Marmeladenbrote kauen und ich mich mit meinem Coca-Tee auf die Höhe vorbereite. Kurz vor 23 …

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Rabida, Bartolome und 370 Stufen zum Postkartenmotiv

Der morgendliche Weckruf reißt mich um 7 Uhr aus dem Schlaf. Wir haben bereits gestern Abend Rabida erreicht, doch erst jetzt leuchtet uns der glutrote Felsen mit dem gleichfarbigen Strandstreifen entgegen. Es ist wieder eine kurze Pangafahrt, die uns „Albatrosse“, wie man die achtköpfige deutsche Gruppe nennt, von der kleinen Insel trennt. Erneut landen wir nass und begeben uns zunächst auf einen kurzen Wanderweg, um die Aussicht, Flora und Fauna zu genießen. Rábida ist eine bewaldete Insel, doch nur auf den Bergspitzen sprießen die grünen Blätter. Ansonsten stehen die Weihrauchbäume (Palosanto) eher nackt da. Oder fast nackt, denn hier und da sind sie von Ochillas (Flechten) bekleidet. Feigenkakteen zieren den Weg. Manchmal sieht man ein blaues Bändchen. Vor zwei Jahren wurden auf auf Rabida binnen zwei Wochen alle Ratten erfolgreich ausgerottet, und diese Bändchen deuten noch heute auf die Giftstellen hin. Im Rahmen dieses Großeinsatzes wurden nicht nur alle Menschen, also Besucher, von der Insel verbannt, sondern auch die Bussarde wurden eingefangen und auf eine andere Insel gebracht. Nach dem Spaziergang geht es wieder auf …

Am Ziel – auf dem Corazon

Corazon – oder ein beherzter Aufstieg

Lateinamerika geht nicht ohne Corazon, Ecuador auch nicht. Aber ein Herz für sich zu gewinnen, ist leider nicht einfach. Dabei war das Herz unter den Vulkanen noch nicht mal geplant. Eigentlich sollte heute unser Ruhetag sein. Doch wie sagte es Eran vom Touranbieter so schön, will man einen Berg besteigen, muss man auf den Berg, auf seinen Guide und auf seinen Körper hören. Und genau Letzterer meldete sich in der Nacht, die zwischen den Bergen Pasochoa und Illinizas Norte lag, sehr intensiv. War mir Auf- und Abstieg des Pasochoa noch problemlos gelungen, hörte ich auf den Rat meines Guides und aß am Abend als Vorbereitung auf den Illinizas Norte mehr als mein Magen wollte. Wer abnehmen möchte, dem sei ohnehin ein Aufenthalt in der Höhe geraten, denn in meiner Zeit in der Hostería PapaGayo auf 3200 m Höhe war ich total appetitlos. Vielleicht hätte ich mehr auf meinen Magen als auf den Ratschlag hören sollen, dann hätte ich mich in der Nacht auch nicht des Essens entledigen müssen. Von der Schlaflosigkeit und den Kopfschmerzen erst gar nicht …

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Urwald-Theater am Napo: Papageishow mit Ehrengast

Seit 1,5 Stunden sitzen wir nun auf diesen Plastikhockern auf einer Aussichtplattform. Wer bis jetzt durchgehalten hat, starrt unvermindert auf die Parrot Clay Licks des Napo Wildlife Centers, ein Ort, an dem die Papageien und Sittiche aus der Umgebung mit einem Umkreis von 34 km ihre Mineralien aufnehmen, um die Giftstoffe der Nahrung, die aus Samen besteht, zu neutralisieren. Doch so ganz will es mit der Mineralienaufnahme der kleinen grünen Piepmätze nicht klappen. Sie tarnen sich lieber im Geäst oder flattern aufgeregt unter einer faszinierenden Geräuschkulisse umher. Die Faszination, die die Kobaltflügelsittich ausstrahlen, hält leider nur für 20 Minuten an, dann macht sich auf der Aussichtplattform schon die erste Müdigkeit breit. Wir wissen nicht ganz, was passiert, weshalb wir so lange hier bleiben. Noch schwirren die kleinen Sittiche in den Baumwipfeln, doch nach und nach tasten sie sich weiter nach unten durchs Geäst. Die ersten Köpfe der Zuschauer hängen nach einer Stunde, das mag auch das Lunchpaket nicht stoppen. Pssst! Auch Unterhaltungen sind strikt untersagt, nach weiteren 20 Minuten weiß ich, dass ich in diesem …

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Wenn der Berg ruft – Pasochoa

Behutsam setzen wir jeden Schritt in die karge Landschaft. Die Baumgrenze haben wir längst passiert. Ein steiniger Weg führte uns die ersten Meter von unserem Parkplatz den Pasochoa hinauf, doch dann lösten Horstgräser und Schopfrosetten der Páramo-Vegetationszone die hochwachsenden Sträucher und Bäume ab. Von hier an ging es steiler hinauf. So wie die Gewächse an Höhe verlieren, nimmt unser Bergführer José das Tempo raus. Es fällt mir schwer, mich dem Gesetz der Berge zu unterwerfen. Mein Kopf sagt „schneller“, mein Körper sagt „langsam ist besser“. Mein Atem gibt meinem Körper Recht. Vorgestern waren wir noch auf Meereslevel, gestern fuhren wir von der 2850 m hoch gelegenen Hauptstadt Quito in unser 3200 m hochgelegenes Basislager Hosteria PapaGayo und nun geht es auf 4199 m hoch hinaus. Das erfordert Behutsamkeit und stetiges Hineinhorchen in den Körper, aber der fühlt sich besser als vermutet an und das macht nun mal das langsame Dahinschreiten echt schwer. Der in der „Allee der Vulkane“ gelegene Pasochoa soll unser erster Berg zur Akklimatisierung für den 5897 m hohen Cotopaxi sein. Ein Viertausender …

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Santiago – Galapagos ist Expedition

Monotones Motorengeräusch begleitet mich im Schlaf. Eine fünfstündige Nachtfahrt führt uns von der Insel Santa Cruz nach Santiago oder James Island, wie die Insel noch genannt wird. Hinter den Lamellen der Jalousie zeichnet sich ein Sonnenaufgang ab, den ich zu verpassen bereit bin, so müde bin ich noch. „Galapagos ist nicht Urlaub“, meinte unser Guide Marycarmen gleich am ersten Tag. Und sie hat Recht, es ist eine „Expedition“ oder eben Erkundungsarbeit. Dazu gehört auch der morgendliche Weckruf um 7 Uhr, das Frühstück um 7.15 Uhr und dann… Ja, und dann? Die Gruppe, die nicht Schnorcheln möchte, fährt mit den Booten aus, während wir Wasserratten noch auf dem Sonnendeck die Aussicht genießen können. Den Blick auf Santiagos Steilküste gerichtet, in der zig Vögel nisten, oder über die Wasseroberfläche des Pazifiks schwenkend, über die Wellenläufer stolzieren. Auch spielende Seelöwen sind von unseren Liegen aus zu sehen. Doch zu viel Muse tut nicht gut. Also geht es gut organisiert an die Ausgabe der Schnorchelausrüstung. Und ab 9.30 Uhr erfährt diese auch gleich ihren Außeneinsatz – das erste Tiefseeschnorcheln …