Alle Artikel mit dem Schlagwort: südamerika

Copacabana

Copacabana und der Platz an der Sonne

Geschafft, wir sind an unserem Ziel. Einmal Copacabana! Natürlich zieht es uns nach einer langen Busfahrt gleich an den Strand, tauchen dort unsere Füße unter atemberaubender Kulisse in das türkisfarbene Wasser ein. Der Sand kitzelt ein wenig unter den Füßen. Halt! Ich schreie laut auf. Irgendetwas ist hier falsch! Das 12 Grad kalte Wasser schmerzt. Der Traum von Copacabana kann 2700 km östlich besser geträumt werden. Dort, wo gerade die Sonne gefühlt 24 Stunden vom Himmel platzt, in Brasilien. Doch wir sind im Norden Boliviens. Anstatt den Blick auf den Zuckerhut genießen wir die bezaubernde Bergkulisse der Anden, statt Meeresbrise schnappen wir auf knapp 4000 Metern noch immer nach Luft. Und dann ist da der Regen, der uns seit Tagen begleitet. Die Fahrt von Puno (Peru) nach Copacabana gibt schon einen wunderbaren Vorgeschmack auf das, was uns in der Kleinstadt erwartet. Die Straße windet sich entlang am schier endlos wirkenden See, führt vorbei an Buchten, die zum Baden einladen. Doch das wäre ein sehr kühles Unterfangen. Die tief liegenden Wolken spiegeln sich im klaren Wasser des …

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Pisco S(o)ur – eine Reise ins Ungewisse

Wir wollen nach Pisco! Pisco „en el Sur“ – im Süden. Am zweiten Tag des Jahres scheint die Hauptstadt Perus noch zu schlafen. Zumindest ist dies unser Eindruck, als wir endlich am Schalter der Busgesellschaft Ormeño stehen, zu der uns der Taxifahrer gebracht hatte. Der Bahnhofsgang mit den Schaltern ist – untypisch für lateinamerikanische Verhältnisse – ziemlich verwaist. Hier wird so bald kein Bus abfahren. Der Mann hinter dem Schalter bestätigt mit einem Kopfschütteln unsere Befürchtung. Nach Pisco fährt erst morgen wieder ein Bus. San Clemente könnten wir aber heute erreichen. San Clemente? Klingt wie eine gut gewaschene Clementine – also kaufen wir ein Ticket. In drei Stunden soll es losgehen. Doch kaum haben wir unsere Tickets erworben, drängen uns zwei Typen zu einem Bus. Der würde jetzt losfahren. Schnell werden wir reingeschoben. Und eh wir uns versehen, ist die Fahrerkabine zu und wir sind schon unterwegs. Wir schauen uns um, doch hier herrscht freie Platzwahl – schließlich sind wir die einzigen zwei Fahrgäste. Die erste Freude, keine drei Stunden warten zu müssen, weicht nun …

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Chile, das Land auf einem Pulverfass

Ich hätte es wissen müssen,  denn mein chilenischer Freund hatte es mir schon vorher gesagt. Eine Woche bevor ich nun endlich seine Heimat kennenlernen sollte, meinte er, dass in Santiago gerade die Erde bebe. Chile, das Land auf einem Pulverfass. Ich bin schon oft in Ländern herumgereist, in denen die Möglichkeit bestand, dass die Erde beben oder ein Vulkan ausbrechen könnte, aber ich hatte noch nie hautnah ein derartiges Erlebnis vor Augen. Die Erde lebt, sie bewegt sich, sie brodelt. Aber, wenn man in Deutschland lebt, könnte man manchmal denken, sie steht still. In Chile wurde ich eines Besseren belehrt. Es begann im Reserva Nacional Malalcahuello-Nalcas. Das Ziel unserer Wanderung sollte der Crater Navidad sein. Wir stapften durch Asche und erkaltete Lava. Auf einmal eröffnete sich uns ein Blick auf einen gewaltigen, kilometerlangen und sehr breiten erkalteten Lavastrom, der sich mit aller Gewalt durch die Landschaft walzte, als der Crater Navidad im Jahr 1988 zum letzten Mal Feuer spie. Alles Leben schob er davon, alle Bäume, alle Pflanzen, alles. Nichts blieb übrig. Ich blieb wie eine …

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Kolumbien – Auf den Spuren des Fußballs (Teil1)

Wir schreiben Dienstag, den 19. Juni 1990. Um 17 Uhr trifft im San Siro von Mailand das noch nicht wiedervereinigte Deutschland (West) im Rahmen der Fußballweltmeisterschaft auf die Vertretung Kolumbiens. Es war ein der Jahreszeit entsprechend heißer Tag in der Lombardei. Am Vortag war ich zusammen mit ein paar Freunden in einem Neunsitzer aus dem Raum München kommend gen Süden aufgebrochen. Unterwegs lauschten wir auf Musikkassette den Klängen zeitgenössischer Schlager wie etwa „Azzurro“ von den Toten Hosen oder „World in Motion“ von New Order. Genächtigt haben wir aufgrund finanzieller Engpässe auf einem Campingplatz am Comer See. Weit nach Einbruch der Dunkelheit eingetroffen, wurden wir vom Pförtner mit offenen Armen empfangen: Die Übernachtung für WM-Besucher wäre heute gratis. Obendrein gab’s zwei Flaschen Rotwein als Willkommensgruß. Unsere Standardantwort auf die Standardfrage der Italiener, wer denn Weltmeister werden würde, war in diesen Tagen entgegen aller Erwartungen stets „Kamerun!“. Damit war das Eis meist gebrochen. Bekloppte eben, die keine Ahnung vom Fußball haben – aber von wegen: Von einer Welle der Sympathie getragen, zogen die Afrikaner immerhin ins Viertelfinale …

Ushuaia

Der Antarktis ganz nah – Ein Bootsausflug auf dem Beagle Kanal

Kaum sind wir dem deutschen Winter entkommen und in den argentinischen Hochsommer katapultiert worden, fliegen wir schon wieder dem Frühling oder Herbst entgegen – je nach Sichtweise. Es wird kalt werden, ganz sicher, und hell – denn auf Feuerland sind gerade so etwas Ähnliches wie die weißen Nächte – aber eben auf Südlich. Als wir die Wolkendecke durchbrechen erblicke ich schneebedeckte Gletscher, an denen wir nur ein Haarbreit vorbeigleiten. Zu wenig Platz ist zwischen Gebirgskette und Meer – dort wo sich Ushuaia und sein überschaubarer Flughafen befinden. Kleine Inseln im Beagle Kanal, türkisfarbenes Wasser und eine etwas in die Jahre gekommene Stadt. Welcome to Ushuaia! Den geschäftigen Flughafen lassen wir bald hinter uns, genießen die Frische, die in der Luft liegt. Der erste Eindruck von der Stadt ist eher trist, gar etwas morbide. Als wir rausgehen, um die Stadt zu erkunden, setzt der Regen ein und mit ihm scheinen die Menschen zu verschwinden. Die leeren Straßen und die etwas heruntergekommenen Wohnhäuser hinterlassen ein seltsames Gefühl vom Ende der Welt oder vielmehr vom generellen Ende. Am …

Sucre

Abgeschossen – oder wenn Südamerika närrisch wird

Vorab, ich bin ein Karnevalsmuffel. In Berlin lebt es sich so auch ganz gemütlich. Woanders auf der Welt weniger. Dass ich Ostern und Weihnachten regelmäßig in meinen Reiseplanungen für Lateinamerika berücksichtigen muss, da hier und da manchmal gar nichts mehr geht, ist mir schon hinlänglich bekannt. Doch als ich in der bolivianischen Andenstadt Oruro die gewaltigen Aufbauarbeiten für die Straßenumzüge des weltbekannten Karnevals erblickte, ahnte ich noch nichts Böses. Ich spürte nur meinen gewöhnlichen Reflex – schnell weg hier, bevor es zu voll wird. Ja, ich mag es nicht, wenn es eng wird. So mag ich es beispielsweise auch nicht, wenn mir regelmäßig irgendein lächelnder Zuspätkommer im Yogakurs seine Matte auf meine wirft, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, mit dem Fremden hier jetzt fast übereinander liegend herum zu stöhnen und herabschauende Hunde mit Löwenatmung zu praktizieren. Ich mag auch nicht, wenn in der Bahn ein ganzer Waggon voller Plätze frei ist, aber sich der einzige Passagier direkt neben mich setzt. Und auch am Strand ist es normalerweise heiß genug, da brauche ich nicht …

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Mein Ecuador

Interview mit Ilona Schäkel. Welche drei Orte sollte man Deiner Meinung nach in Ecuador gesehen haben und warum? Teleférico Quito: In Quito führt eine Seilbahn direkt in den Himmel. Von der Bergstation der Teleférico auf etwa 4.000 Metern hat man einen atemberaubenden Blick über die Hauptstadt, die sich in das langestreckte Tal ergießt – Anden-Panorama inklusive. An klaren Tagen reicht die Sicht bis zum 50 Kilometer entfernten, schneebedeckten Gipfel des Vulkans Cotopaxi. Wer gut akklimatisiert ist, kann von der Seilbahnstation noch einmal 800 Höhenmeter einen steilen, aber technisch einfachen Pfad auf den Krater des Vulkans Rucu Pinchincha hinaufklettern. Bergwälder rund um Tena: Die Stadt Tena im „Oriente“ ist zwar keine Schönheit, aber ein guter Ausgangspunkt für Trekkingtouren in den tropischen Bergregenwald. Und der ist hier so satt und saftig, dass man ihn gar nicht mehr verlassen will. Mein Tipp: Lokale Agenturen und Hostels vermitteln Kontakte zu indigenen Guides, die dir auf ein- oder mehrtägigen Touren die Flora und Fauna im Primärwald zeigen. Wer in verwunschenen Urwaldlagunen baden möchte und sich nicht vor nassen Gummistiefeln fürchtet, …

Evo_Morales

Viva la EVOlucion! La Paz im Ausnahmezustand

Irgendetwas war anders. Als ich heute Morgen meine tägliche Strecke zur Sprachschule in Sopocachi lief, waren die Straßen im Zentrum von La Paz leerer und doch auch zugleich voller. Voller mit Autos, leerer mit Menschen. Ich lief wie immer vom Hexenmarkt die Calle Murillo in Richtung Plaza Estudiante und wunderte mich über die seltsame Atmosphäre. In der Sprachschule angekommen erhielt ich die Nachricht meiner Lehrerin, dass sie sich verspäten würde, denn sie stecke im Stau. Später erzählte sie mir, der gesamte Prado sei gesperrt und daher quetschten sich alle Autos durch die kleinen Nebenstraßen. Aber weshalb war die Lebensader der Stadt gesperrt? In den letzten Tagen hatte ich täglich Demonstrationen in der Stadt erlebt. Immer wurden irgendwo Schilder in die Luft gestreckt und lauthals protestiert. Überhaupt, gab es keinen Tag, an dem nichts los war und die Stimmung war ohnehin politischer aufgeladen, als ich es mit vorgestellt hatte. An meinem ersten Tag in La Paz geriet ich vor dem Regierungspalast in einen Auflauf an Journalisten. Hier musste etwas im Busch sein. Also drängte ich mich …

Guatapé

Geflutet. Oder Urlaub machen wie Kolumbianer in Guatapé

Man liebt es oder man liebt es nicht. Ich habe mich bereits am zweiten Tag meines Aufenthaltes in Medellin für letzteres entschieden und suche nach einem „Fluchtplan“. Da fällt mir wieder ein Gespräch mit einem kolumbianischen Paar in Berlin ein, das mir unbedingt einen Ausflug nach Guatapé empfahl. Auf meinen vergangenen drei Reisen nach Kolumbien war ich niemandem begegnet, der mir von dieser Region berichtete. Umso mehr weckte dieser Tipp nun doch mein Interesse und so wollte ich reisen wie es Kolumbianer tun. Nur 90 km nordöstlich von Medellin fand ich das umschwärmte Kleinod, das mir die erhoffte Ruhe gegenüber Medellin bieten sollte. Nachdem ich im Zentrum Medellins mehrfach von der Polizei auf „kriminelle Energien“ hingewiesen wurden war, mit der Bitte, vorsichtig zu sein und meine Kamera zu verstecken, gab ich genervt auf und hakte für diese Reise das Großstadtkapitel ab. Ich wollte mich treiben lassen durch die künstliche Welt der Botero-Skulpturen im Stadtzentrum und nicht nur in dem aufgemotzten Stadtteil Poblado aufhalten. Ich wollte mich einfach frei bewegen. Und so setzte ich mich in …

Salar de Uyuni

Eine salzige Sache – meine Tour in die Salzwüste Uyuni

Wir hätten es ahnen müssen.  Als wir am Vorabend unserer Tour in den Salar de Uyuni  in dem Büro von Travel Agency Tupiza Tours nachfragten, wie viele wir seien, sagte man uns vier. Hinter den Namen unserer Mitfahrer war die Notiz Horseback Riding vermerkt. So wunderte es uns auch nicht, als diese beiden Personen am nächsten Tag nicht in unserem Geländewagen saßen. Stattdessen würden uns drei lethargische Mittzwanziger Franzosen begleiten und ein Fahrer/ Guide, der weder die einen noch die anderen Qualitäten erkennen ließ… An einem Samstagmorgen im Februar brachen wir mit drei weiteren Geländewagen von Tupiza mit dem Ziel Salar de Uyuni auf. Natürlich sollte diese Tour unsere Spannung immer mehr auf einen Höhepunkt hinleiten – die Salzwüste. Wir teilten uns auf und fuhren gemeinsam im Schlepptau mit einem anderen Geländewagen, in dem eindeutig die sympathischeren Begleiter saßen – drei britischen Mädels und zwei Franzosen, aber das sollte uns nicht stören. Denn am Anfang sah alles nach einer vielversprechenden Tour aus. Am ersten Tag fuhren wir gen Westen an imposanten Steinformationen der Sillar vorbei und …