Dieses Jahr haben wir wieder in vielen fremden Betten geschlafen. Und damit meine ich nur rein privat.
In 12 Monaten waren das 17 Reisen an 107 Tagen, an denen wir in 50 Betten schliefen.
Unser höchstes Bett: Flame Tower in Baku
Unser wackeligstes Bett: Cruise Santa Cruz vor Galapagos
Unser unbequemstes Bett: Schutzhütte Cotopaxi in Ecuador
An unseren bisherigen Reiserändern hat sich auch 2014 nichts verändert. Dieses Jahr haben wir uns mehr im Süden und Westen umgesehen:
Nördlichster Punkt: Kap Arkona (Deutschland)
Südlichster Punkt: Kap der Guten Hoffnung (Südafrika)
Westlichster Punkt: Galapagos (Ecuador)
Östlichster Punkt: Abşeron (Aserbaidschan)
Doch mehr Statistik gibt es nicht – sondern vielmehr das, was nebenbei noch passierte.
Was wir neben unseren Nächten in der Welt so erlebten, haben wir noch einmal zusammengefasst.
Januar / Februar
Ich war noch nie in den Alpen. Das sollte sich Anfang dieses Jahres ändern. Ich wollte endlich mal dort Ski fahren, wo es auch wirklich Schnee gibt. Leider taute der Schnee in Österreich unter unseren Füßen weg – so dass die heiß ersehnte erste Schneeschuhwanderung in meine Leben nicht so idyllisch durch verschneite Wälder führte. Aber die Loipen Richtung Vilsalpsee war noch gut genug, um ein paar Trainingseinheiten mit dem Olympiazweiten Peter Schlickenrieder zu drehen.
Nebenbei: Bei unserer Abholung fragte ich den Fahrer, wo denn unser Wagen stünde. Da meinte er, direkt vor mir. Mein Blick fiel auf den Schriftzug Porsche Cayenne, mit dem wir in 1,5 Stunden über die Landstraßen nach Innsbruck rasten und uns Geschichten über russische Touristen anhörten.
Als Salseros einmal durch die Straßen Havannas tanzen. Endlich sollte dies 2014 in Erfüllung gehen. Auf unserem zweiwöchigen Roadtrip durch Kuba spielte Musik eine große Rolle, wir waren aber auch von den Städten angetan und den offenen Einblicken, die uns die Menschen während unseres Aufenthaltes gaben. Wir erlebten ein Kuba hinter Puderzuckerstränden, Tabakfeldern, verfallenen Fassaden und Che.
Nebenbei: Kuba hat Autobahnen, yes. Aber irgendwie hatten wir immer Schwierigkeiten, diese zu erkennen. Vor all den Kutschen, Mopeds und Fahrrädern, die sich auch auf die Auffahrt begaben, fuhren wir einfach vorbei.
Das erste Mal Malle, Lars wollte dieses Ziel sportlich angehen und radelte drei Tage durch die Berge und verwaisten Orte, wo sonst Katzenberger, Jürgen Drews und Co. auf Mallorca Kneipen betreiben.
März / April
Mit Padua besuchte ich eine der ältesten Städte Italiens, die schon Shakespeare in “Der Widerspenstigen Zähmung” zum zentralen Schauplatz machte. Neben der historischen Altstadt schipperte ich auf dem Brenta-Kanal vorbei an den herrlichen venezianischen Villen und genoss die Thermenlandschaft in den vulkanischen Euganeischen Hügeln.
Von Padua fuhr ich mit dem Zug weiter nach Ravenna und übte mich dort im Mosaikkunsthandwerk und in der Pastazubereitung. Zudem klapperte ich in drei Tagen die acht UNESCO-Weltkulturstätten aus dem 5. und 6. Jahrhundert n.Chr. ab.
Nebenbei: Eine Woche Italien und man nimmt zu. Das Geheimnis der schlanken Italiener bei all den Mahlzeiten ist mir noch immer ein Rätsel.
In Malta wurde gleich eine ganze Stadt als Gesamtmonument zum UNESCO-Welterbe erklärt – und das zu Recht. Valletta ist nicht nur klein und sicher sondern wunderschön. Valletta drückt Melancholie und Zuversicht gleichermaßen aus und ist meine Stadt 2014.
Nebenbei: Valletta ist so schön, dass ich die Stadt am liebsten nicht verlassen wollte. Besonders morgens und abends, wenn sich keine Touristenmassen in der Stadt aufhalten, streunte ich durch Valettas Gassen.
Ich bin nur noch selten in dem Bundesland, in dem ich aufwuchs. Und dabei ist es doch ganz schön. Das grüne Herz Deutschlands -Thüringen – hat auch kulturell einiges zu bieten. Endlich habe ich mich einmal gezielt in Weimar und Eisenach umgesehen. Goethe, Schiller, Bach kennt ja jeder. Aber dass in Eisenach auch das größte zusammenhängende Villengebiet Europas liegt, das war mir neu.
Mai / Juni
Guatemala ist Farbe. Bunte Chicken-Busse und Marktstände, farbfreudig gekleidete Menschen oder leuchtende Hausfassaden. Ich bin zurückgekehrt in ein Land, dass ich zuvor nur einmal kurz besuchte. Ob auf den Spuren der Mayas in Tikal oder zu Besuch beim Maximón am Lake Atitlan oder auf dem prächtigen und zugleich größten Markt Mittelamerikas in Chichicastenango – Guatemala bietet frei nach puriys Motto die pralle Vielseitigkeit an Natur, Menschen, Kultur.
Nebenbei: Es ist der Anfang meiner Reise und ich bin in Tikal. Mir liegt der Urwald und die Pyramiden der Maya-Stätte zu Füßen, als ich losfotografieren will. Doch dann versagt mitten auf der Pyramide Nummer IV meine Kamera und ich bestreite die restliche Reise mit Handy-Kamera.
Honduras’ Großstädte tauchen regelmäßig in den Listen der gefährlichsten Orte auf. Und auch mein Blick fällt auf dem Weg vom Flughafen ins Stadtzentrum von San Pedro Sula gleich auf eine „Reparación de armas“. Vielleicht hilft es mir, dass ich das Vertraute suche und so drängen sich in den vier Tagen Honduras im Schnelldurchlauf eher die schönen Seiten des Landes auf. Ich habe vor 12 Jahren schon einmal zwischen den Maya-Stätten von Copan gestanden, habe die Unterwasserwelt der Bay Islands erkundet. Und irgendwie pocht mein Herz ganz laut. Die schwüle Luft, die üppige Natur, die herzlichen Menschen – Honduras hat mich wieder wie damals tief getroffen.
Nebenbei: Auf dem Rückweg von den Bay Islands überlässt uns der frische Tourismusminister seinen Wagen. In einem gepanzerten Hummer fahren wir durch die Straßen von San Pedro Sula, eine der gefährlichsten Städte der Welt, sagt man – manchmal wäre unauffällig doch besser.
El Salvador – das kleine mittelamerikanische Land hatte für mich bisher nicht allzu viel zu bieten, dachte ich und machte einen Bogen drumherum. Doch dann kam die Chance, mich doch mal umzuschauen und mich eines Besseren belehren zu lassen. Satte Vulkane, guter Kaffee, bunte Städtchen und Strände zum Surfen. Touristen sieht man kaum – vielleicht, weil sie alle so denken, wie ich bisher. El Salvador hat viel zu bieten und eignet sich durch seine kurzen Wege auch für Leute mit wenig Zeit. Mein Geheimtipp 2014!
Nebenbei: In El Salvador sollen auch Autofahrten kurzweilig gestaltet werden. Anstatt einer Ampel oder eine Polizisten regelt hier auch hin und wieder mal ein Clown den Verkehr.
Auf Mallorca auf Tuchfühlung mit der Magie der Triathlonfamilie. Im Wettkampf harte Konkurrenz um die Top-Platzierung und nach dem Zielspurt wird die Leistung des Gegners mit einer Umarmung anerkannt.
Nebenbei: Mit 550 Metern ist sie eine der längsten Wechselzonen im Triathlonzirkus. Mein persönliches Highlight, Abendessen mit Andreas Raelert.
Bisher kannte ich nur Sofia, aber nachdem mich schon die Schwarzmeerküste Rumäniens begeistert hatte, wollte ich nun noch die Bulgarische erkunden. Es waren jedoch nicht nur das Schwarze Meer und seine Strände, die mich am Ende in Bulgarien wirklich faszinierten sondern die geschichtsträchtigen Städte Solopol und Burgas – die kleinen „Inseln“ im Meer. Und langweilig wurde es mir hier auch nie, so probierte ich zwei Sportarten zum ersten Mal aus – Golf und SUP.
Nebenbei: Air Bulgaria hat (fast) immer Verspätung oder fällt einfach aus. Nach einer morgendlichen Blitz-Fahrt, erreichten wir den Flughafen und konnten durchatmen. Auch dieser Flieger fiel wieder aus und somit hatten wir noch Zeit zum Kaffeetrinken bis zum Abflug.
Juli / August
Wir vermessen nicht nur die Welt, sondern auch Deutschland. Lars radelte in fünf Tagen von Kiel nach Konstanz einmal durch Deutschland.
Ob unsere erste Besteigung eines knapp 6000er, eine Reise in den Amazonas-Urwald fernab der Zivilisation oder eine Kreuzfahrt in der Inselwelt von Galapagos – in Ecuador jagte ein Highlight das Nächste und nach unserer Rückkehr mussten wir uns tatsächlich kneifen und fragen, war das jetzt alles wahr? Auf jeden Fall war Ecuador unser Reiseziel der Superlativen 2014!
Nebenbei: Nachdem wir nach unserem Cotopaxi-Aufstieg ziemlich müde Quito erreichten und ich dort meine Sachen noch einmal zusammenpacken wollte, bemerkte ich, dass mein Pass fehlte. Es war bereits 17 Uhr und am nächsten Tage sollte ich mich um 13 Uhr auf dem Weg zum Flughafen machen. Ich telefonierte herum, doch mein Pass war nirgends aufgetaucht und die Botschaft hob nicht mehr ab. Dann bekam ich nach zwei Stunden den Rückruf meiner Unterkunft, in der ich vor 7 Tagen übernachtet hatte. Man hatte hier doch noch meinen Pass gefunden – und ich war nur noch einen Fußweg entfernt.
September / Oktober
Gerührt oder geschüttelt? Nicht nur ein Erdbeben überraschte mich in diesem Land, sondern auch der starke Wind, der uns vor den Toren von Baku mächtig im Auto durchschüttelte. Das Kaspische Meer, der Kaukasus und die am tiefsten gelegene Hauptstadt – Aserbaidschan war ein totaler Kontrast zu meinen sonstigen Reisezielen. Hinter hohen Mauern lugten märchenhafte Häuser hervor und weckten meine Neugierde. Baku, die Stadt der Winde, Aserbaidschan, das Land des Feuers – die Naturgewalten spielen hier schon etwas verrückt. Und dann sind da noch hunderte Schlammvulkane und eine faszinierende Architektur. Aserbaidschan ist mein Exot 2014!
Nebenbei: Auf meinem Rückweg über Istanbul vergass ich meinen Laptop im Flieger. Als ich dies leider erst um 23 Uhr zuhause bemerkte, war die Recherche schwer. Ein Callcenter-Mitarbeiter in Indien machte mir wenig Hoffnung. Am nächsten Morgen wiederholten sich diese enttäuschenden Telefonate, so dass ich es irgendwann aufgab. Als um 13 Uhr mein Telefonat klingelte und sich ein Mann von Turkish Airline mit der frohen Botschaft meldete, er hätte da etwas, was ich sicherlich vermisse, war die Freude groß.
November / Dezember
Nach 14 Jahren kehrte ich ans Kap zurück und war begeistert von der kulturellen Vielfalt Kapstadts, eine Stadt, die nicht minder hipsterig ist als andere Großstädte der Welt. Plötzlich gibt es Orte wie die Old Biscuit Mill und der Food Market an der Waterfront – ähnlich wie die Neue Heimat in Berlin. Aber auch ein ausgebautes Bussystem, das ich so von damals nicht kannte. Aus dem schlichten Greenpoint-Stadion wurde in der Zwischenzeit das Capetown-Stadion. Aber als ich Kapstadt von der Spitze des Tafelbergs und vom Helikopter aus von oben sah, kam das Gefühl wieder zurück. Was diese Stadt damals wie heute ausmacht, ist ihre grandiose Lage! Mein szenischster Ort 2014.
Nebenbei: Willkommen in Afrika. Etwas, was ich liebe und mich zugleich nervös macht, ist der lässige Umgang mit Zeit. Unsere Township-Tour will auch 30 Minuten vor Abfahrt nach Robben Island noch nicht enden, obwohl der Hafen eine ganze Ecke entfernt ist. Im Gegenteil – bei unserer Abholung sitzen noch zwei junge Damen im Auto, die nun von Langa nach Gugulethu gebracht werden wollen. Unser Guide wird nicht müde, uns weiter interessante Details zu erklären. Doch als wir uns 15 Minuten vor Ablegen der Fähre noch immer nicht auf dem Weg zur Waterfront befinden, machen wir ihm noch einmal klar, das es jetzt doch höchste Zeit wäre. Was folgt ist eine Raserei, bei der der Fahrer alles im Stadtverkehr weghupt, was stört. Am Ende erreichen wir die Fähre, die 20 Minuten Verspätung hat. Da ist es wieder, das Gefühl für Zeit.
Rückkehr auf den Power-Kontinent. Dieses Mal wurden aus Safaris Game Drives und aus üppiger Natur weite Wüstenlandschaften. Und im Land, das weltweit am zweitdünnsten besiedelt ist, sind in dieser Jahreszeit auch nur wenige Touristen unterwegs. Etwas befremdend kam jedoch das Deutsche mitten in Windhoeks Straßen daher. Und so sind Kuchenstuben, Biergärten, Brötchen & Co. in Namibia keine Seltenheit.
Nebenbei: Zig zerplatzte Reifen säumen den Straßenrand. Und auch ich rechne jeden Moment mit solch einem Vorfall. Auf einer sehr wenig befahrenen Straße ist es dann ein überholendes Fahrzeug, das uns einen Stein in die Frontscheibe schlägt. Ich beginne mich tierisch aufzuregen, dass wir jetzt den Ärger mit der Vermietungsfirma haben, nur weil dieser Typ auf Kiesuntergrund nicht langsamer fahren konnte. Nur eine Stunde später soll unsere angebrochene Scheibe nur unser kleinstes Problem sein, als wir erst schlittern und uns dann zweimal überschlagen. Wir haben Glück im Unglück und bleiben beide unversehrt. Aber es sind genau diese Momente, die einen dann nachdenklich machen am Ende des Jahres.
Auf unserer Fahrt nach Meck-Pom kurz vor Silvester hören wir im Deutschlandfunk, dass eine vierköpfige Familie aus Berlin in Namibia verunglückt ist. Die Tochter überlebte, die restliche Familie verstarb auf dem Straßenstück zwischen Walvisbay und Swakopmund. Manchmal kann das Schicksal ziemlich hart zuschlagen – irgendwo. Umso mehr danke ich meinem Schutzengel und hoffe, er bleibt mir noch lange zuhause und auf meinen Reisen treu.
Ich wünsche Euch allen viele schöne Reiseglücksmomente in 2015. Ob direkt vor der Haustür oder in der Ferne! Reist sicher und bleibt gesund!